Klara Levy
*22.12.1921 in Frankfurt; ✡ 1942/43 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater unbekannt
Mutter unbekannt
Möglicherweise wurde sie von ihrem Großvater adoptiert
Großvater Eugen Levy *21.10.1878 in Krefeld; Theresienstadt
Großmutter Rosa Levy geb. Brasch *8.9.1865 in Labiau; Theresienstadt
Geschwister unbekannt
Beruf landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Frankfurt; Berlin Mitte, Artilleriestraße 2; Steckelsdorf bei Rathenow
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
Bis 1939 Besuch des orthodoxen Gymnasium Adass Jisroel im Siegmundshof in Berlin; dort wird sie auch den Steckelsdorfer Ezra Feinberg kennengelernt haben; die Schule wird im März 1939 geschlossen
Ostern 1939- Ostern 1941 Besuch eines Gymnasiums in Berlin
6.3.1941 Abschluss Reifeprüfung, Abitur
17.5.1939 bei den Großeltern in Berlin Mitte bei Minderheiten-Volkszählung
Das jüdische Umschulungslager Steckelsdorf-Ausbau
1941 Klara Levy zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf-Ausbau bei Rathenow im Landkreis Jerichow II; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger war zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD. Das Anwesen gehörte als Jagdvilla einem Berliner Industriellen, der es einschließlich der dazugehörigen Gärtnerei 1936/37 seiner Jüdischen Gemeinde zur Einrichtung eines Erholungsheims schenkte.
Die Schließung des Landwerks
21.5.1942 schriftliche Ankündigung der Schließung für den 24.5.1942
24.5.1942 offizielle Schließung, nur die Stammbelegschaft des Landwerks verbleibt und 15 Zwangsarbeiter der optischen Industrie in Rathenow
11.7.1942 Klara Levy deportiert aus Steckelsdorf auf Transport Magdeburg – Dessau-Berlin nach Auschwitz; unter Leitung des Steckelsdorf-Madrich Kurt Silberpfennig, der sich mit Frau und dem siebenjährigen Sohn Siegfried freiwillig dem Transport anschließt. 52 Chawerim kamen aus dem Landwerk Steckelsdorf
11./13. Juli 1942, ab Magdeburg – Leipzig/Chemnitz nach Auschwitz
13.7.1942 Ankunft und Selektion der Chaluzim aus Steckelsdorf in Auschwitz
Anneliese Borinski schreibt:
„Noch aus der Bahn bekommen wir eine Karte, abgestempelt hinter Breslau. Sie schreiben, dass sie in Richtung Auschwitz fahren. Dann haben wir nie wieder etwas von ihnen gehört. Auch in den Karteien von Auschwitz (Borinski arbeitete in Auschwitz in der SS-Kommandantur, FJW) konnte ich keinen von den mir namentlich bekannten finden, noch haben unsere Chawerim während der Lagerzeit oder auch nach der Befreiung etwas von irgendjemanden von ihnen gehört. Nur ein erschütterndes Zeichen fand ich. Als wir in der SS-Wäscherei in Auschwitz (Kommandantur) arbeiteten, brachte mir eines Tages eine Chawerah aus der SS-Wäsche eine Unterhose, die mit vollem Namen: Kurt Silberpfennig, gezeichnet war.“
Tod von Klara Levy in Auschwitz, keine weiteren Daten bekannt, Todesdatum unbekannt
Tod der Großmutter in Theresienstadt, Großvater Eugen auf dem Freiheitstransport
28.6./1.7.1943 Großeltern auf dem 38. Osttransport von Berlin nach Theresienstadt
Großvater Eugen war für die Jüdische Gemeinde als „Stammordner“ im Sammellager und bei Deportationen im Einsatz
Tod der Großmutter Rosa in Theresienstadt, Datum unbekannt
5.2.1945 Eugen Levy auf dem „Freiheitstransport“ Transport EW Nr. 489 aus Theresienstadt nach St. Gallen, der einzige Freiheitstransport aus Theresienstadt („1 Million Dollar für 1000 Juden“)
7.2.1945 Ankunft in St. Gallen, zunächst im Schulgebäude im Hadwig untergebracht
Eugen Levy in Quarantäne in Les Avants, Schweiz
Keine weiteren Daten bekannt
Gedenken
–
Quellen
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/128450689
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12664084
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5060021
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127213112
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=3319844
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1103776
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
Einreiselisten Israel
Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf
Bettina L. Götze, Landwerk Steckelsdorf-Ausbau, in: Hachschara als Erinnerungsort.
<https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13> [24.03.2024]
Ezra BenGershôm David. Aufzeichnungen eines Überlebenden, Evangelische Verlagsanstalt 1989
Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328
Jizchak Schwersenz: Die versteckte Gruppe. Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland. Berlin: Wichern Verlag 1988
Michael Wermke: Ein letztes Treffen im August 1941. Kurt Silberpfennig und die Praxis religiös-zionistischer Pädagogik, Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland. Münster: Waxmann 2020