Wilhelm Willy Herz
*27.1.1895 in Esens, Wittmund; ✡ 15.8.1977
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Max Koopman Herz *16.6.1851 in Esens; ✡? in Esens
Mutter Henriette Baum *1.6.1859 in Huckarde (Dortmund); ✡ 22.9.1942 Theresienstadt
Großvater Josef Herz *1824; oo 16.5.1854 in Gelsenkirchen mit Rieka Recha Weinberg *1832 in Norden
Onkel Josef Herz *1853 in Esens; oo in Gelsenkirchen Frederike Rubens
Geschwister
Rahel Rosa Herz *29.1.1888 in Esens; oo Walter Heymann
Jenny Herz *13.3.1889 in Esens; ✡17.8.1942 in Auschwitz; oo Leo Brand (*1880)
Siegfried Herz *4.6.1891 in Esens; oo Else Sternberg (*6.7.1895 in Wedelfeld)
Henry Harry Herz *2.12.1893 in Esens; ledig
Erna Herz *8.10.1896 in Esens; ledig
Beruf Viehhändler in Esens
Adressen Esens; Bottrop, Hochstraße 17; Dortmund; Neuendorf; Berlin;
Heirat Johanna Wolff *25.2.1904 in Aurich; ✡ 22.7.1991
Kinder
Kurt Herz *24.12.1923; ✡25.8.1993; oo Ruth Moses
Werner Herz *25.2.1924 (Jahrgang?);
Lisa Herz *5.8.1931; 1959 in Alcaraz, Argentinien; oo Heinz-Josef Plewinsky (14.8.1921-1992)
Weiterer Lebensweg
Vorgeschichte
Vater Max Herz als „Commis“ (Verkäufer) bei Kaufmann Heymann
Erster Weltkrieg
Wilhelm Herz wird dreimal in den Preußischen Verlustlisten gemeldet
Meldung in den Preußischen Verlustlisten vom

25.10.1917 Wilhelm Herz als „vermisst“ gemeldet

16.3.1918 als „gefangen“ gemeldet

5.7.1918 „aus Gefangenschaft zurück“
1905-1933 Eltern Max und Henriette in Bottrop
1933 Umzug der Familie von Bottrop nach Esens
Bruder Siegfried war Pferdehändler in Esens
1934 Umzug der Mutter nach Stuttgart
Zu den belegten Wohnorten gibt es keine näheren Angaben; der Bezug zu Dortmund und Berlin ergibt sich aber durch seine Mutter Henriette.
Er erscheint auf keiner Neuendorf-Belegschaftsliste, wegen seines Berufes als Viehhändler könnte er aber im Landwerk Neuendorf als Fachmann für Viehzucht eingesetzt worden sein.
28.8.1938 Auswanderung von Bruder Siegfried mit seiner Familie nach Argentinien
Novemberpogrom
10.11.1938 die jüdischen Bewohner von Esens wurden von der SA in den Viehhof am Stadthaus Esens getrieben. Nach einigen Stunden wurden die Frauen, Kinder und nicht arbeitsfähige Männer entlassen, so dass noch 56 Männer zusammen mit etwa 200 anderen jüdischen Ostfriesen nach Oldenburg überführt wurden. Dort wurden sie in einer Kaserne festgehalten. Ungefähr 1.000 jüdische Ostfriesen, Oldenburger und Bremer wurden dann mit einem Zug in das Konzentrationslager Sachsenhausen nördlich von Berlin deportiert, wo sie bis Dezember 1938 oder Anfang 1939 inhaftiert blieben. Nach und nach wurden sie wieder freigelassen.
10.11.1938 Wilhelm Herz verhaftet als „Aktionsjude“ im Novemberpogrom,
„Schutzhaft“ in Sachsenhausen; Häftlingsnummer 10158, Block 42 im „Kleinen Lager“

6.12. 1938 Entlassung von Wilhelm Herz mit etwa gleichaltrigen Juden aus dem KL Sachsenhausen, mit der Auflage, Deutschland zu verlassen; die relativ frühe Entlassung dürfte seinem Frontkämpfer-Status zuzuschreiben sein.
Judenvertreibung aus Ostfriesland/Oldenburg
Januar 1940 Anordnung der Gestapo-Leitstelle Wilhelmshaven: Ausweisung der in Ostfriesland lebenden Juden „aus militärischen Gründen“ bis zum 1. April 1940. Die meisten ziehen nach Hannover und Berlin. Dies könnte eine Erklärung für den (Zwangs-?) Umzug der Mutter nach Berlin sein.
Flucht nach Argentinien
10.3.1939 Emigration von Wilhelm Herz mit seiner Familie nach Argentinien
Deportation von Schwester Jenny nach Gurs in der Wagner-Bürckel-Aktion
1930-1933 Ehemann der Schwester Jenny, Schwager Leo Brandt war Geschäftsführer der Karstadt-Filiale Bottrop
1933 war Schwester Jenny mit Ehemann Leo Brandt und den Kindern Elisabeth (*1920 in Bottrop) und Rudolf (*1925 in Bottrop) von Bottrop, Hochstraße 12 nach Mannheim gezogen. Der Umzug erfolgte gemeinsam mit ihrer Schwester Rosa, deren Mann Walter Heymann und Tochter Helga; Walter Heymann betrieb in Bottrop ein Konfektionsgeschäft: Leo Brandt war dort Geschäftsführer
April 1939 Nichte Elisabeth Brandt mit „domestic permit“ nach England
29.9.1939 Nichte Elisabeth Brandt bei britischem Census als Kinderpflegerin im Haushalt der Familie Maton in Coventry
22.10.1940 Deportation von des Ehepaar Brandt mit ihrem Sohn Rudolf aus Mannheim, insgesamt 5600 Juden aus Baden, sowie 900 Juden aus der Pfalz und dem Saarland in das Internierungslager Gurs in der nicht besetzten Zone, Südfrankreich
März 1941 Verlegung verschiedener Gruppen aus Gurs in andere Lager: Betagte Menschen wurden nach Noé, Schwerbehinderte nach Récébédou, Familien in das sogenannte ‚Familienlager‘ Rivesaltes verlegt, so auch am 15.3.1941 Familie Brandt.
Während Leo Brandt im Juli 1941 weiter in das Durchgangslager Camp des Milles gebracht wurde, verblieb Jenny Brandt noch einige Wochen in Rivesaltes, war dann zwangsweise in Marseille im Hotel Bompard untergebracht und gelangte ebenfalls in das Durchgangslager Camp des Milles
11.8.1942 Verlegung des Ehepaar Brandt in das Sammellager Drancy
14.8.1942 Deportation des Ehepaars zur Vernichtung in das KL Auschwitz
20.5.1944 Deportation des Neffen Rudolf zur Vernichtung in das KL Auschwitz; Auschwitz Durchgangsnummer A 5130; Beginn der A Serie im Mai 1944
18.1.1945 Evakuierung von Auschwitz; Todesmarsch nach Gleiwitz
21.1.1945 Bahntransport ab Gleiwitz in das KL Buchenwald
24.2.1945 Tod des Neffen Rudolf Brandt im KL Buchenwald mit „Ruhr“
Schwester Rosa von Lissabon nach New York
1941 Flucht der Familie von Schwester Rosa Heymann über Spanien nach Portugal

20.8.-2.9.1941 Rosa Rahel, Walter und Tochter Helga Heymann auf der SS MOUZINHO von Lissabon nach New York;

als Kontakt geben sie Schwester Jenny im Internierungscamp Rivesaltes an
Theresienstadt

27.7.1942 Mutter Henriette auf dem 30. Alterstransport von Berlin nach Theresienstadt

22.9.1942 Tod der Mutter in Theresienstadt; „Altersschwäche, Marasmus“
Gedenken
1991 Page of Testimony für seine Mutter Henriette von Ze’ew Holzhausen
10.10.2007 Stolpersteine für die Familie von Schwester Jenny Brandt in Bottrop
Oktober 2020 Stolpersteine für die Familie Brandt in Mannheim
Quellen
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/4091991
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1072504
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de847217
Preußischen Verlustlisten 1914-1918
Bundesarchiv, Abteilung R (Deutsches Reich), „Liste der jüdischen Einwohner im Deutschen Reich 1933–1945“ (kurz: „Residentenliste“).
ID-Nr. 383603
ID-Nr.1554441
Heinz Reuter, Die Juden im Vest Recklinghausen, Vestische Zeitschrift Bd. 77/78, 1978/1979
Werner Schneider, Jüdische Heimat im Vest Gedenkbuch 1983
Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 6574); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85.
Book Indexes, New York Passenger Lists, 1906-1942 (National Archives Microfilm Publication T612, 805, record id 100660775_00812_36); Digital Folder Number 100660775, Image Number 812.
https://www.marchivum.de/de/geschichte/stolpersteine/leo-brandt
Harald Lordick, Das Landwerk Neuendorf: Berufsumschichtung – Hachschara – Zwangsarbeit; in Pilarczyk, Ulrike (Hrsg) Hachschara und Jugendalija, Schulmuseum Steinhorst, 2019
https://www.mappingthelives.org
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316