Levy Nathan

Levy Nathan

*29.7.1896 in Königsberg

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Hermann Levy *4.4.1869 in Königsberg; ✡2.4.1943 in Theresienstadt

Mutter Marie Stahl *17.11.1868 in Königsberg; ✡ 31.10.1942 in Theresienstadt

Geschwister unbekannt

Beruf Zahntechniker; Pfleger; Forstarbeiter

Adressen Königsberg Altstädtische Langgasse 72; Hof, Wunsiedler Straße

Heirat Cäcilie Spicker verw. Toller *19.1.1891 in Königsberg; ✡ März 1943 in Auschwitz

2.Ehe mit Else Dreyer *16.6.1921 in Hardt/Hof

Kinder

Günter Levy *29.7.1947 in Hof

Weiterer Lebensweg

1902-1906 Volksschule

1906-1914 Mittelschule

1914-1918 1. Weltkrieg Minenwerfer in Goldanc

1920-1921 Berufsschule

1936-1939 selbstständiger Zahntechniker in Königsberg

17.5.1939 mit Ehefrau Cäcilie in Königsberg, Altstädtische Langgasse bei Minderheiten-Volkszählung

17.5.1939 die Eltern in Königsberg, Yorkstraße 6 bei Minderheiten-Volkszählung

März 1940 Forst- und Ernteeinsatzlager Pilgram, Einsatz durch Bürgermeister von Pillgram Hr. Raabe durch das Arbeitsamt Frankfurt/Oder; bestand bis 1942/43; max. 50 Arbeitskräfte

Wechsel in das Forst- und Ernteeinsatzlager Hasenfelde; Einsatz im Rittergut Edye/Hasenfelde und durch Bürgermeister Müller über das Arbeitsamt Küstrin

Wechsel der Ehefrau in das Einsatzlager auf Gut Behlendorf

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung der noch bestehenden in „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager“

Mai bis September 1941 Auflösung der Hachscharalager Ahrensdorf, Jessen, Havelberg; Verlegung der Chaluzim in das Lehrgut Neuendorf im Sande; nur ein kleiner Teil darf noch im Landwerk selbst arbeiten, die meisten werden zur Zwangsarbeit bei Unternehmen in Fürstenwalde verpflichtet.

2.4.1942 Verhaftung der älteren und der bereits bei der Gestapo zuvor auffällig gewordenen Chaluzim aus Neuendorf und Deportation auf Lastwagen in das Sammellager, eine große Turnhalle am Leipziger Platz in Frankfurt/Oder

3.4.1942 Deportation dieser Neuendorf-Gruppe mit 1009 Personen nach Warschau

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

18.2.1943 noch 23 Juden im Lager Hasenfelde

Bei Registrierung in Auschwitz gibt Nathan Levy Behlendorf als Adresse an.

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“ als Vorbereitung auf die „Fabrikaktion“

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

7.4.1943 Zustellung der Transportlisten für Neuendorf

10.4.1943 169 Chawerim aus Neuendorf mit LKW nach Fürstenwalde, von dort mit der Bahn nach Berlin; zu Fuß ins Sammellager ehemaliges jüdisches Altenheim Große Hamburger Straße 26; in Berlin vom Transport zurückgestellt 16 Personen (Geltungsjuden, Juden aus privilegierten Mischehen etc.)

19.4.1943 Nathan und Cäcilie Levy auf dem 37. Osttransport als Teil der Fabrikaktion, zahlreiche zwangsarbeitende Juden aus den Arbeitslagern um Berlin und im Regierungsbezirk Frankfurt/Oder, allein 153 Personen aus dem Landwerk Neuendorf bei Fürstenwalde.

Esther Bejarano erinnert sich:

„Wohin der Zug fuhr, wussten wir nicht. Die Waggons waren überfüllt und wir konnten uns kaum bewegen. Wenn wir mal austreten wollten, mussten wir über die Menschen steigen, um an die Kübel in der Ecke zu gelangen. Die Luft in den Waggons war miserabel und wurde immer schlechter.“

Esther berichtet auch, dass viele alte und schwache Menschen diese mehrere Tage dauernde Fahrt in den Viehwaggons nicht überlebten. Ihre Leichen blieben die ganze Zeit in den Waggons.
Mit Esther saßen viele der Jugendlichen im Waggon, mit denen sie in Neuendorf zusammen war: Eli Heymann, Schimschon Bär, Schoschana Rosenthal, Miriam Edel, Anne Borinski, Hilde Grünbaum, Karla und Sylvia Wagenberg, Herbert Growald und noch viele andere.

20. 4. 1943 Ankunft in Auschwitz; Notiz im Lagerbuch von Auschwitz:

„Mit einem Transport der RSHA […] sind etwa 1 000 jüdische Männer, Frauen und Kinder eingetroffen. Nach der Selektion werden 299 Männer, die die Nummern 116754 bis 117502 erhalten sowie 158 Frauen, die die Nummern 41870 bis 42027 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen.
Die übrigen 543 Deportierten werden in den Gaskammern getötet.“

Nathan Levy wird zur Zwangsarbeit im Auschwitz-Nebenlager Monowitz eingewiesen; Auschwitz-Häftlingsnummer 116972

Todesmarsch von Auschwitz nach Mauthausen

15.1.1945 die Häftlinge in Auschwitz hören den russischen Kanonendonner 30 km aus dem Osten

18.1.1945 Evakuierung aller drei Auschwitz-Lager; ca. 60 000 Häftlinge; 10000 Männer aus Monowitz

18.1.1945 Beginn des Todesmarsches mit 400 Frauen von Auschwitz- Birkenau nach Loslau

Auschwitz-Überlebende berichten von der Brutalität der SS-Leute während des Todesmarsches:

Asher Aud:

„Wenn wir sind gegangen Totenmarsch, da sind keine Menschen gegangen, da sind nur Skelette gegangen.“

Sigmund Kalinski:

„Wer nicht konnte oder wer zur Seite war, wurde erschossen, bei ungefähr 15 bis 20 Grad minus in unseren Kleidern.“

Isidor Philipp berichtet:

„Wer sich hinlegte, wurde von den SS-Männern, die auf Motorrädern fuhren, erschossen.“

19. – 23.1.1945 Ankunft in den Eisenbahnknotenpunkten Gleiwitz und Loslau. Von Gleiwitz oder Loslau in Güterwaggons zu westlich gelegen Konzentrationslager wie Mauthausen, Buchenwald, Ravensbrück, Sachsenhausen

Isidor Philipp berichtet:

„Von dort begann dann – in offenen Kohlewaggons und bei 15 Grad unter Null – die Fahrt durch Polen, Tschechoslowakei und Österreich zurück nach Deutschland.“

Nach Schätzungen starben bei diesen Räumungstransporten von Auschwitz insgesamt zwischen 9.000 und 15.000 Häftlinge.

25.1.1945 Ankunft von Nathan Levy im KL Mauthausen

3.5.1945 die SS-Wachen setzen sich aus den Lagern Mauthausen und Gusen ab.

5.5.1945 traf ein Spähtrupp der US-Armee der 3. US Army in Gusen und Mauthausen ein,

6.5.1945 Befreiung von ca. 40.000 Gefangenen in Mauthausen und Gusen

16.8. 1945 angemeldet in Hof

17.8.1946 Adresse Hof Alsenberg 48

1947 Umzug nach Hardt bei Hof

1948 DP-Center Hof

27.11.1950 abgemeldet ohne Angabe des Ziels

Deportation der Eltern von Königsberg nach Theresienstadt

Verbringung der Eltern aus Königsberg, Vorstädtische Feuergasse 2 nach Tilsit

25.8.1942 beide Eltern auf dem Transport XIV/1 von Tilsit nach Theresienstadt

31.10.1942 Tod der der Mutter Marie in Theresienstadt

2.4.1943 Tod des Vaters Hermann in Theresienstadt

Gedenken

Quellen

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1103580

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1102914

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/1588236

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11244019

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/68036288

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130118950

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130832732

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5060123

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_ber_ot37.html

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_brb_420825.html

Video-Interview mit Issy Philipp 1994

https://www.gedenkstaettenforum.de/uploads/media/GedenkstaettenRundbrief-79-03-17.pdf

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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