Julius Juda bar Schraga Phöbus ha-Levi Rosenberg
*25.12.1895 in Rosulna ; ✡18.5.1940 Sachsenhausen
Staatsangehörigkeit polnisch, staatenlos
Vater Feibisch Schraga Rosenberg *25.12.1860 in Rozniatow, Fruchthändler in Rosulna; 1938 nach Zbaszyn abgeschoben
Mutter Chana Scheiner *1.4.1861 in Solotwina, bei Geburt von Chaje noch unverheiratet
Geschwister
Freida Rosenberg *31.8.1892
Chaje Scheiner *Okt. 1885 in Rosulna, Solotwina; ✡14.11.1910 in Recklinghausen
Issy Isaak bar Schraga ha-Levi Rosenberg *18.12.1888 in Rosulna; ✡15.11.1921 in Recklinghausen
Josef Rosenberg *7.1.1898 in Rosulna; Abschiebung 21.8.1939; Tod in Polen
Max Rosenberg
Wolf Rosenberg
Malka Rosenberg *15. 3.1907; oo Jakob ‚Jacques‘ Orlean
Elli Elka Rosenberg *12.2.1908; ✡28.9.1931 in Recklinghausen
Adressen Rosulna; Marl, Brassertstraße;Recklinghausen, Münster Straße 5; Gelsenkirchen
Beruf Möbelhändler; Handelsvertreter
Heirat –
Kinder Adoptivtochter
Weiterer Lebensweg
14.11.1910 Tod der Schwester Chaje in Recklinghausen; Anzeigender ist Ehemann Markus Scheiner, Kaufmann, Recklinghausen, Münster Straße 5
1921 von Recklinghausen nach Gelsenkirchen
Eröffnung eines Möbelgeschäftes
15.11.1921 Tod von Bruder Issy Rosenberg im Knappschaftskrankenhaus in Recklinghausen
Seit 1928 Liebesbeziehung mit der – wie es in den Akten des NS-Regimes heißt – „arischen Reichsangehörigen“ Elisabeth Makowiak, die seit Oktober 1934 in Gelsenkirchen in der elterlichen Wohnung an der damaligen Franz-Seldte-Str. 76 (Heute Florastraße) lebte.
28.9.1931 Tod von Schwester Elly in Recklinghausen
1933 nach der Machtübergabe Juda Rosenberg und Elisabeth Makowiak wegen ihrer Beziehung der von NS-Behörden verfolgt
12.8 1933 während eines gemeinsamen Urlaubs mit Elisabeth Makowiak auf Norderney wegen „Rassenschande“ erstmalig verhaftet und im Polizeigefängnis Norden in „Schutzhaft“ genommen
Mitte 1934 Schwester Malka aus Gelsenkirchen nach Frankreich, sie heiratete dort den aus Dortmund ebenfalls nach Frankreich geflohenen Jakob ‚Jacques‘ Orleans (verhaftet als Resistancekämpfer, Überlebender von Auschwitz)
6.8.1935 SS-Scharführer Kurt Grün aus Gelsenkirchen-Rotthausen lauert dem Liebespaar in Gelsenkirchen auf und „verhafteten“ Julius Rosenberg und Elisabeth Makowiak. In seiner Aussage vom 7. August 1935 gab Kurt Grün an:
„(…) In der Nacht zum Mittwoch sah ich die Makowiak allein die Vereinsstraße Richtung Elisabethplatz gehen. Ich verfolgte die M. mit mehreren Parteigenossen, weil wir ein Zusammentreffen der M. mit dem Juden vermuteten. Tatsächlich traf die M. den Juden Rosenberg und ging mit diesem den Kussweg entlang. Ob es zwischen den beiden zu einem geschlechtlichen Verkehr in dem dunklen Kussweg kam, haben wir nicht feststellen können, immerhin hatten beide ein zärtliches Benehmen und eine auffallend freundliche Unterhaltung. Unsere Verfolgung dauerte etwa 1 Stunde, bis dass es zu der erfolgten Festnahme kam. (…) Die Gemeinschaft eines Juden, besonders eines Ostjuden, mit einem christlichen Mädel, verstösst aufs Schärfste gegen die Auffassung des Nationalsozialismus.“
Nach Freilassung wurden Juda Rosenberg und Else Makowiak in einem „Prangermarsch“ durch Gelsenkichen getrieben mit umgehängten Schildern „Ich bin ein Rassenschänder, Jude J. Rosenberg, Ringstraße 48“ und „Ich blonder Engel schlief bei diesem Judenbengel, Elisabeth Makowiak, Franz-Seldte-Straße 76“. Rosenberg wurde ein Zylinder mit der Aufschrift „Rassenschänder“ aufgesetzt.
Juda Rosenberg erhielt eine Ausweisungsverfügung mit dem Vorwurf der „Rassenschande“, die jedoch zunächst nicht vollstreckt wird, Rosenberg hatte „Rechtsmittel“ eingelegt und so die Ausweisung verzögern können.
6.10.1936 Umzug von Elisabeth Makowiak nach Kassel Hohenzollernstr. 23, später nach Frankfurt
28./29.10.1938 Vater Feibisch aus Gelsenkirchen in der 1. Polenaktion nach Zbaszyn abgeschoben
Dezember 1938 zwangsweise Aufgabe des Möbelgeschäft am Wiehagen
17.5.1939 mit Bruder Josef und Mutter Chana in Gelsenkirchen bei der Minderheitenzählung
Zeitweilig in Marl, Brassertstraße gemeldet als Handelsvertreter
August 1939 Einweisung in das so genannte „Judenhaus“ an der Von-der-Recke-Straße 4, dann in das „Judenhaus“ an der Ringstraße 54 zwangseingewiesen; Gegen ein Aufenthaltsverbot legt er Widerspruch ein. Versuch nach Chile auszuwandern scheitert
August 1939 Abschiebung von Bruder Josef und den Nichten Elli und Rosy Rosenberg nach Polen
1.9.1939 Überfall der Wehrmacht auf Polen
Anfang Oktober 1939 Verhaftung in der 2. Polenaktion als feindlicher Ausländer, offiziell wegen „Verstoß gegen das Aufenthaltsverbot“; Polizeigefängnis Gelsenkirchen
31.10.1939-18.10.1940 im Konzentrationslager Sachsenhausen
18.5.1940 Tod in Sachsenhausen angeblich wegen “Typhus“
Gedenken
Beisetzung der aus Berlin übersandten Urne auf dem jüdischen Friedhof Recklinghausen Nordcharweg, Reihe C, 33
Hebräische Grabinschrift:
Hier ruht Juda, Sohn des Leviten Scharga Phöbus; er verschied am 9. Ijar des Jahre 5700
Deutsche Grabinschrift:
Hier ruht Julius Rosenberg 25.12.1895 – 18.5.1940
29.4.1913 Stolperstein für Juda Rosenberg in Gelsenkirchen, Ringstraße 48
2017 Stolperstein für Jakob Orlean in Dortmund, Oesterholzstraße 87
23.6.2021 Pages of Testimony für Juda Rosenberg, seinen Vater Feibisch und den Bruder Josef von Neffe Itzchak Rosenberg
Quellen
Jewish Gen Online Worldwide Burial Registry Germany
http://www.stolpersteine-gelsenkirchen.de/stolperstein_julius_rosenberg.htm
Werner Schneider, Jüdische Heimat im Vest Gedenkbuch 1983
Werner Schneider, Jüdische Einwohner Recklinghausens 1816-1945, in: 750 Jahre Stadt Recklinghausen. 1236-1986, hrsg. von Werner Burghardt, Recklinghausen 1986
Deutschland, Nordrhein-Westfalen, Sterberegister 1874-1938
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de951682
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de285697
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de865822
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de11791428