Nebig Max

Meijer Max Nebig

*5.12.1917 in Amsterdam; ✡26.4.1968 in Amsterdam

Staatsangehörigkeit niederländisch

Religion jüdisch

Vater Benjamin Benedictus Nebig *12.11.1891 in Amsterdam;✡ 22.4. 1934 in Amsterdam.

Heirat der Eltern 22.2.1911 in Amsterdam

Mutter Rebecca Watermann *11.12.1890 in Amsterdam; 9.4.1943 in Sobibor

Geschwister

Juda Nebig *13.7.1911 in Amsterdam;✡ 18.6.1940 in Apeldoorn

Samuel Nebig * in Amsterdam ;✡ 1924 in Amsterdam

Abraham Nebig *21.2.1919 in Amsterdam ;✡ 30.9.1942 in Auschwitz; oo Sara Vischschoonmaker

Sara Selien Nebig *5.12.1921 in Amsterdam ;✡ 26.10.1942 in Auschwitz

Esther Nebig *24.8.1931 in Amsterdam ;✡ 9.4.1943 in Sobibor

Beruf Schneider

Adressen Amsterdam, Wagenaarstraat 23 III

Heirat 31.1.1940 in Amsterdam Heirat mit Frieda Batist *19.2.1922 in Berlin; ✡8.6.2002 in Amsterdam

Kinder Bennie Nebig *9.10.1946 in Amsterdam; ✡11.9.1981 in Amsterdam

Weiterer Lebensweg

April 1934 Tod des Vaters

Die Psychose des Bruders Juda

1932 Bruder Juda in der offenen Abteilung Sanatorium Rustoord des „Het Apeldoornsche Bosch“

1934/35 im Provincial Ziekenhuis in Bloemendaal bei Santpoort

Wilhelminagasthuis

Aufnahmebogen Het Apeldoornsche Bosch

2.10.1935 Bruder Juda zur stationären Behandlung in die Psychiatrische Klinik „Het Apeldoornsche Bosch“; Diagnose Schizophrenie

18.6.1940 Entlassung von Juda aus Apeldoorn

1937 Umzug von Max Nebig in die Nieuwe Achtergracht

31.1.1940 Heirat mit der 17-jährigen Frieda Batist, Flüchtling aus Deutschland

10.2.1941 Umzug des Ehepaars in die Wagenaarstraat 23 III

Die erste große Razzia in Amsterdam – Februari Groep- Mauthausen

Wegen provozierenden antisemitischen Aufmärschen Gruppierungen des NSB im alten Judenviertel rund um den Waterlooplein, kommt zu gehäuften Zusammenstößen mit jüdischen Selbstverteidigungsgruppen

9.2.1941 Max mit einigen Kameraden an einer Schlägerei mit dem NSB beteiligt; die Freunde werden verhaftet, Max kann noch einmal entkommen

11.2.1941 Schlägerei im Jüdischen Viertel am Waterlooplein; der WA-Opperwachtmeester Hendrik Koot (vergleichbar mit SA) wird tödlich verletzt

Verhaftung von 18 Jungen u a. David „Lard“ Zilverberg Amsterdam *11.04.1916; ✡5.2.1942 Mauthausen; 12.2.1941 Befehl zur Bildung des Joodse Raad

14.2.1941 Tod des WA-Opperwachtmeester Hendrik Koot

Kurz darauf werfen Unbekannte die Scheiben des Eissalons Koco ein. Er gehört Ernst Cahn und Alfred Kohn, zwei Juden, die aus Deutschland geflüchtet sind. Gäste bilden daraufhin eine Schutztruppe, um den Laden zu beschützen.

19.2.1941 Sturm auf eine Eisdiele durch die deutsche Ordnungspolizei, dieser wird Ammoniakgas ins Gesicht gesprüht. Die Besitzer des Eissalons Koco werden schwer bestraft. Ernst Cahn wird am 3. März 1941 von den Deutschen auf der Waalsdorpervlakte hingerichtet. Alfred Kohn kommt in Auschwitz um.

Razzia auf dem J.J. Meijerplein Amsterdam

22. und 23.2.1941 führt die Sicherheitspolizei die erste große Razzia in Amsterdam durch, bei der 600 Mann bewaffneter deutscher Ordnungspolizei (Grüne Polizei) und SS-Männer 425 jüdische Männer verhaften. Max Nebig berichtet:

„Ich habe auch gesehen, dass die ‚Grüne Polizei‘ einen Kreis bildete und willkürlich ein jüdisches Opfer aussuchten, dass in den Kreis kriechen musste, worauf er wie ein Spielball von einer zur anderen Seite geworfen wurde.“

Auch Max Nebig wird auf Lastwagen ins Sammellager Schoorl gebracht, dort werden nach ärztlicher Selektion noch 38 Kranke nach Amsterdam zurückgebracht

24. bis zum 27.2.1941 Generalstreik mit Unterstützung der kommunistischen Partei

27.2.1941 Transport der „Februari Groep“ von Schoorl nach Alkmaar

28.2.1941 389 Männer von Alkmaar „zur Sonderbehandlung“ in das KL Buchenwald transportiert

Max Nebig erhält die Buchenwald-Häftlingsnummer 3151; Baracke 16;

7.3.1941 Arbeitskommando 44 Maurerkommando SS-Unterkunft

In Buchenwald wir Nebig Opfer des teuflischen SS- Lagerarztes Hans Eisele, der seine Opfer für Experimente willkürlich von der Lagerstraße wegholte und nach medizinisch sinnlosen Operationen mit Phenolinjektionen tötete oder töten ließ.

Wegen Schmerzen im linken Fuß ging Nebig in den Häftlingskrankenbau HKB auch „Revier“. Nebig entkommt nach einer OP am Fuß und einer unnötigen Magenresektion der angeordneten Tötung nur deshalb, da ihm der Häftlingspfleger statt Phenol nur Wasser injiziert.

Eugen Kogon berichtet:

„Einer der ganz wenigen überlebenden Zeugen, der selbst Versuchskaninchen Eiseles war, ist der holländische Jude Max Nebig, an dem Eisele eine Magenresektion durchführte (die Nebig dann als einzigen von einem später zu schildernden Todestransport nach Mauthausen gerettet hat). Als er anschliessend durch Injektion getötet werden sollte, gab ihm der Revierkapo eine harmlose Wasserspritze und schaffte den «Sterbenden» vor den Augen Eiseles weg – in die Tbc-Station, die der SS-Arzt
aus Angst vor Ansteckung niemals betrat. Dort hat Nebig bis 1945 verborgen gelebt. Eines Tages wurden 30 Kranke, die nicht mehr laufen konnten, auf Befehl Eiseles nach Block 4 gebracht. Dort liess er ihnen einen Tee machen, in den er eine starke Lösung Chloralhydrat schüttete. Die Herzschwachen starben sofort, den Rest «spritzte er ab».“

Max Nebig schreibt aber selbst:

„Die Narkose verlief, wie ich vermute mit Benzin. … (die Häftlingspfleger haben die Injektion nicht in mein Blut, sondern ins Gewebe gegeben.“

Anschließend wird er in den TBC-Bereich geführt, wo Eisele keinen Zutritt hatte.

22.5.1941 Transport der Gruppe von Buchenwald „zur Sonderbehandlung“ nach Mauthausen

Mai 1941 wurde die Gruppe in das Konzentrationslager Mauthausen verlegt; die gesamte „Februari Groep“ wurde vor allem durch die mörderischen Bedingungen im Steinbruch von Mauthausen ermordet.

Es gibt nur einen weiteren Überlebenden der Gruppe, Gerrit Blom; er wurde bereits am 17.3.1941 zur weiteren Strafverfolgung ins Polizeigefängnis Amsterdam zurückverlegt und erlebte die Befreiung als Häftling in deutschen Gefängnissen.

Vier Jahre im KL Buchenwald

Die operativen Eingriffe sollen am 1. Mai und im Oktober 1941 stattgefunden haben.

Wechsel in die „Judenbaracke Nr. 22, Blockältester ist hier Emil Carlebach, Spitzenfunktionär der KPD

7.1.1942 Einsatz im Arbeitskommando 18 Fuhrkolonne

Buchenwald-Krankenkartei mit den Aufenthalten im „Revier“ HKB

25.3. 1942 bis 21.2. 1944 für 23 Monate in der Tuberkulose-Baracke

5.2. 1944 Die letzten 14 Monate bis zur Befreiung arbeitet er im Arbeitskommando 26 in der Häftlingschneiderei.

Das Ende des KL Buchenwald

5.4.1945 Himmlers Befehl zur Evakuierung von Buchenwald (47500 Häftlinge);

6.-10.4.1945 Die SS beginnt mit der Evakuierung des Konzentrationslagers; etwa 28.000 Häftlinge des Stammlagers und mindestens 10.000 Häftlinge der Außenlager werden auf insgesamt 60 Marschrouten – meist zu Fuß – auf die Todesmärsche getrieben, 12000 (Schätzung) kommen auf diesen Märschen um.

6.4. 1945 von den ca. 6000 Juden im Lager, können etwa 3000 versteckt werden, Max Nebig gehört dazu.; 3105 Juden werden im Lager zusammengetrieben, in den Werkshallen der DAW (Deutsche Ausrüstungswerke) eingesperrt und Richtung Flossenburg in Marsch gesetzt

7.4.1945 Todeszug nach Dachau verlässt Weimar mit ca. 7000 Häftlingen

10.4.1945 9.280 Insassen haben an diesem Tag Buchenwald in zwei Kolonnen verlassen. Die SS kündigt für den folgenden Tag die vollständige Räumung des Lagers an.

Evakuierung des KL Buchenwald in Güterwaggons nach Theresienstadt, Flossenbürg und Dachau

11.4.1945 Befreiung von Buchenwald durch das 37. Panzerbataillon der 4. US-Panzerdivision

11.4.1945 Max Nebig in Buchenwald befreit

Seine Frau Frieda überlebte vermutlich als „onderduiker“ in Boxtel

Anmerkung

Von der geplanten postoperativen Phenolinjektion gibt es mehrere Varianten.

Die von ihm gemachten Angaben erscheinen widersprüchlich. Vieles ist nicht schlüssig wie der Verlauf seines Geldkonto, der Empfang eines Paketes und der Einsatz im Arbeitskommando 18 Fuhrkolonne ab dem 7.1.1942. Auch für den angeblichen Identitätswechsel mit einem bereits im HKB verstorbenen gibt es keinen Hinweis.

Gedenken –

Quellen

https://www.amsterdam.nl/stadsarchief/themasites/razzia

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/6695090

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/50/Februari1941staking.gif

Veränderungsmeldungen im KL Buchenwald 1937-1945, Arolsen Signatur 8012500

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5280149

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5280337

https://collections.arolsen-archives.org/de/search/topic/1-1-5-1_8012500204?s=8012500204

Walter Poller, Arztschreiber in Buchenwald, Verlag Das Segel, 1960

Eugen Kogon, Der SS-Staat, Der Untergang der holländischen Juden, S. 146 und 214; Kindler 1974

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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