Käte Cohn geb. Gompertz
*17.7.1897 in Berlin; ✡ in Riga
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Vater Carl Gompertz *5.4.1859 in Hamburg; Bankprokurist; ✡8.11.1942 in Berlin
Mutter Thekla Ruchkewitz *12.4.1874 in Danzig; ✡13.1.1931 in Berlin
Großeltern Eduard Gompertz und Mathilde Heine (*1833 in Bückeburg, ✡12.3.1903 in Berlin, Verwandte von Heinrich Heine)
Schwester
Charlotte Gompertz *12.3.1901 in Berlin; überlebt versteckt in Berlin
Halbschwester aus der 1. Ehe des Vaters mit Sara Cohen (*1862)
Sophie Gompertz *20.7.1892 in Hamburg
Beruf –
Adressen Berlin, Michaelkirchstraße 27
Heirat Hans Jochanan Cohn *7.3.1885 in Halberstadt; ✡ in Riga
Kinder
Gerhard Gershon Cohn *23.5.1922 in Berlin;
Ilse Aliza Cohn *3.4.1929 in Berlin; ✡ in Riga
Weiterer Lebensweg
1937-1940 Sohn Gerhard besucht das Realgymnasium „Dietrich-Eckardt-Schule“ in Treptow;
Abschluss mit Abitur
17.5.1939 mit Ehemann Hans und den Kindern Gerhard und Ilse in Berlin Mitte bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Vater Carl mit Schwester Charlotte in Berlin Mitte bei Minderheiten-Volkszählung
1.10.1941 Mitteilung der Gestapo an die Jüdische Gemeinde Berlins, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde.
Januar 1942 Deportationsbescheid der Gestapo
25.1.1942 mit Ehemann und Tochter Ilse auf dem 10. Osttransport, 1006 Juden von Berlin nach Riga
30.1.1942 Ankunft Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga
Verzeichnis der Personen, die am Montag, dem 10.8.42 im Gewerbebetrieb eingestellt sind
10.8.1942 Käte Cohn auf der Liste der im Gewerbebetrieb im Ghetto Riga Beschäftigten
Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung; Kommandant des KL Kaiserwald Sturmbannführer Albert Sauer
3. November 1943 Auflösung des Ghetto Riga;
Außenkasernierung Strasdenhof des KL Kaiserwald in Riga
geht mit dem gesamten „Gewerbebetrieb“ unter Umgehung des KL Kaiserwald direkt in die Außenkasernierung in Riga Strasdenhof in der Widzemer Chaussee von der AEG, bestehend bereits ab dem 1. August 1943, ab dem 1. Juni 1944 dann auch in der dortigen Anodenwerkstatt zur Aufbereitung von Batterien. Einer der zwei Lagerältesten im Strasdenhof war Ludwig Miltenberg
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
Juli 1944 Selektion in Riga- Strasdenhof aller über 30-Jährigen vor Liquidierung des KL Kaiserwald. 300 Männer und Frauen über 30 zunächst in einem ausgeräumten Saal der Kabelfabrik gesammelt, dann auf LKW verladen und vermutlich im Juli 1944 im Wald von Rumbula ermordet. Strasdenhof war das einzige Außenlager des KL Kaiserwald, in dem alle über 30-Jährigen ermordet wurden.
Das Schicksal der Familie
Vater Carl Gombertz starb mit 83 Jahren unter nicht bekannten Umständen 1942 in Berlin.
Charlotte Gombertz und Gerhard Cohn können mit Hilfe der Hausbewohnerin Franziska Tietze in den Jahren 1942 bis 1944 untertauchen; sie werden von Frau Katein versteckt, einer Putzfrau aus Berlin-Treptow. Frau Tietze warnte Charlotte Gombertz vor der Verhaftung im Rahmen der „Fabrik-Aktion“ Ende Februar/Anfang März 1943. Gerhard Cohn lebt versteckt in der Laube der Franziska Tietze in Fredersdorf/Brandenburg, bis er im Herbst 1944 entdeckt und nach Frankfurt/der deportiert wird. Gerhard Cohn starb laut Aussage seiner Tante Charlotte Gombertz 1944 in Berlin in der Illegalität
1948 Suchanfrage für Gerhard von Tante Charlotte Gompertz in Berlin-Wilmersdorf, Kaiserplatz 10
Gedenken
22.7.1956 Pages of Testimony für Käte, Hans, Gerhard und Ilse Cohn von Tova Preis
Stolpersteine für Käte, Hans und Ilse Cohn in Berlin, Am Heizkraftwerk (Michaelkirchstraße 27)
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://objekte.jmberlin.de/object/jmb-obj-116601
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1042233
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1042451
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1042326
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12650761
https://collections-server.arolsen-archives.org/G/Part18/06030101/aa/ew/mt/001.jpg
https://www.stolpersteine-berlin.de/de/am-heizkraftwerk-mitte/ilse-cohn
Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick Hrsg., Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020
Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984
Anita Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017