Strupp Werner

Werner Josef Strupp Shafrir

*27.3.1913 in Gotha; ✡ 16.4.2010

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Gustav Gerson Strupp *19.3.1868 in Neustadt/Saale; ✡28.12.1916 in Gotha

Mutter Rosa Nussbaum *22.8.1880 in Hammelburg; ✡  8.6.1933 in Gotha

Großeltern Emanuel Strupp (1832-1890); Bertha Strauss (1837-1900)

Der Vater Gustav Strupp war der zweitjüngste von 10 Geschwistern: Benedict; Hermann; Käthe Chaje, unbenannt, Isaac, Jettchen, Regina, Meir, Emma und Sally Strupp

Marion Strupp (*1924 Gelsenkirchen; ✡ 2018 Buenos Aires) Tochter des Fritz Strupp, ein Cousin des Vaters Gustav

V. li.: Vater Gustav Strupp, Werner auf dem Arm von Mutter Röschen, Bruder Hermann, (Schwester Emma Strupp?); Gotha, Mai 1915; Fotograf: Weigel, im Hause Strupp einquartierter Soldat, aus Heinach
Postkarte der Mutter Röschen an ihre Eltern: Meine l. (lieben) Eltern! Seit 8 Tage haben 2 Mann Einquartierung, der eine aus Heinach b. (bei) Coburg ist ein Photograph m. (mit) 32 J. (Jahren), der andere Metzger, beide verheiratet. Herr Weigel hat uns in unserem Garten vorigen Dienstag aufgenommen, was sagt ihr dazu? Wie geht’s Euch, hoffentlich gut, uns auch, habe sehr viel Arbeit nicht zum fertigwerden. Gut Jontef ! Ich habe 1 Kuchen zu Gustav gebacken. Kuß v. (von) uns allen Röschen

Geschwister

Renate Renny Strupp *25.2.1903 in Gotha; ✡22.2.1983 Israel; oo Alfred Boas; Sohn Zvi *10.8.1940

Siegfried Hermann Strupp *11.4.1908 Gotha; ✡14.8.1930 Blankenhain

Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Gotha; Frankfurt; Urfeld; Mishma Hayam Haifa ;

Heirat Rachel Helfgott in Stryi *1914; ✡2006

Kinder

Shoshana Shafrir *1950

Yonati Shafrir *1953; oo Meir Schlesinger

Weiterer Lebensweg

Vor dem ersten Weltkrieg Umzug der Familie nach Gotha

Vater kehrt krank aus dem Krieg nach Gotha zurück

Manufakturwaren Strupp in der Querstraße 4 1930

18.9.1919 Vater Gustav verstirbt an der „spanischen Grippe“ in Kassel; die Mutter Rosi führt das Geschäft nach dem Tod des Ehemannes weiter

Mutter Rosi führt das Textil­ge­schäft in der Querstraße 4 in Gotha weiter

Ostern 1919 Eintritt von Josef in die Luther­schule in Gotha

1923 Werner im Gymnasium Ernestinum

1.4.1933 Judenboykott in Gotha und reichsweit

1933 Verkauf des Geschäftes der Mutter für den symbolischen Preis von 1 Reichsmark

8.6.1933 Tod seiner Mutter in Gotha

22.6.1933 Passausstellung für Werner in Gotha

Umzug von Werner Strupp nach Frankfurt

Eigen-Hachschara auf Bauernhöfen der Region Mainz

Hascharahof Urfeld

Werner Strupp zur Hachschara ins Umschulungslager Urfeld auf dem Dietkirchener Hof zwischen Bonn und Köln-Wesseling, Besitzer war der mit Arthur Stern befreundete nichtjüdische Architekt Albrecht Doering aus Urfeld.

Von 1933 bis 1938/39 war der Dietkirchener Hof als Kibbuz/Beth Chaluz ein Zentrum der Vorbereitung auf die Alija nach Palästina für ca 60 Jugendliche über 18 Jahren.  Das Zentrum des Hechaluz hieß auch Kibbuz Bamaaleh („Bamaaleh“=im Aufstieg), finanziert von dem jüdischen Textilfabrikanten und Architekten Arthur Stern – zu Beginn noch gemeinsam mit der Reichsregierung! Die landwirtschaftliche Ausbildung erfolgte auf Urfelder Bauernhöfen.

Schwester Renny zur Hachschara auf dem Hof Stern/ Westerbeck in Westerkappeln

Der erste Hachschara-Hof in Westfalen entstand in der Gemeinde Westerkappeln. Die Brüder Leo (1900-1938) und Rudolf Stern (1898-1957) aus Osterkappeln hatten den Hof Elstroth, Westerbeck mit der Hausnummer 74 in der Gemeinde Westerkappeln mit 20 Hektar Land Ende 1932  bei einer Zwangsversteigerung erworben. In den Jahren 1933 bis 1938 verpachteten sie den Großteil ihres Hofes Stern an den jüdischen Pfadfinderbund „Makkabi Hazair“, der hier eine landwirtschaftliche Ausbildung für die mittlere (14-17 Jahre) und die reguläre Hachschara(>17 Jahre) anbot.

Januar 1934 Beginn der Hachschara; die ersten Chawerim heißen Henry Cohen (Barmen), Edgar Ambursky (Leipzig) und Markus Lichter (Chemnitz).

1934-1938 arbeiteten und lernten hier 97 „Chaluzim“ (hebräisch für Pioniere) 31 Mädchen und 66 Jungen, im Mittel 19 Jahre alt. Manche blieben nur wenige Tage, andere bis zu eineinhalb Jahren zwei allerdings sogar zweieinhalb Jahre.

23.12.1935 Ankunft von Werner Strupp in Haifa mit Arbeiter-Zertifikat Kategorie C /L.S.

16.4.1936 Ankunft von Schwester Renny Strupp in Haifa mit Kapitalisten Zertifikat A/1

Der dramatische Weg der späteren Ehefrau Rachel Helfgott

Nach einem persönlichen Bericht der Tochter Yonat Schlesinger im Jahre 2023 in Bochum:

Der Vater von Rachel war Moshe Helfgott, Direktor einer höheren jüdischen Schule in Stryj , Galizien. 1941 nach Einmarsch der Deutschen in Galizien ins Ghetto; dort wird Sohn Amos geboren, der aber als Baby stirbt. Ihr Ehemann Willo Schönberg kommt um.

Mit gefälschten Papieren zusammen mit der Mutter Taube in einer Erdgrube von einem ukrainischen Bauern versteckt; vertrieben von einem erpresserischen Juden, der dem Bauern droht, ihn zu verraten. Erst geht Rachel, später wird auch die Mutter vertrieben; die Mutter wird auf dem Weg in den Nachbarort von ukrainischen Hilfstruppen erschossen. Rachel als Dolmetscherin in der Roten Armee, flüchtet aber 1944 und wird nach Aufenthalt im DP Camp Föhrenwald durch Bricha- Schleuseraktionen der Jewish Brigade über Schmugglerpfade nach Italien geschleust. Ihr Schiff aus Italien wird vor Haifa von der britischen Marine aufgebracht und alle Passagiere in einem britischen Lager auf Zypern interniert.

Werner Strupp Mitgründer des Kibbuz Afek

6.5.1942 Einbürgerung von Werner Strupp in Palästina

Heirat in Palästina

Das Ehepaar Strupp lebte im Kibbuz und bekam 1950 und 1953 die beiden Töchter Shoshana und Yonati.

Gedenken

Grabstein der Eltern in Gotha

Grabstein neben Frau Rachel auf dem Afek Cemetery, Israel; übersetzte Inschrift:

Yosef Shafrir, einer der Gründer von Kibbuz Afek, liebte den Boden und den Bauern mit seiner Seele im Gedenken an seine Familienmitglieder, die im Holocaust umkamen. Rachel Shafrir, eine großartige Lehrerin und Erzieherin, im Gedenken an ihre Eltern, ihre Brüder und Schwestern, ihr Ehemann Willo Schönberg und ihr Sohn Amos, die im Holocaust umkamen.“

Familie Shlezinger auf Jüdischem Friedhof in Gotha, Yonati 2. von rechts; 10.März 2024

Quellen

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947 Werner Josef Strupp

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947 Alfred Boas

Persönlicher Bericht der Tochter Yonat Schlesinger im Jahre 2023 in Bochum

https://www.kgs-gotha.de/de/aktivit%C3%A4ten/ueber

https://jinh.lima-city.de/gene/chris/12242017_Descendants_of_Baruch_Ben_David_Mardorf.pdf

https://billiongraves.com/grave/

Preußische Verlustlisten

Die jüdischen Gefallenen des deutschen Heeres, der deutschen Marine und der deutschen Schutztruppen, 1914-1918: ein Gedenkbuch, Reichsbund jüd. Frontsoldaten, Verlag Der Schild, 1932

http://www.denkmalprojekt.org/verlustlisten/rjf_orte_tuvwxyz_wk1.htm

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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