Joel Manfred

Manfred Joel

*27.5.1914 in Stettin; ✡ 30.6.1992 in Bergen, New Jersey

Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos

Religion jüdisch

Vater Julius Joel *5.1.1877 in Neustadt/Pinne; ✡?

Verlobung der Eltern Juli 1912

Mutter Else Lewinsky *26.4.1878 in Stettin; ✡nach 1940 in Belzec

Großeltern Moritz Joel (*1847-1905) und Minna Kurtzweg (*1850-1925)

Großeltern Adolph Lewinsky und Emma Philippsohn

Verwandte des Vaters Charlotte Joel * 13.9.1887 in Berlin; Neuendorf; ✡ 1943 in Auschwitz

Geschwister

Ursula Karla Joel *8.10.1919 in Stettin; ✡ 1940/1941 in Belzec

Beruf

Adressen Stettin, Kronprinzenstraße 37; Berlin

Heirat Mathilde Mara Sarfati *14.9.1923 in Saloniki; ✡30.10.2004 in Somerset

Schwiegereltern Gabriel Sarfati *16.9.1895 in Saloniki und Bella geb. Mordoh

Kinder

Ralf Joel

Enkel zwei

Weiterer Lebensweg

Nov 1933 bis Mai 1934 Manfred Joel eingeschriebener Student der Wirtschaftswissenschaften an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin

1936 Schwester Ursula Karla Joel mit Hildegard Kraft und Dora Krisch als „Haustöchter“ in Freienstein auf Hof von Jaffe

17.5.1939 Schwester Ursula mit den Eltern Joel in Stettin, Kronprinzenstraße 37 bei Minderheitenvolkszählung

Die Deportation der Juden aus Stettin am 13.2.1940

12.2.1940 Deportationsbefehl für die Stettiner Juden mit einer Frist von nur sieben Stunden bis zum Abtransport

13.2.1940 die Deportation aus Stettin in das Ghetto Lublin war die erste Massenverschleppung von Juden aus dem »Altreich«. Bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt wurden etwa 1100 Juden, darunter viele Kinder und ältere Menschen, in einer mehrere Tage dauernden Fahrt in ungeheizten Waggons in den Bezirk Lublin gebracht. Nach Ankunft  Gewaltmärsche in die ihnen zugewiesenen Ghettos.

Die Deportation der Juden aus Stettin am 13.2.1940

13.2.1940 Deportation von 1107 Stettiner Juden nach Lublin. Die dänische Zeitung „Politiken“ berichtet am 17.2.1940:

„In den Nachtstunden des 12. zum 13. Februar wurden in Stettin sämtliche Juden abtransportiert… Zwischen 3 und 4 Uhr am Morgen des 13. Februar wurden die Juden mit Frauen und Kindern ohne Rücksicht auf ihr Alter und ihren Gesundheitszustand durch je zwei Posten der SS und der SA aus ihren Wohnungen geholt und zum Güterbahnhof Stettin gebracht, von wo aus der Abtransport nach Ostpolen in den frühen Morgenstunden des Dienstag erfolgte. Auch die Insassen der beiden jüdischen Altersheime in Stettin, ca. 82 Personen, darunter Frauen und Männer über 90 Jahre, wurden deportiert. Soweit sie nicht mehr zu gehen imstande waren, wurden sie auf Tragbahren zum Güterbahnhof gebracht… Bereits auf der Durchfahrt durch Schneidemühl – etwa 24 Stunden nach dem Abtransport – mussten die ersten Leichen aus dem Deportationszug entfernt werden. Es handelte sich zunächst um eine Frauenleiche, der später die Leichen von zwei Kindern folgten. Einige andere Personen lagen im Sterben, wie Zurufe aus den Wagenfenstern des Zuges an den Stationsvorsteher des Bahnhofs besagten.“

Die Eltern Julius und Else mit Schwester Ursula müssen in das Ghetto Belzec.

Ursula Joel auf einer Liste der nach Ankunft am 16.2.40  im Distrikt Lublin vor dem 31.3.41 Verstorbenen; letzte Wohnadresse Grünwald

Das Ghetto Saloniki

Vor 1940 Emigration von Manfred Joel nach Saloniki

April 1941 Besetzung von Saloniki /Thessaloniki durch die Deutsche Wehrmacht. Etwa 50000 Juden lebten dort.

Februar 1943 Errichtung des westlichen Agia Triada Ghetto und des östlichen Ghetto; letzteres befand sich im Baron de Hirsch Viertel in der Nähe des alten Bahnhof von Saloniki.

4.3.1943 Umzäunung, Absperrung des Ghettos; im Weiteren diente das Baron-Hirsch- Ghetto als Durchgangslager für die hierher verbrachten Juden aus Nordgriechenland und dem Agia Triada Ghetto

Die Transporte aus dem Ghetto Saloniki

März 1943 Jacques Stroumsa, Erster Geiger im Auschwitz-Orchester und Bruder der Julia (Petite Julie im Auschwitz-Mädchen-Orchester) hört beim Verlegen von Telefonleitungen ein Telefonat des SS-Kommandanten mit: „Ich denke, dass die Judendeportationen in einer Woche beginnen könnten!“ Als Stroumsa darauf einem Mitglied des Gemeindevorstandes berichtete, was er gehört hatte, wurde er zurechtgewiesen. Er solle keine Panik unter der Bevölkerung auslösen, er werde der Gestapo gemeldet, wenn er Gerüchte verbreite.

1943 gab es fünf Transporte aus dem Baron-Hirsch Ghetto in geschlossenen Güterwaggons ab dem alten Bahnhof von Saloniki nach Auschwitz

Datum und Zahl der Deportierten, in Klammern „Sonderbehandlung Gaskammer“

14.-20.3.1943; 2800 (2191)

19.-24.4.1943; 2800 (1986)

30.4.-8.5.1943; 2500 (1685)

1.6.-8.6.1943; 880 (572)

2.8.-13.8.1943; 367 Spagniolen (Sephardische Juden, die Ladino sprachen) und 74 griechische Juden

Insgesamt kamen in Auschwitz 48.533 Juden aus Griechenland an.

13.8.1943 Ankunft von Mathilde und Manfred Joel auf dem letzten Saloniki-Transport an der Rampe in Auschwitz; sie werden zur Zwangsarbeit selektiert

30.10.1944 Selektion von 1000 Frauen in Auschwitz-Birkenau zur Zwangsarbeit in der deutschen Kriegsindustrie

1. 11.1944 Bahntransport von Auschwitz nach Bergen-Belsen

3.11.1944 Ankunft in Bergen-Belsen

Der Verlorene Zug

9.4.1945 Transport von drei Zügen aus dem KL Bergen-Belsen mit „Austauschjuden“ mit dem Ziel Theresienstadt.

im Zug befanden sich 43 Ärzte, davon drei aus Saloniki:

Jean Allalouf *1899; Issak Menasse *1.6.1913; Raoul Menasse *3.2.1915

Nach zwei Wochen Irrfahrt kommt der „verlorene Zug“ in Tröbitz vor der gesprengten Elsterbrücke zum Stehen; die Bewacher suchen das Weite
23.4.1945 Eintreffen der Roten Armee in Tröbitz

Rückkehr nach Saloniki

Nach der Befreiung sind Mathilde und Martin Joel nach Saloniki zurückgekehrt

30.11.1945 Suchanzeige im „AUFBAU“ von Manfred Joel; er wohnt/ arbeitet in einer Apotheke „Farmakion“ in Thessaloniki

1947 Wohnadresse Thessaloniki

19.-30.8.1947 Manfred und Mathilde Joel auf der SS SOBIESKI ab Cannes nach New York

Ziel Onkel Martin Joel, New York

13.7.1958 Flug als US Citizen von Nizza nach New York

30.6.1992 Tod in Bergen, New Jersey

Gedenken

Obituary für Manfred Joel

Quellen

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de888845

https://collections.yadvashem.org/en/documents/3655767

https://www.hu-berlin.de/de/ueberblick/geschichte/juedische-studierende/namensliste

https://www.mappingthelives.org

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT400213-14.jpg

https://www.statistik-des-holocaust.de/Verstorben_410331-3.jpg

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_brb_400213.html

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_brb_schneidemuehl.html

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7454); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

Peter W. Lande,  Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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