Anna Sofia Böhmerwald
*23.1.1898 in Wien; ✡ 7.3.1964 USA
Staatsangehörigkeit Österreich, staatenlos
Religion jüdisch; konvertiert katholisch
Vater Salomon Wertheimer
Mutter Sophie Frankl
Geschwister
Paul Wertheimer
Beruf Fürsorgerin
Adressen Wien; Waaggasse 15, Rembrandtstraße 23/4, Weihburggasse 28/10
Heirat Max Böhmerwald *31.3.1892 in Bielitz; ✡23.3.1944 in Riga
Sohn
Hans Böhmerwald *16.11.1927 in Wien
Weiterer Lebensweg
12.5.1938 Max Böhmerwald stellt Unterstützungsantrag zur Emigration nach Paraguay
Ziel Cousin Kurt Wertheimer Colonia Independencia bei Tilla Ricca, Paraguay
1938-1942 Mitarbeiterin der Erzbischöflichen Hilfsstelle für nichtarische Katholiken
9.1.1939 Anna Böhmerwald in der Wiener Leopoldskirche (2. Bezirk) getauft
November 1941 Deportationsbescheid der Gestapo; sie wurde als erste Mitarbeiterin von neun Mitarbeiterinnen der Hilfsstelle deportiert. Sie überlebte als einzige der neun Frauen.
3.12.1941 Deportiert mit Ehemann Max und Sohn Hans aus Wien auf Transport 13 nach Riga Skirotawa
6.12.1941 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Außenlager Jungfernhof
Verzeichnis der Personen, die am Montag, dem 10.8.42 im Gewerbebetrieb eingestellt sind
10.8.1942 Anna Böhmerwald auf der Liste der im Gewerbebetrieb im Ghetto Riga Beschäftigten in der Gruppe Hannover, jedoch nicht in der Wiener. Vermutlich hatte sie sich der Gruupe der Katholiken um Günter Fleischel, dem Gruppenältesten für die Hannover-Deportierten angeschlossen. Fleischel wurde im März 1942 auch Gruppenältester für die Gruppen Wien und Berlin. Fleischel hielt Sonntags katholische Andachten in seiner Wohnung ab, an der u.a.auch die Trampler-Schwestern Edith und Lucy aus Wien teilnahmen.
Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung; Kommandant des KL Kaiserwald Sturmbannführer Albert Sauer
3. November 1943 Auflösung des Ghetto Riga;
23.3.1944 Tod des Ehemanns im KL Kaiserwald
6.8-9.8.1944 1. Großer Transport mit der „Bremerhaven“ von Riga nach Danzig mit Sohn Hans
24.8.1944 mit 500 Frauen und Sohn Hans von Stutthof nach Sophienwalde, ins Frauen-Arbeitslager Bruss-Sophienwalde, Lagerleiter Wilhelm Schultz; Verlegen von Eisenbahnschienen
Bei Heranrücken der Roten Armee Todesmarsch von Sophienwalde nach Pommern
10.2.1945 Abmarsch von 394 Frauen aus Sophienwalde, Todesmarsch u.a. Herta Salomons und Minna Aron aus Recklinghausen
Die Trampler-Schwestern aus Wien bleiben zur Betreuung der 86 zurückgelassenen, nicht marschfähigen Frauen in Sophienwalde und werden noch am 10.2.1945 einige Stunden später mit Maschinenpistolen ermordet.
15.2.1945 Befreiung des Stutthof-Außenlager Baustelle Bruss=Sophienwalde (Bruzy Dziemianie in Polen)
17.2.1945 Ankunft von 347 Frauen Lager Gotentow, Godetowo zwischen Lauenburg und Chinow
2/1945 Lager Gotentow bei Lauenburg
9.3.1945 Marsch von Gotentow mit ca 250 Frauen nach Chinow
10.3.1945 Befreit durch die Rote Armee im Lager Chinow bei Lauenburg
8.5.-31.5.1945 Sohn Hans in stationärer Behandlung im Landeskrankenhaus Schleswig-Holstein in Neustadt
Zunächst im DP-Camp Lübeck; Rückkehr nach Wien
1945-1947 Fürsorgerin bei der Caritas
10.-21.2.1948 mit Sohn Hans auf der USS MARINE TIGER von Bremen nach New York, zu Bruder Paul Wertheimer
Gedenken –
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://objekte.jmberlin.de/object/jmb-obj-116601
http://biografia.sabiado.at/boehmerwald-anna-sofia/
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/66656879
Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7551); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85
Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick Hrsg., Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020
Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984
Anita Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017