Ruth „Mops“ Rothschild
*24.1.1920; ✡ 23.6.2000 in Ocean Township, Monmouth, New Jersey
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Emanuel Rothschild; ✡
Mutter Ella Hirschberg *9.2.1890; ✡ Sept.1983 in Bronx
Geschwister –
Beruf Landwirtschaftliche Praktikantin; Haushilfe
Adressen Plauen; Alt-Schermbeck; Groß-Breesen; London;
Heirat –
Kinder–
Der Bund deutsch-jüdischer Jugend
Der BdjJ wurde 1933 als ein Zusammenschluss verschiedener jüdisch-liberaler und deutsch-patriotischer Jugendgruppen auf nationaler Ebene gegründet; inhaltlich liberal und assimilatorisch ausgerichtet, organisatorisch dem Reichsbund jüdischer Frontsoldaten nahestehend.
Um dem zunehmenden Emigrationsdruck zu entsprechen wurde, 1936 das Lehrgut „Groß Breesen“ als Umschulungslager für Übersee-Gruppenwanderer eingerichtet. Auf Druck der Behörden musste das Wort „deutsch-jüdisch“ aus dem Verbandsnamen gestrichen werden, weshalb die Umbenennung in „Ring, Bund der jüdischen Jugend“ erfolgte. Im Januar 1937 musste der „Ring“ aufgelöst werden. Der BdjJ hatte bis zu 5000 Mitglieder in 16 Landesverbänden gezählt.
Die Hachschara Bewegung
In den ersten acht Jahren der Nazi-Diktatur bis zum Beginn des Russland-Feldzuges 1941 wurden Auswanderungsaktivitäten jüdischer Organisationen nicht nur geduldet, sondern sogar gefordert.
Am 25. August 1933 wurde nach dreimonatigen Verhandlungen zwischen der Jewish Agency, der Zionistischen Vereinigung für Deutschland und dem deutschen Reichsministerium für Wirtschaft zur Erleichterung der Emigration und Förderung des deutschen Exports eine entsprechende Vereinbarung geschlossen.
Im gesamten „Deutschen Reich“ entstanden überwiegend landwirtschaftliche Ausbildungsstätten für jüdische Mädchen und Jungen, sogenannte Hachschara-Stätten (Hachschara hebräisch für Ertüchtigung).
So bestanden 1935 31 Hachschara-Lehrbetriebe für Landwirtschaft und Gärtnerei in Deutschland, in denen sich die „Chaluzim“ (hebräisch für Pioniere) durch Erlernen eines landwirtschaftlichen Berufs für ihre Auswanderung nach Palästina (Alija) vorbereiteten.
Der entsprechende Nachweis durch die jüdische Dachorganisation Hechaluz bildete die Voraussetzung für die Ausstellung eines Einreisevisums durch die britischen Behörden auf der Basis eines sogenannten „Arbeiterzertifikats der Kategorie C“. Von den ab 1933 nach Palästina auswandernden deutschen Juden gehörten „etwa 36 % zur »Mittelstandseinwanderung«, über das Kapitalisten-Zertifikat (Kategorie A), die 1000 Palästina Pfund mitbringen mussten. Etwa 32 % der Einwanderer waren Arbeiter der Kategorie C.
Zwischen 1933 und 1938 konnten mehr als 18.000 jüdische Jugendliche aus Deutschland emigrieren, überwiegend zur Alija nach Palästina. Das war etwa jeder vierte aus der Generation der 6- bis 25-jährigen.
Haus Berta am Freudenberg bei Alt-Schermbeck
Auf Betreiben von Leo Gompertz, Vorsitzender der RjF-Ortsgruppe Gelsenkirchen entstand 1934 auf dem Heide und Waldgelände des Julius Goldschmidt eine Jugend und Ferienheim, Haus Berta, benannt nach der Mutter des Julius Goldschmidt. Die feierliche Eröffnung fand am 24.8.1934 im Beisein von reichsweiter RjF- und Rabbinats-Prominenz statt. Heimleiter wurde Dr. jur. Willi Stern, 1933 von den Nazis außer Dienst gestellter Amtsgerichtsrat aus Recklinghausen. Madrich für das erste Landsommerhalbjahr 1935 war Heinz Kahn (HaKa) aus Eschwege.
Die geistliche Betreuung übernahm der zuständige Bezirksrabbiner Dr. Selig Auerbach aus Recklinghausen: Edith Möller aus Hamburg war für d zuständig, Ruth Stamm für den Jugendsport und die Gymnastik. Die Beaufsichtigung der vom Ehepaar Leo und Rosa Auerbach geführten streng koscheren Küche war Aufgabe der von dem Hamburger Rabbiner Dr. Carlebach dazu empfohlenen Edith Möller aus Hamburg-Altona.
Vom 10.5.-31.10.1935 fand das bereits an einer Hachschara ausgerichteten erste Landhalbjahr statt; Madrich war Heinz Kahn (HaKa) aus Eschwege.
Als vermutlich bewusste Provokation wurde Haus Berta 1937 während eines wie immer besonders festlich begangenen Freitagabend-Gottesdienst zum jüdischen Schabbat von der Gestapo geschlossen.
Aus dem Lagebericht von 1937 der Staatspolizeidienststelle für den Regierungsbezirk Münster:
„Die polizeiliche Schließung des jüdischen Ferienhauses (…) hat nach dem vorliegenden Bericht des Landrats in Recklinghausen in der Bevölkerung lebhafte Befriedigung ausgelöst.“
Weiterer Lebensweg
1934/35 in das Ferienheim/ Umschichtungslager „Haus Berta“ in Trägerschaft des Reichsbund jüdischer Frontsoldaten RjF am Freudenberg bei Alt-Schermbeck
10.5.-31.10.1935 Teilnehmerin des ersten Landhalbjahres in Haus Berta
Mai 1936 mit Madrich Heinz Kahn in das Lehrgut des RjF für Überseewanderer in Groß-Breesen
Jüdisches Auswanderer-Lehrgut Groß Breesen
Mai 1936 Eröffnung des nichtzionistischen Übersee-Gruppenwanderer Lehrgutes Groß Breesen; im Gegensatz zu anderen Lagern war Groß Breesen nicht an jüdische Organisationen gebunden.
1936-1939 Lagerleiter und pädagogischer Leiter war Curt „Bo“ Bondy, auf Bitten von Leo Baeck; von vielen ‚Groß-Breesenern‘ wurde er als charismatische Persönlichkeit, der sie viel zu verdanken haben, verehrt. Unterstützt wurde er von Ernst Cramer, einem älteren Praktikanten.
Leiter der landwirtschaftlichen Ausbildung war Oberinspektor Erwin Scheier dessen Frau Ruth oblag die Hauswirtschaft, Tischlermeister Max Kiwi die Schreinerei. Ärztin in Groß Breesen war Ilse Lehmann.
In religiösen Themen unterstützt wurde Bondy von Ruth Scheier und einigen seiner Praktikanten, vor allem von Karl «Wastl» Neumeyer, dem Sohn des Präsidenten des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden in München.
Emigration nach England
29.9.1939 Ruth Rothschild bei Britischem Census in 992, Scott Hall Road, Leeds, Yorkshire (West Riding)
23.6.2000 Tod in Ocean Township, Monmouth, New Jersey
Gedenken
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Quellen
U.S. Sterbe-Verzeichnis der Sozialversicherung (SSDI)
1939 Register von England und Wales
https://archive.org/details/leogompertzcolle01gomp/page/n59/mode/1up?view=theater
http://www.holstina.de/history/hausberta.html
https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345341#id20
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History
https://archive.org/stream/MitteilJdischerPfadfinder/Nr.%2010%20%281936%29_djvu.txt