Charlotte Lotte Jenny Jaruslawski geb. Wobser
*24.1.1911 in Preußisch Holland, Ostpreußen; 1943 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Ludwig Udo Wobser*19.8.1881 in Berlin; ✡1952

Verlobung der Eltern 8.8.1908
Mutter Alice Helfft *11.4.1887 in Wurzen; ✡ 26.12.1944 in Shanghai Ghetto
Geschwister
Gertrude Wobser *20.1.191 in Preußisch Holland; ✡ 1994 in Delmenhorst; oo Walter Sprung

Ilse Wobser *11.9.1912 in Preußisch Holland; ✡29.3.1997 in Sun City; Arthur Behrend
Gerd Gerald Wobser Webster *29.10.1922 in Preußisch Holland; oo Mela
Beruf Lehrerin; Wirtschaftsleiterin
Adressen Preußisch Holland; Spreenhagen; Bielefeld
Heirat 27.8.1940 in Bielefeld mit Ernst „Jarus“ Jaruslawsky *25.6.1895 in Marienburg; ✡ 8.1.1942 in Bielefeld Gadderbaum
Kind –
Weiterer Lebensweg
17.5.1939 Ernst J. in Marienburg bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Charlotte in Spreenhagen, Gut Winkel bei Minderheiten-Volkszählung
Sommer 1939 Ernst J. nach Spreenhagen

September 1939 Lotte Wobser als Wirtschaftsleiterin in Gut Winkel, Spreenhagen
1939 Eltern und Schwester Ilse mit Ehemann Arthur nach Shanghai
Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a
1939 Nachdem zahlreiche, in Bielefeld lebende Jüdinnen und Juden in „Judenhäusern“ zwangseingewiesen wurden, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a und Paderborn, Grüner Weg 86;
Anfang September entstand zunächst ein Wohn- und Arbeitslager in der Koblenzer Straße 4 (heute: Artur-Ladebeck Straße 6): Ernst Jaruslawski mit Lotte Wobser als Wirtschaftsleiterin von Spreenhagen in das neu eröffnete Umschulungslager Bielefeld
5.9.1939 Ernst Jaruslawski von der RVJD als Lagerleiter Koblenzer Straße eingesetzt
26.3. 1940 erfolgte wegen der räumliche Enge der Wechsel von 57 Bewohnern in das Lager in der Schloßhofstraße 73a. Dort bestand auch eine Unterkunft für alte und kranke Jüdinnen und Juden („Siechenheim“) als Einrichtung der RVJD.

1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt.
Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt.
Paul Hoffmann’s Sohn Daniel berichtet von verschiedenen Auseinandersetzungen der Chawerim mit Jaruslawski:

Hoffmann berichtet von einem weiteren Konflikt:

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung „Jüdisches Arbeitseinsatzlager Bielefeld“
8.1.1942 Tod von Ernst Jaruslawski in Bielefeld, in Gadderbaum, hier befanden sich die Koblenzer Straße und die Bodelschwingschen Kliniken; nach Erinnerungen einer Schwägerin erlitt wegen der Aufregung über die Deportation seiner Schwester Grete nach Riga an einem Herzinfarkt.
7.12.1942 Umzug in das Judenhaus Lützowstraße 10
Die Auflösung des Arbeitseinsatzlagers Bielefeld
Ende Februar/März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz deportiert, um den Arbeitskräftebedarf im Nebenlager Buna zu decken.
27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Bielefeld“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.
1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Bielefeld, mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz
2.3.1943 die Witwe Lotte Jaruslawski mit den 69 Insassen des Lager Bielefeld Schloßhofstraße und allen 98 Chawerim aus dem Arbeitslager Paderborn ab dem Güterbahnhof Bielefeld für 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz.
1943 Tod in Auschwitz
19.3.1947 Schwester Ilse und Ehemann Arthur Behrendt aus Shanghai nach San Francisco
Gedenken
23.4.1986 Page of Testimony von ihrer Schwester Ilse Behrend
Quellen
Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)
Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de992706
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302_1.jpg
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013
Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998