Samson Cioma Schönhaus
*28.9.1922 in Berlin; ✡ 22.9.2015 in Biel-Benken
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Beer Schönhaus *4.2.1898 in Minsk; ✡16.8.1942 in Sobibor
Mutter Feiga Bermann *16.10.1899 in Minsk; ✡ 1942 in Sobibor
Geschwister –
Beruf Maler; Grafiker,
Adressen Berlin, Sophienstraße 33; Bielefeld; Basel; Biel
Heirat
Kinder
Vier Söhne
Weiterer Lebensweg
17.5.1939 mit beiden Eltern in Berlin bei Minderheiten-Volkszählung
Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a
1939 Nachdem zahlreiche, in Bielefeld lebende Jüdinnen und Juden in „Judenhäusern“ zwangseingewiesen wurden, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a und Paderborn, Grüner Weg 86;
Anfang September entstand zunächst ein Wohn- und Arbeitslager in der Koblenzer Straße 4 (heute: Artur-Ladebeck Straße 6). Das Haus beherbergte zuvor die Praxis des nach Holland geflüchteten Orthopäden Dr. med. Bernhard Mosberg.
1939 zur Hachschara in das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Koblenzer Straße 4
März/April 1940 wegen der räumliche Enge Wechsel in das Lager in der Schloßhofstraße 73a, einem ehemaligen Gutshof.
Dort bestand auch eine Unterkunft für alte und kranke Jüdinnen und Juden („Siechenheim“) als Einrichtung der RVJD. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt.
23.3.1940 Wechsel von der Koblenzer Straße 4 in das Lager in der Schloßhofstraße 73a
1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt.
Cioma Schönhaus hält in seinen Erinnerungen an Bielefeld fest:
„Das Arbeitslager der ‚Reichsvereinigung der Juden in Deutschland‘ hat uns wie gewöhnliche Arbeiter an die Firma Pollmann in Bielefeld vermittelt. […] Keine Autos weit und breit. Nur drei jüdische Jungen fahren auf ihren Rädern zur Arbeit. Wolfgang Pander, der schon einmal wegen seines losen Mundwerks ein paar Monate im Konzentrationslager gesessen hatte. Erstaunlicherwesie haben sie ihn entlassen. Vorher war er Regieassistent im Filmstudio seines Vaters. Er ist vierundzwanzig Jahre alt.“
18.8.1940 abgemeldet aus Bielefeld nach Berlin
1940 -1941 Kunstgewerbeschule.
1941-Juni 1942 Zwangsarbeit u. a. in einem Rüstungsbetrieb
Vater Beer im Strafgefängnis Berlin Tegel
13.6.1942 Eltern von Berlin nach Sobibor/Majdanek
Ab Sommer 1942 untergetaucht in der Illegalität in Berlin, Alias-Namen „Günther Rogoff“, „Peter Schönhausen“ und „Peter Petrow“. Arbeit als Passfälscher; Austausch der Fotos aus echten, als verloren gemeldeten Pässen;
Fahndungsfoto in: Sonderausgabe zum Deutschen Kriminalpolizeiblatt vom 30. September 1943, herausgegeben vom Reichskriminalpolizeiamt, Berlin
1943 – die Gestapo suchte bereits gezielt nach ihm – fuhr er in Wehrmachtsuniform mit dem Fahrrad von Berlin zum Bodensee.
26.10.1943 Grenzübertritt mit einem von ihm selbst gefälschten Wehrpass in die Schweiz am Übergang Öhningen.
Fluchtobjekte von Cioma Schönhaus: Strassenkarte, Dokumentenhülle, und der Brustbeutel in dem sie aufbewahrt wurden, heute in der Sammlung des Jüdischen Museums der Schweiz
Foto: Elwira Spychalska Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International
Weitere Ausbildung zum Grafiker an der Kunstgewerbeschule in Basel mit einem Stipendium
22.9.1915 in Biel-Benken
Gedenken/Filme
2017 Film Die Unsichtbaren – Wir wollen leben, mit Interviewausschnitten
2022 Film Der Passfälscher
Stella. Ein Leben. Unveröffentlichter Film über Stella Goldschlag, jüdischer Gestapo-Spitzel, die 600-3000 Juden in Berlin an die Gestapo verraten haben soll
Quellen
Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)
Der Passfälscher. Die unglaubliche Geschichte eines jungen Grafikers, der im Untergrund gegen die Nazis kämpfte. Hrsg. von Marion Neiss. Scherz Verlag, Frankfurt am Main 2004
https://de.wikipedia.org/wiki/Cioma_Sch%C3%B6nhaus
Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302_1.jpg
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013
Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998
www.80jahrepogrom.jgpb.de/erwin-angress/
Sonderausgabe zum Deutschen Kriminalpolizeiblatt vom 30. September 1943, herausgegeben vom Reichskriminalpolizeiamt, Berlin