Mina Mia Lina Stein *10.9.1921 in Pforzheim; ✡ 1942/43 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit staatenlos
Religion jüdisch
Vater MoritzMoshe Stein *8.6.1895 in Wiznitz, Czernowitz; ✡ 1966 in Palästina
Heirat der Eltern 3.8.1920 in Pforzheim
Mutter Bella Balbina Friedmann *21.9.1898 in München ✡13.8.1942 in Auschwitz
Großeltern Josef Stein und Pesia Breir
Großeltern Israel Friedmann und Malka Silber
Onkel Meir Jankel Stein *13.3.1893 in Czernowitz; ✡ nach 1945 in England; oo Lina Reich
Geschwister
Klara Chaya Stein *4.7.1923 in Pforzheim; ✡28.6.2007 Givataim; oo David Lax
Sali Sara Stein *4.7.1923 in Pforzheim; oo Seelenfreund
Beruf landwirtschaftliche Praktikantin
Adressen Pforzheim; Mannheim; Steckelsdorf bei Rathenow im Landkreis Jerichow;
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
18.12.1934 Ausstellung eines Fremdenpasses für die Schwestern Klara und Sali
1939 die Schwestern Klara und Sali emigrieren nach Palästina
27.2.1939 Ankunft beider Schwestern in Haifa mit Studentenzertifikat Kategori B(III)
1939 Vater Moritz emigriert nach England
Zwangsarbeit auf den Spargelfeldern bei Bruchsal
Das jüdische Umschulungslager Steckelsdorf-Ausbau
Mina Stein zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf-Ausbau bei Rathenow im Landkreis Jerichow II; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger war zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD. Das Anwesen gehörte als Jagdvilla einem Berliner Industriellen, der es einschließlich der dazugehörigen Gärtnerei 1936/37 seiner Jüdischen Gemeinde zur Einrichtung eines Erholungsheims schenkte.
Die Schließung des Landwerks
21.5.1942 schriftliche Ankündigung der Schließung für den 24.5.1942
24.5.1942 offizielle Schließung, nur die Stammbelegschaft des Landwerks verbleibt und 15 Zwangsarbeiter der optischen Industrie in Rathenow
11.7.1942 Mina Stein deportiert aus Steckelsdorf auf Transport Magdeburg – Dessau-Berlin nach Auschwitz; unter Leitung des Steckelsdorf-Madrich Kurt Silberpfennig, der sich mit Frau und dem siebenjährigen Sohn Siegfried freiwillig dem Transport anschließt. 52 Chawerim kamen aus dem Landwerk Steckelsdorf
11./13. Juli 1942, ab Magdeburg – Leipzig/Chemnitz nach Auschwitz
13.7.1942 Ankunft und Selektion der Chaluzim aus Steckelsdorf in Auschwitz
Anneliese Borinski schreibt:
„Noch aus der Bahn bekommen wir eine Karte, abgestempelt hinter Breslau. Sie schreiben, dass sie in Richtung Auschwitz fahren. Dann haben wir nie wieder etwas von ihnen gehört. Auch in den Karteien von Auschwitz (Borinski arbeitete in Auschwitz in der SS-Kommandantur, FJW) konnte ich keinen von den mir namentlich bekannten finden, noch haben unsere Chawerim während der Lagerzeit oder auch nach der Befreiung etwas von irgendjemanden von ihnen gehört. Nur ein erschütterndes Zeichen fand ich. Als wir in der SS-Wäscherei in Auschwitz (Kommandantur) arbeiteten, brachte mir eines Tages eine Chawerah aus der SS-Wäsche eine Unterhose, die mit vollem Namen: Kurt Silberpfennig, gezeichnet war.“
Tod von Mina Stein in Auschwitz, keine weiteren Daten bekannt, Todesdatum unbekannt
Die Wagner-Bürckel-Aktion
22.10.1940 Mutter Bela mit Schwager Meir Stein und dessen Frau mit insgesamt 5600 Juden aus Baden, sowie 900 Juden aus der Pfalz und dem Saarland nach Gurs deportiert
Schwager Meir und Ehefrau Lina Stein können nach England emigrieren
Deportation der Mutter in das Durchgangslager Drancy
10.8.1942 Transport der Mutter von Drancy ins KL Auschwitz
Keine weiteren Daten bekannt
Gedenken
19.4.1999 Pages of Testimony für Mina und die Mutter von Schwester Sali Sara Selenfreund
Quellen
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1568854
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1500030
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/128450689
https://www.pforzheim.de/stadt/stadtgeschichte/gedenken-friedenskultur/juedische-buerger
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
Einreiselisten Israel
Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf
Bettina L. Götze, Landwerk Steckelsdorf-Ausbau, in: Hachschara als Erinnerungsort.
<https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13> [24.03.2024]
Ezra BenGershôm David. Aufzeichnungen eines Überlebenden, Evangelische Verlagsanstalt 1989
Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328
Jizchak Schwersenz: Die versteckte Gruppe. Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland. Berlin: Wichern Verlag 1988
Michael Wermke: Ein letztes Treffen im August 1941. Kurt Silberpfennig und die Praxis religiös-zionistischer Pädagogik, Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland. Münster: Waxmann 2020