Abraham Suse

Suse Abraham

*24.11.1920 in Hirschberg; ✡24.1.2004 in Straßburg

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Georg Abraham *14.3.1883 in Hirschberg; ✡vor 1945 in Theresienstadt

Mutter Anna Hirschel *27.9.1886 in Millitsch; ✡ ?

Großmutter Karoline Abraham geb. Gallewsky *17.8.1857 in Kempen, Posen; ✡14.2.1941

Tante Dorothea Abraham *29.12.1891 in Hirschberg; ✡7.3.1943 in Auschwitz

Geschwister

Günther Abraham *28.3.1916 in Hirschberg, Riesengebirge; ✡ USA

Cousin (?) Alfred Abraham *25.10.1920 in Berlin

Beruf Landwirtschaftliche Praktikantin

Adressen Hirschberg, Schildauer Straße 16; Breslau; Groß Breesen; 6700 Strassburg, 1 Rue Gutenberg

Heirat in Chile Bernsohn

Kinder –

Weiterer Lebensweg

Übersee-Gruppenwanderer Lehrgut Groß Breesen

Mai 1936 Eröffnung des nichtzionistischen Übersee-Gruppenwanderer Lehrgutes Groß Breesen; im Gegensatz zu anderen Lagern ist Groß Breesen nicht an jüdische Organisationen gebunden, war jedoch stark geprägt vom Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C.V., assimiliert, liberal, national)

1936-1939 Curt „Bo“ Bondy Lagerleiter und pädagogischer Leiter, auf Bitten von Leo Baeck; von vielen ‚Groß-Breesenern‘ wurde er als charismatische Persönlichkeit, der sie viel zu verdanken haben, verehrt. Unterstützt wurde er von Ernst Cramer, einem älteren Praktikanten.

Leiter der landwirtschaftlichen Ausbildung war der Landwirtschaftliche Inspektor Erwin Scheier, dessen Frau Ruth oblag die Hauswirtschaft, Tischlermeister Max Kiwi die Schreinerei. Ilse Rohr war als Erzieherin angestellt: Sie gehörte vermutlich zur Gutsbesitzerfamilie Rohr.

Suse Abraham von Breslau zur Hachschara in das jüdische Auswanderer-Lehrgut Groß-Breesen

Bruder Günther Abraham zur Hachschara ins Landwerk Neuendorf

10.11.1938 Überfall der SA auf den Hof in Groß Breesen, alle über 18-Jährigen Männer werden mit einem Bus abgeführt und ins KL Buchenwald gebracht, auch Curt Bondy, der als Homosexueller besonders gefährdet war; die Frauen und Jungen bleiben auf dem Hof zurück.

Suse Abraham geht zurück nach Hirschberg zu den Eltern.

1939 Emigration von Suse Abraham nach Chile

17.5.1939 Eltern und die Großmutter Karoline sowie Tante Dorothea in Hirschberg, Schildauer Straße 16 bei der Minderheitenzählung

31.8.1941 Gestapobefehl: Das Lehrgut Groß Breesen wird Arbeitslager

Novemberpogrom in der Region Frankfurt Oder

9./10.11.1938 Lehrgut Neuendorf im von den Nazis inszenierten Novemberpogrom  von SA-Trupp überfallen; Mitarbeiter wie der Madrich Max Joseph und alle Chaluzim über 20 Jahre verhaftet und in das KL Sachsenhausen in Oranienburg verschleppt; die jüngeren wie  Günter Riese, Kurt Gumpel sowie die Frauen und Mädchen (u.a. Eva Oppenheim) bleiben verängstigt zurück; das Lager wird fünf Tage lang von Wachen abgeriegelt.

In Neuendorf werden etwa 40 Bewohnern verhaftet und zusammen mit den Verhafteten aus der Region auf den Rathausplatz in Frankfurt gebracht;

Gerhard Nassau berichtet:

 „Der erste Teil unserer Fahrt war nicht sehr lang. Wir hielten am Rathaus der nächsten Stadt (Frankfurt/Oder), um weitere Gefangene aufzunehmen. Wir standen fast eine Stunde vor dem Rathaus. Die Leute versammelten sich um uns, beschimpften uns, lachten und starrten diese seltsamen Ausgestoßenen der deutschen Gesellschaft an.“

Im Bus geht es für die Verhafteten aus Frankfurt/Oder in das KL Sachsenhausen;

Günther Abraham bekommt bei der Registrierung die Häftlingsnummer 12304; es folgen Kleiderwechsel im Block B und Rasur. Nach einem langem Appell kommt er mit weiteren aus dem Frankfurt-Transport in Block 40 im „Kleinen Lager“ für die jüdischen „Aktionshäftlinge“.

13.12.1938 Entlassung von Günther Abraham aus dem KL Sachsenhausen

Alex und Erna Moch entkommen nach London; Moch beschafft 150 britische Visa; mit diesen Einwanderungsgenehmigungen erreicht er beim Kommandanten von Sachsenhausen die Freilassung in Sachsenhausen internierten Chaluzim mit der Auflage, Deutschland unmittelbar zu verlassen.

29.12.1938 Entlassung der Neuendorfer (Frankfurt/Oder) aus dem KL Sachsenhausen

Moch begleitet die Chaluzim nach England. Zusammen mit Leonore Goldschmidt gründete er das Farm Institute, Tythrop House in Oxfordshire für etwa 200 jüdische Chaluzim, davon etwa 100 aus Neuendorf.

Tythrop House Agricultural Training war nur als Zwischenlösung eingerichtet, da das eigentlich lange geplante Hachschara Projekt, das Farm-Siedlungsprojekt von Alvin Johnson in North Carolina, sich verzögerte. Johnson war Direktor der New School for Social Research, eine Universität, New York City.

29.9.1939 Günther Abraham bei britischem Census im Kitchener Camp, Sandwich Municipal Borough zusammen mit Alfred Abraham aus Berlin

Suse Abraham in Chile

1939 Emigration von Suse Abraham nach Santiago de Chile

Sie wird ohne nähere Angaben in drei Rundbriefen der Groß Breesener erwähnt

Januar 1954 Erwähnt im 19. Groß Breesen Rundbrief

ABRAHAM, Suse, Av. Ricardo Lyon 2110, Santiago de Chile, Chile, Keine Nachrichten.

Im 23. Rundbrief vom Oktober 1966

BERNSOHN, Suse (geb.Abraham), Cruz del Sur 384 (Golf), Santiago de Chile, Chile. Keine Nachrichten.

April 1974 Richard Bendit aus Santiago schreibt im 24. Groß Breesen Rundbrief:„Wir stehen in Verbindung mit Wastl Neumeyer, Albrecht Müller, Erich Krebs, Suse Abraham, Walter Lebrecht.“

1974 bereits in Straßburg als BERNSOHN, Suse (Abraham), 6700 Strassburg, 1 Rue Gutenberg, Frankreich

24.1.2004 Tod von Suse Abraham in Straßburg, Elsass

Quellen

Veränderungsmeldungen des KL Sachsenhausen 1.7-31.12.1938; Arolsen Archives

Inhaftierungsdokumente des KL Sachsenhausen 30.11.1938 -18.1.1939; Arolsen Archives

Gerardo Nassau, An Excursion into the Country of Numbers, 14.11.1938 – 13.12.1938;
Córdoba, Argentina, September 1941

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/4092029

https://yvng.yadvashem.org/ad

Harald Lordick, Das Landwerk Neuendorf: Berufsumschichtung – Hachschara – Zwangsarbeit; in Pilarczyk, Ulrike (Hrsg) Hachschara und Jugendalija, Schulmuseum Steinhorst, 2019

https://www.mappingthelives.org

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

1939 Register von England und Wales

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Harald Lordick, Landwerk Neuendorf in Brandenburg, in: Kalonymos, 2017, Heft 2

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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