Josef Kleinmann
*27.3.1922 in Leipzig Czestochowa (dt. Tschenstochau)/Piotrkow/Russland ; ✡ 8.
Staatsangehörigkeit polnisch deutsch
Religion jüdisch
Vater Moritz Kleinmann *14.8.1897 in Czestochowa; ✡ 1933 in Leipzig
Mutter Chane Gittel Süssermann *8.12.1896 in Brody; ✡1942 in Jugoslawien
Geschwister
Norbert Kleinmann *15.5.1924 in Leipzig; ✡ in Polen
Verwandte aus Tschenstochau
Eltern Lipmann David Kleinmann (Onkel?) und Sara Zielonka:
- Hanna Kleinmann *1902 in Czestochowa
- Mosze Kleinmann *1910 in Czestochowa
- Berl Dov Kleinman * 1913 in Czestochowa
- Ester Kleinmann*1917 in Czestochowa
Beruf Landarbeiter
Adressen Leipzig, Pfaffendorfer Straße 14; Urfeld; Zbaszyn
Heirat ?
Kinder ?
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Weiterer Lebensweg
1921-1942 wohnt die Familie auf der Pfaffendorfer Straße 14 in Leipzig
1927 Vater ist Besitzer einer Buchdruckerei in Leipzig Kohlgartenstraße
Ende 1933 Tod des Vaters in Leipzig
Hachschara in Urfeld
Josef Kleinmann zur Hachschara ins Umschulungslager Urfeld auf dem Dietkirchener Hof zwischen Bonn und Köln-Wesseling, Besitzer war der mit Arthur Stern befreundete nichtjüdische Architekt Albrecht Doering aus Urfeld.
Von 1933 bis 1938/39 war der Dietkirchener Hof als Kibbuz/Beth Chaluz ein Zentrum der Vorbereitung auf die Alija nach Palästina für ca 60 Jugendliche über 18 Jahren. Das Zentrum des Hechaluz hieß auch Kibbuz Bamaaleh („Bamaaleh“=im Aufstieg), finanziert von dem jüdischen Textilfabrikanten und Architekten Arthur Stern – zu Beginn noch gemeinsam mit der Reichsregierung! Die landwirtschaftliche Ausbildung erfolgte auf Urfelder Bauernhöfen.
Anfang 1938 auch mittlere Hachschara für 15–17-Jährige Chaluzim.
28.10.1930 Josef Kleinmann verhaftet in Urfeld in der ersten Polenaktion, zusammen mit neun weiteren Chaluzim u.a. Susi Schmerler, Leo Geffner und Herbert Taub sowie Muchi, Max, Oskar und Ida (nicht identifiziert). Susi Schmerler notierte in ihrem Tagebuch:
„Es sind ungefähr 25 Chaluzim, die alle schon in Deutschland auf Hachschara waren und jetzt zur Auslands-Hachschara oder Alija gehen sollten.“ „Doch da kam man uns mitten in unseren (Alija-) Plänen dazwischen. Eines Tages kamen mehrere Polizisten ins Beth Chaluz und brachten 10 Ausweisungsbefehle. Wir rechneten alle damit, dass uns noch 2-3 Monate Zeit bleiben würde. Doch nein! Es sollte heute noch sein! Wir telefonierten mit dem Flugplatz, wann das nächste Flugzeug nach London ging, doch die Polizei stand daneben und forderte von uns, dass wir sofort mitkommen müssten. Nicht einmal unsere Sachen durften wir mitnehmen.“
Novemberpogrom in Urfeld
10.11.1938 im Novemberpogrom verprügelten vier besoffene bewaffnete Nazis die Chaluzim und zerstörten das Inventar. Der nichtjüdische Hausbesitzer Doering vertrieb die Eindringlinge mit seinen Söhnen, bewaffnet mit Jagdwaffen; nachts versteckte er die Chaluzim in seinem Keller.
Das Elend der 15000 in Zbaszyn
Frieda Herschberg aus Bochum schreibt
„Zbaszyn, 1.11.1938 Wir sitzen hier in Pferdeställen, Baracken, Schulen, Wartesälen usw. Brauchst dir keine Sorgen zu machen, wir sind gesund und leben noch. Der Mensch ist stärker als Eisen.“… „Wir sind interniert. Wir dürfen nicht von hier rausfahren ins Innere des Reiches. Wir schlafen auf dem Fußboden, müssen aber zufrieden sein, dass wir in einem warmen Zimmer sind, dagegen 1000-sende Menschen die in Baracken und Pferdeställen wohnen.“
Januar 1939 Abkommen zwischen der polnischen und der deutschen Regierung, dass rund 6000 Familienangehörigen der zuvor Ausgewiesenen (Frauen und Kinder) die Einreise nach Polen ermöglicht wurde. In kleinen Gruppen konnten Ausgewiesene zur Regelung von Vermögensangelegenheiten nach Deutschland zurückkehren.
1939 in einer in Zbaszyn erstellten Liste der in Deutschland geborenen, nach Herkunftsort des Vaters/der Familie (Tschenstochau)
Oktober 1939 Lager Zbaszyn wird aufgelöst, viele die nicht schon vorher in die Wohnorte ihrer Verwandten gingen, werden in die polnischen Ghettos transferiert.
Bruder Norbert geht nach Naglowice, Jedrzejow, Kielce, Polen, die Mutter Chana nach Szekelyhid, Rumänien
Ausreise einer Chaluzim-Gruppe aus Zbaszyn mit Hechaluz-Zertifikaten
25.4.1939 Ankunft von Josef Kleinmann in Haifa auf der SS GALILEA aus Triest
Gedenken
22.6.1955 Pages of Testimony für die Mutter Chana und Bruder Norbert von Josef Kleinmann
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Quellen
Hubert Schneider (Hrsg.) Das Tagebuch der Susi Schmerler, eines jüdischen Mädchens aus Bochum, LIT-Verlag, 2018
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1660634
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de42749
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/129825234
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/129825242
Liste der Zbaszyn-Deportierten, die Verwandte im Ausland haben, erstellt in Krakau August 1939
Hubert Schneider, Die Entjudung des Wohnraums: Judenhäuser in Bochum; Münster, 2010
Zbaszyn Liste der in Deutschland geborenen, nach Herkunftsort der Familie, Typoskript Krakau 1939
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
https://www1.wdr.de/urfeld100.html
U.S. Sterbe-Verzeichnis der Sozialversicherung (SSDI)
New Jersey Todes Index, 1920-1929, 1949-2017
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316