Beila Bertel Gerson geb.Helmenreich
*4.3.1902 in Krukenitz; ✡ 1944 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater unbekannt Helmenreich; ✡?
Mutter unbekannt ✡ ?
Geschwister unbekannt
Beruf Diplom-Gartenarchitektin
Adressen Krukenitz; Hannover; Berlin; Spreenhagen; Neuendorf
Portätfotos von Charlotte Joel
Heirat 1930 in Berlin Martin Gerson *15.3.1902 in Czarnikau; ✡ 1944 in Auschwitz
Kinder
Ruth Emmy Gerson *28.2.1932 in Ströbitz, Cottbus
Mirjam Johanna Gerson *16.9.1934 in Berlin
Weiterer Lebensweg
Bertel Helmenreich war die Pflegetochter der Montessori-Protagonistin Clara Grunwald;
Bertel Helmenreich zur Ausbildung als Gartenarchitektin an der Gartenbauschule in Ahlem, wo Martin Gerson nach Abschluss des Studiums zum Diplom-Landwirt Fachlehrer ist
1926 -1929 Bertel Helmenreich gestaltet im sächsischen Elbsandsteingebirge bei Rathen ein Alpinum mit seltenen Alpenpflanzen (heute Rhododendronpark Kleine Bastei)
Ende der 1920er Jahre leitet er die Hauber-Baumschulen in Dresden-Tolkewitz.
1930 Heirat mit Martin Gerson
1930 Martin Gerson Mitbegründer der Jüdischen Landarbeit GmbH, die ein mehr als 200 Hektar Land umfassendes Siedlungsprojekt in Groß Gaglow bei Cottbus betreibt.
1933 wird die Einrichtung von den nationalsozialistischen Behörden enteignet.
Bertel Gerson als Wirtschaftsleiterin mit ihrem Ehemann Doppelspitze des Lehrgut Schocken Gut Winkel bei Spreenhagen
Martin Gerson Inspektor der Reichsvertretung der deutschen Juden RVJD für alle Hachschara-Zentren in Deutschland
August 1939 Rundreise durch die Hachscharazentren mit zwei Abgesandten aus Palästina , um für eine Alija auf einem bereits gecharterten Schiff zu werben
Oktober 1939 mit Ehemann und Kindern in Spreenhagen, Gut Winkel
Mai bis September 1941 Auflösung der Hachscharalager Ahrensdorf, Jessen, Havelberg; Verlegung der Chaluzim in das Lehrgut Neuendorf im Sande; nur ein kleiner Teil darf noch im Landwerk selbst arbeiten, die meisten werden zur Zwangsarbeit bei Unternehmen in Fürstenwalde verpflichtet.
19.6. 1941 Aufgabe von Gut Winkel
20.6.1941 mit Ehemann und zwei Töchtern ins Landwerk Neuendorf im Sande; Gerson übernimmt die Betriebsleitung
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung der noch bestehenden in „Jüdisches Arbeitseinsatzlager“
Das jüdische Umschulungslager Gehringshof
19.8.-16.9.1941 Beila Gerson mit beiden Töchtern in das jüdische Umschulungslager Gehringshof in Hattenhof bei Fulda; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD.
November 1941 ihre Pflegemutter Clara Grunwald mit ihrer Freundin, der Fotografin Charlotte Joel aus Berlin nach Neuendorf
2.4.1942 Verhaftung der älteren und der bereits bei der Gestapo zuvor auffällig gewordenen Chaluzim aus Neuendorf und Deportation auf Lastwagen in eine große Turnhalle nach Frankfurt/Oder
3.4.1942 Deportation dieser Neuendorf-Gruppe mit 1009 Personen nach Warschau
November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
31.3.1943 Die Belegschaftsliste des Landwerk Neuendorf enthält 96 Männer (drei abwesend) und 76 Frauennamen
7.4.1943 Zustellung der Transportlisten für Neuendorf; Ana Borinski schreibt:
„ … am 7. April kommen die Listen. Es sind alle aufgeführt, nur die Mischlinge nicht, das sind vier
Chawerim und eine Chawerah; … außerdem bleibt Martin Gerson mit seiner Familie, der später nach Theresienstadt gehen wird.“
10. 4.1943 169 Chawerim aus Neuendorf mit LKW nach Fürstenwalde, von dort mit der Bahn nach Berlin; zu Fuß ins Sammellager ehemaliges jüdisches Altenheim Große Hamburger Straße 26; in Berlin vom Transport zurückgestellt 16 Personen (Geltungsjuden, Juden aus privilegierten Mischehen etc.)
Bertel Gerson und Familie bleiben noch in Neuendorf, bevor sie auch nach Berlin gebracht werden.
16.6.1943 Bertel Gerson mit Familie mit dem 97. Alterstransport I/96 am nach Theresienstadt. Martin Gerson gemeinsam mit anderen für die Gemüsegärten des Wachpersonals und für die Sauberkeit von Grünflächen zuständig
1.10. 1944 Martin Gerson meldet sich freiwillig zum Transport E m von Theresienstadt nach Auschwitz
23.10.1944 Berthel mit ihren Töchtern auf Transport E t von Theresienstadt nach Auschwitz
Laut Zeitzeugen sollen alle unmittelbar nach der Selektion an der Rampe in den Gaskammern ermordet worden sein
Gedenken
14.6.1989 Pages of Testimony von Martin Gersons Nichte Jehudit Vadi und zahlreiche weitere
26.4.1992 Pages of Testimony von Martin Gersons Nichte Erika Diergardt Gerson aus Dortmund
Quellen
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5029166
BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)
Harald Lordick, Das Landwerk Neuendorf: Berufsumschichtung – Hachschara – Zwangsarbeit; in Pilarczyk, Ulrike (Hrsg) Hachschara und Jugendalija, Schulmuseum Steinhorst, 2019
Lore Shelley (Editor), The Union Kommando in Auschwitz, Lanham, New York, London, 1996
Wiehn Erhard (Hrsg) Wer hätte das geglaubt, 2010, Hartung Gorre Verlag
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten
Harald Lordick, Landwerk Neuendorf in Brandenburg, in: Kalonymos, 2017, Heft 2
Esther Bejerano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989
Esther Bejerano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013
Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970
Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386
Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015
Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883