Ita Rachel Seile
*13.5.1916 in Kolbuczowa; ✡ 25.8.2002 in Rischon Lezion
Staatsangehörigkeit polnisch
Vater Abraham Pinkus Seile *18.2.1890 in Glogow; ✡ im Ghetto Lemberg
Mutter Ester Frimet Insel *13.10.1890 in Kolbuczowa; ✡ im Ghetto Lemberg
Geschwister

Mirl Miriam Seile *20.7.1914 in Kolbuczowa; ✡ 31.7.1999; oo Eliovich/Hameiri
Dora Debora Seile *1.1.1919 in Kolbuczowa; ✡ vor 1945 im Ghetto Lemberg
Hermann Zwi Seile * 28.4.1921 in Leipzig; ✡ vor 1945 im Ghetto Lemberg
Lea Helene Hilda Seile *11.7.1922 in Leipzig; ✡ vor 1945 im Ghetto Lemberg
Pesi Pepa Amalia Seile *8.2.1926 in Leipzig; ✡ vor 1945 im Ghetto Lemberg
Beruf landwirtschaftliche Praktikantin
Adressen Kolbuszowa; Leipzig; Hattenhof
Heirat Nathan Karl Chaim Schorr *19.12.1913 in Hamburg; ✡ 26.12.1968 in Givatayim
Kinder
Uriel Mai 1938; Aug 1887; oo Mendel
Efraim *9.9.1944 in Ben Schemen; 17.5.2009; oo Askenazi
Weiterer Lebensweg
6.1.1936 Einreise von Schwester Mirl in Haifa mit polnischem Pass, ausgestellt in Leipzig und Arbeiterzertifikat Kategorie C/LS
Die Polenaktion, Flucht nach Lemberg, Lemberger Pogrom, Ghetto Lemberg
28.10.1938 „Polenaktion“, Ausweisung und Abschiebung der Familie Seile aus Leipzig nach Zbaszyn
17.5.1939 Familie nicht erfasst bei Minderheitenzählung
Juden in Lemberg – Exkurs
Österreichische Herrschaft 1772 bis 1918
Das Königreich Galizien-Lodomerien hatte als habsburgisches Kronland von 1772 bis 1918 zum Herrschaftsgebiet der K.u.K.- Monarchie gehört.
1910 lag in den meisten Bezirken der Anteil der Juden an der Gesamtbevölkerung Galiziens über fünf Prozent, aber teilweise auch deutlich höher, beispielsweise in Kolomea, Brody oder Tarnow bei 15-20%, in Lemberg mit seinen sechs großen Synagogen sogar bei 30 Prozent.
24./25.10.1917 „Oktoberrevolution“ in Petrograd
20.11.1917 Gründung der Ukrainischen Volks- bzw. Nationalrepublik
25. 1.1918 Zentralrat der Ukraine in Kiew erklärt die formelle Unabhängigkeit
1. 11.1918 Gründung der Westukrainischen Volksrepublik, Zusammenbruch Ende Mai 1919
Polnische Herrschaft 21./22. November 1918 bis 17.September 1939
21./22.11.1918 die Besetzung Lembergs durch die polnische Armee
Vor 1939 lebten in Lemberg an die 100.000 Juden, somit war Lemberg die drittgrößte jüdische Gemeinde Polens nach Warschau und Lodz.
August 1939 Ribbentrop und Molotow legen im „Hitler-Stalin-Pakt“ die Aufteilung Polens zwischen der USSR und Deutschland fest.
1.9.1939 Einmarsch der Wehrmacht in Polen; die Familie Seile flüchtet nach Lemberg/Galizien
Sowjetische Herrschaft 17. September 1939 bis 30. Juni 1941
17.9.1939 Besetzung Lembergs durch die Rote Armee, entsprechend dem Hitler-Stalin-Pakt. In den kommenden Monaten strömten ca. 130000 Juden aus dem „Generalgouvernement“ nach Lemberg. Die Juden stellten nun mehr als ein Drittel der Gesamtbevölkerung.
22.6.1941 Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion „Unternehmen Barbarossa“
25./26. 6.1941 Aufstand ukrainischer Nationalisten in Lemberg; tausende Aufständische werden verhaftet; der sowjetische Geheimdienstes NKWD lässt in den drei Lemberger Gefängnissen fast 4000 politische Gegner erschießen lassen
Deutsche Herrschaft 30. Juni 1941 bis 27. Juli 1944
30.6.1941 die Wehrmacht besetzt Lemberg kampflos
In der Folge bricht ein Pogrom in Lemberg aus. Die Juden aus Lemberg müssen die Leichen der NKWD-Opfer reinigen und öffentlich präsentieren, damit diese identifiziert werden können. Mehrere hundert Juden und Jüdinnen wurden dabei von Zivilisten und bewaffneten ukrainischen Milizen brutal misshandelt und ermordet; auch Wehrmachtsangehörigen nehmen an dem Pogrom teil.
2.7.1941 Eintreffen der Einsatzgruppe C, die 100 Juden in Lemberg ermordet.
4.7.1941 Massenerschießung von 3000 Juden in Lemberg durch die Einsatzgruppe C und ukrainische Milizen. Die jüdischen Einwohner werden ins Ghetto Lemberg eingewiesen. Einrichtung von zahlreichen Zwangsarbeiterlagern in Lemberg und Umgebung
1.6.1943 Räumung des Ghettos
1941-1943 über 110.000 Lemberger Juden deportiert oder ermordet
Auf Rachels Grab in Israel steht die Inschrift:
לזכר ההורים האחיות והאח בני משפחת זיילה מגרמניה שנספו בשואה הי״ד
„Im Gedenken an die Eltern, Schwestern und Brüder der Familie Seile aus Deutschland, von denen vierzehn im Holocaust umkamen“
Das jüdische Umschulungslager Gehringshof
Ita Seile mit dem späteren Ehemann Nathan Schorr zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Gehringshof in Hattenhof bei Fulda; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD.
Der Gehringshof wurde 1929 erworben von der Kibbuz-Haddati-Bewegung, Mitglied im Bachad, zuvor in Betzenrod und Rodges, ab April 1934 auch Kibbuz Hag Shamash
Die Ausbildung erfolgte auch auf den umliegenden Bauernhöfen. Neben dem Gehringshof bestanden in Hessen Hachscharalager in Grüsen, Külte bei Volkmarsen und Lohnberghütte bei Weilburg.
1937 Emigration nach Palästina

1.2.1937 Ankunft in Haifa unter denNamen Nathan-Zeigel Schorr
Gedenken
Pages of Testimony für die Familie Seile von den überlebenden Schwester Rachel Schorr und Miriam Hameiri
Quellen
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de29223
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de41017
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de252136
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de251918
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de30028
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de251950
http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/78790374
Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316
BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf