Reinauer Friedel

Friedel Reinauer geb. Holzinger

*9.6.1899 in Bayreuth; ✡25.3.1986 in Bayreuth

Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos

Vater Dr. Emil Holzinger *11.7.1867; ✡3.3.1934

Mutter Johanna Dietenhöfer *1.3.1872; ✡22.2.1920

Geschwister

Theo Holzinger *28.5.1895 in Bayreuth; ✡21.4.1941 in Shanghai

Hugo Holzinger *29.1.1897 in Bayreuth; ✡Okt. 1942 in Auschwitz

Beruf Hausfrau

Adressen Bayreuth, Wilhelmstraße 13, Albrecht-Dürerstraße 22

Heirat 17.4.1921; Leopold Reinauer *24.7.1889 in Bayreuth✡ 3.11.1943 deport. nach Auschwitz

Kinder

Max Reinauer *28.5.1923 in Bayreuth; ✡22.10.1944 in Libau

Hanneliese Reinauer *11.9.1928; oo Felix Wandersmann; 3 Kinder

Weiterer Lebensweg

17.5.1939 mit Ehemann, den Kindern Max und Hanneliese in Bayreuth bei Minderheiten-Volkszählung

November 1941 Deportationsbescheid der Gestapo

27.11.1941 Verhaftung der Familie in Bayreuth

27.11.1941 Verbringung nach Nürnberg mit Ehemann, den Kindern Max und Hanneliese und Tante Friederike

27.11.-29.11.1941 im Lager Langwasser auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg

29.11.1941 Transport von Nürnberg nach Skirotawa

2.12.1941 Ankunft des zweiten Deportationszug aus dem Reich in Riga – mit 1.008 Menschen aus Nürnberg/Franken, davon 46 aus Bayreuth; Fußmarsch ins Lager Jungfernhof

April 1942 Ehemann Leopold aus dem Jungfernhof ins Aufbaulager Salaspils

Frühjahr 1942 Transport vom Jungfernhof ins Ghetto Riga

Verzeichnis der Personen, die am Montag, dem 10.8.42 im Gewerbebetrieb eingestellt sind

10.8.1942 Friedel Reinauer auf der Liste der im Gewerbebetrieb im Ghetto Riga Beschäftigten, Nr.27

Mitte 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung

Sohn Max in den SD Werkstätten auf der Lenta

Friedel und Hanneliese Reinauer zunächst im KL Kaiserwald, von dort in die Außenkasernierung Strasdenhof

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga

Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof

Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung; Kommandant des KL Kaiserwald Sturmbannführer Albert Sauer

3. November 1943 Auflösung des Ghetto Riga;

Außenkasernierung Strasdenhof des KL Kaiserwald in Riga

Fiedel und Hanneliese Reinauer melden sich aus dem KL Kaiserwald mit 200 Frauenin die Außenkasernierung in Riga Strasdenhof in der Widzemer Chaussee von der AEG, bestehend bereits ab dem 1. August 1943, ab dem 1. Juni 1944 dann auch in der dortigen Anodenwerkstatt zur Aufbereitung von Batterien. Einer der zwei Lagerältesten im Strasdenhof war Ludwig Miltenberg

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga

Juli 1944 Selektion in Riga- Strasdenhof aller über 30-Jährigen vor Liquidierung des KL Kaiserwald. 300 Männer und Frauen über 30 zunächst in einem ausgeräumten Saal der Kabelfabrik gesammelt, dann auf LKW verladen und vermutlich im Juli 1944 im Wald von Rumbula ermordet. Strasdenhof war das einzige Außenlager des KL Kaiserwald, in dem alle über 30-Jährigen ermordet wurden.

6.8-9.8.1944 1. Großer Transport mit der „Bremerhaven“ von Riga nach Danzig mit 200 Häftlingen aus dem Außenkommando Armeebekleidungsamt ABA 701 in Riga Mühlgaben (Milgravis)

28.9.-1.10.1944 3155 Häftlinge aus Riga Kaiserwald, 300 von der Lenta auf dem Frachtschiff „Kanonier“ von Riga->Danzig

1.10.1944 Ankunft von Friedel und Tochter Hanneliese im KL Stutthof mit den konsekutiven Häftlingsnummern 94708 und 94709; beide mit gefälschtem Geburtsdatum (Friedel *1904 statt 1899 und Hanneliese *1926 statt 1928), um den Selektionen zu entgehen

Todesmarsch Stutthof von Friedel und Tochter Hanneliese nach Bromberg

25.1.1945 Der Lagerkommandant beginnt mit der Evakuierung des KL Stutthof; 11.600 Häftlinge auf dem Todesmarsch Richtung Oranienburg/KL Sachsenhausen in  1000-1500er Marschkolonnen Jede Kolonne wurde von ca. vierzig Wachmännern beaufsichtigt. Zurückbleibende wurden von ihnen getötet. Fast ohne Verpflegung dauerte der Marsch für die Überlebenden bei Schnee und schneidender Kälte ca. 10 Tage.

Erna Valk berichtet:

…Eines Tages machte mich mein Meister darauf aufmerksam, dass die Russen nicht mehr weit entfernt seien, und plötzlich am 20 Januar 1945, wurden wir von der Arbeit fort gerufen und mussten Bromberg schnellstens verlassen. Mit einem Nachbarlager, Branau (Borowno), waren wir im ganzen 1.300 Frauen, die von den aufgeregten SS-Weibern, welche Sträflingskleider von uns eingepackt hatten, landeinwärts getrieben wurde – Richtung KZ-Oranienburg. Es lag hoher Schnee. Die SS-Weiber trieben uns in einem furchtbaren Tempo. Auf einmal ließen sie uns auf der Landstraße stehen und hauten ab. Wir waren uns selbst überlassen und verteilten uns auf Bauernhöfe mit der Absicht, auszukneifen. Doch die lettische SS, die dort kämpfte, kassierte uns wieder ein, und da begann erst das Treiben richtig. Wer es wagte, sich an den Rand der Straße zu setzen, um ein Bedürfnis zu verrichten, wurde erschossen. Unsere Rote-Kreuz-Schwester, die der begleitende Scharführer als überflüssig hielt, schoss er aus Wut zunächst in die Augen, und dann erschoss er sie mit ihrer Schwester. Viele haben schlappgemacht; sie wurden kurzerhand erschossen und in den Straßengraben gestoßen. Wenn es noch Angehörige von diesen gibt, können sie nie erfahren, wo die Betreffende geblieben ist. Jeden Augenblick knallte es. Die liebsten Kameradinnen sind so von uns gegangen.

27. 1.1945 Befreiung von Bromberg durch die Roten Armee und Polnische Volksarmee

in der Weichsel-Oder-Operation

Befreiung mit Tochter Hanneliese in Bromberg

Rückkehr nach Bayreuth, Mozartstraße 12

12.2.1946 im DP-Center Bayreuth erfasst

Tod des Sohnes Max bei russischem Luftangriff auf Libau

30.9.1944 Sohn Max Zwangsarbeiter von Dondangen II, Lenta und ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ von Riga nach Libau, Lettland

1.10.1944 Ankunft Libau, SS-Sonderlager in Lettland, Arbeit im Hafen

22.10.1944 Fliegerangriff auf Libau mit zwei Toten unter den Häftlingen

22.10.1944 Tod in Libau

Gedenken

Grabstein Jüdischer Friedhof, Bayreuth

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://objekte.jmberlin.de/object/jmb-obj-116601

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/4610274

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/68768316

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939  https://www.mappingthelives.org/

Erna Valk, Meine Erlebnisse in der Zeit vom 10.12.1941 bis30.6.1945, Wiener Library; P III, 367

Björn Mensing, Spurensuche im Baltikum nach 60 Jahren, Sonntagsblatt, 2001

https://arbeit-und-leben-hochtaunus.de/Lettland.Der_Judenmord_in_Riga.pdf

Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick Hrsg., Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020

Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011

Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008

Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995

Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984

Anita Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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