Hans Joachim Baer
*18.5.1924 in Bochum; ✡ nach 1945
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Otto Baer *11.2.1897; ✡ nach 1945
Mutter Marta Tackenberg *5.12.1894 in Duisburg; ✡ nach 1945
Sogenannte privilegierte Mischehe nach NS Kriterien; Hans-Joachim ist evangelisch getauft
Geschwister –
Beruf Schlosser
Adressen Bochum; Herne, Straße der SA 10 (Behrensstraße), Bahnhofstraße 23, Bahnhofstraße 57/59
Heirat –
Kinder –
Weiterer Lebensweg
Vater Otto ist Kaufmann in Herne
1931-1939 Volksschule
1938-1942 Mitglied der HJ
Ein Jahr Berufsschule
Er meldet sich freiwillig zu den Fallschirmjägern
15.12.1941 aus der Luftwaffe als „Mischling“ entlassen, „wehrunwürdig“
10.11.1938 Novemberpogrom in Herne
Vater Otto verhaftet in Herne
13.11.1938 die Herner und 60 Bochumer Juden über die Steinwache in Dortmund mit etwa 500 Juden aus dem Regierungsbezirk Arnsberg per Zug nach Sachsenhausen
16.12.1938 Otto Baer entlassen aus dem KL Sachsenhausen
1939 Vater Otto zur Zwangsarbeit in Steinfurt, Regulierung der Steinfurter Aa; Aufbaulager für Zwangsarbeiter in Dumte, Borghorst, Steinfurt
17.5.1939 mit den Eltern und Schwester Lieselotte in Herne, Straße der SA 10 (Behrensstraße) bei der Minderheiten-Volkszählung; Vater Otto Baer ebenfalls in Steinfurt erfasst
1939 Umzug in Herne in die Bahnhofstraße 23
„Mischlingsaktionen“ 1944/45
19.9.1944 reichsweite „Mischlingsaktion“, Männer wurden zunächst im Sammellager Zeitz, bzw. im Zwangsarbeiterlager Oberloquitz interniert; Vater Otto in das Arbeitslager Zeitz
14.1.1945 verhaftet in Herne, eingewiesen zur Zwangsarbeit nach Zeitz
23.2.1945 von der Gestapo in Halle/Saale eingewiesen in das KL Buchenwald, Häftlingsnummer 131620, Unterbringung im Kleinen Lager, Baracke 53
24.2.1945 auf seinem Lagerkonto werden 34,95 RM „Arbeitslohn“ aus Halle angewiesen
1.3.1945 er bekommt dort die Sperre „Dikal“ (darf in kein anderes Lager) -üblicherweise eine Schutzmaßnahme der kommunistisch beherrschten Widerstand im KL Buchenwald
22.3.1945 Hans Joachim Baer wird trotzdem in das Außenlager S3 nach Ohrdruf verlegt. Hier ist ebenfalls zu vermuten, dass der Lagerwiderstand seine Hand im Spiel hatte und ihn vor dem Zugriff der „Politischen Abteilung“ Lager Gestapo schützen wollte. Es haben sich aber auch einige freiwillig für das Kommando S3 nach Ohrdruf gemeldet
22.3.1945 Mit einer größeren Gruppe polnischer Auschwitzhäftlinge überstellt in das Buchenwald-Außenlager Ohrdruf S 3, in das Crawinkellager (Luftmunitionsanstalt Crawinkel, „MUNA“) bei Stadt Ohrdruf bei Gotha
3.4.1945 zuerst Auflösung des Ohrdrufer Nordlagers, die weiteren Lager folgten Tage später.
Die S III Häftlinge wurden hauptsächlich auf 3 unterschiedlichen Strecken nach Buchenwald getrieben:
1. Ohrdruf – Crawinkel – Gräfenroda – Plaue – Stadtilm – Kranichfeld – Bad Berka – Buchenwald.
2. Crawinkel – Espenfeld – Siegelbach – Nahwinden – Kranichfeld – Tonndorf – Buchenwald.
3. Espenfeld – Jonastal – Arnstadt – Stadtilm – Nahwinden – Kranichfeld – Tonndorf – Buchenwald.
Im Durchschnitt betrug die Entfernung nach Buchenwald 85 Kilometer und die Marschdauer mindestens 3 bis 4 Tage. In Buchenwald wurde die Ankunft von 8.989 Häftlingen von S III
11.4.1945 Befreiung in Buchenwald durch die US Army
Rückkehr nach Herne, Bahnhofstraße 23
Befreiung des Vaters in Theresienstadt
19.9.1944 reichsweite „Mischlingsaktion“, Vater Otto in das Arbeitslager Zeitz
18.2.1945 Ankunft des Vaters Otto in Theresienstadt auf dem Transport XII/10 mit 616 überwiegend „Mischlingen“; 283 Personen kamen aus Frankfurt und Hessen, 157 wurden in Halle/Saale aufgenommen, 169 in Leipzig
8.5.1945 Befreiung des Vaters in Theresienstadt
Gedenken
–
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.mappingthelives.org/bio/398c1a6e-9ddd-4818-a91f-25a0f99e43a1
https://www.statistik-des-holocaust.de/XII10-12.jpg
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5015211
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/66555465
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5461314
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5461310
Stadtarchiv Bochum (Hrsg.) Vom Boykott zur Vernichtung, Klartext, 2002
Hubert Schneider, Die Entjudung des Wohnraums: Judenhäuser in Bochum; Münster, 2010
Hubert Schneider, Leben nach dem Überleben; LIT-Verlag 2014
Gedenkbuch der Opfer der Shoa aus Bochum und Wattenscheid, 2000
Manfred Keller/Gisela Wilbertz (Hg.), Spuren im Stein. Ein Bochumer Friedhof als Spiegel jüdischer Geschichte, Essen 1997