Ernst „Jarus“ Jaruslawsky
*25.6.1895 in Marienburg; ✡ 8.1.1942 in Bielefeld Gadderbaum
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Wilhelm Wolf Jaruslawski *23.3.1859 in Rastenburg; ✡6.4.1930 in Marienburg
Heirat der Eltern 14.10.1890
Mutter Hedwig Frankenstein *17.12.1864 in Allenstein; ✡ 1.9.1942 in Theresienstadt
Geschwister
Erna Jaruslawski *9.7.1891 in Rastenburg;12.2.1940 in Piaski; oo Erich Schlomann
Frieda Jaruslawski * 15.1.1893; Dez 1942 in Berlin; oo Simon Motulsky
Grete Jaruslawski * 16.9.1899 in Marienburg; *30.11.1941 in Riga; oo Lesser
Beruf Drogist; nach dem Tod des Vaters Inhaber einer Seifenfabrik
Adressen Marienburg; Spreenhagen; Bielefeld
Heirat 27.8.1940 in Bielefeld mit Charlotte Lotte Jenny Wobser *24.1.1911 in Pr. Holland, Ostpreußen; 1943 in Auschwitz
Kind –
Weiterer Lebensweg
17.5.1939 Ernst Jaruslawski in Marienburg bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Charlotte Wobser in Spreenhagen, Gut Winkel bei Minderheiten-Volkszählung
Sommer 1939 Ernst J. nach Spreenhagen
Betriebsleiter im Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a
1939 Nachdem zahlreiche, in Bielefeld lebende Jüdinnen und Juden in „Judenhäusern“ zwangseingewiesen wurden, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a und Paderborn, Grüner Weg 86;
Anfang September entstand zunächst ein Wohn- und Arbeitslager in der Koblenzer Straße 4 (heute: Artur-Ladebeck Straße 6): Ernst Jaruslawski mit Lotte Wobser von Spreenhagen in das neu eröffnete Umschulungslager Bielefeld
5.9.1939 Ernst Jaruslawski von der RVJD als Lagerleiter Koblenzer Straße eingesetzt. Er musste dem Gestapomann Wilhelm Pützer, der das Judenreferat leitete, täglich Bericht erstatten und Weisungen entgegennehmen.
26.3. 1940 erfolgte wegen der räumliche Enge der Wechsel in das Lager in der Schloßhofstraße 73a. Dort bestand auch eine Unterkunft für alte und kranke Jüdinnen und Juden („Siechenheim“) als Einrichtung der RVJD.
1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt.
Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt.
Paul Hoffmann’s Sohn Daniel berichtet von verschiedenen Auseinandersetzungen der Chawerim mit Jaruslawski:

Hoffmann berichtet von einem weiteren Konflikt:

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung „Jüdisches Arbeitseinsatzlager Bielefeld“
27.11.1941 Deportation der Schwester Grete nach Riga. Der gesamte Transport wird direkt nach Ankunft noch vor den lettischen Juden aus dem Ghetto Riga in einer Massenerschießung von etwa 17000 Juden am Rigaer Blutsonntag im Wald von Rumbula ermordet.
8.1.1942 Tod von Ernst Jaruslawski in Bielefeld, in Gadderbaum, hier befanden sich die Koblenzer Straße und die Bodelschwingschen Kliniken; nach Erinnerungen einer Schwägerin erlitt wegen der Aufregung über die Deportation seiner Schwester Grete nach Riga an einem Herzinfarkt.
Die Auflösung des Arbeitseinsatzlagers Bielefeld
Ende Februar/März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz deportiert, um den Arbeitskräftebedarf im Nebenlager Buna zu decken.
27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Bielefeld“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.
1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Bielefeld, mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz
2.3.1943 die Witwe Lotte Jaruslawski mit den 69 Insassen des Lager Bielefeld Schloßhofstraße und allen 98 Chawerim aus dem Arbeitslager Paderborn ab dem Güterbahnhof Bielefeld für 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz.
8.1.1942 Tod in Bielefeld, in Gadderbaum, hier befand sich die Koblenzer Straße und die Bodelschwingschen Kliniken; nach Erinnerungen einer Schwägerin wegen der Aufregung über die Deportation seiner Schwester nach Riga an einem Herzinfarkt.
Kommissarischer Nachfolger wird der Büroleiter Bernhard Neustädter bis Februar 1942
Gedenken
Quellen
Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de992706
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302_1.jpg
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013
Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998