
Joseph Heinrich
*29.9.1924 in Frankfurt; ✡17.11.1992 in Ness Ziona
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Philipp Aka Nechemya Heinrich *21.12.1882 in Schlaining; ✡April 1961 Kibbuz Chofetz
Heirat der Eltern 21.1.1909 in Frankfurt
Mutter Emilie Sachs *14.4.1888 in Frankfurt; ✡ 25.11.1941 Massenerschießung in Kaunas

Geschwister
Albi Jonas Heinrich (1909-1994)
Martha Menucha Wilhelmina Heinrich (1911-1991); ooTremer
Max Moshe Heinrich (1913-1999)
Julius Israel Heinrich (1915-2006)
Elieser Heinrich (1916-1916)
Liesel Heinrich (1918-2008); oo Stoppelman
Edith Devorah Miriam Heinrich *7.6.1920 in Frankfurt; ✡6.9.2003 Israel; oo Arthur Jacob 1913-1993
Zilli Heinrich *2.9.1922-25.11.1941)
Artur Ascher Heinrich *4.10.1926 in Frankfurt; ✡ 25.2.1957 in Azur
Flora Heinrich (1930-2013); oo Vogel
Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant
v.l. Martha, Julius, Philipp, Liesel, Joseph, Emilie, Cilli, Flora, Max, Albi
Adressen Frankfurt; Loosdrecht
Heirat Rachel Wisel *1932 in Bistrita, Transsylvanien; ✡ 2013 in Israel
Kinder –
Weiterer Lebensweg
10.7.1933 Ankunft von Bruder Albi auf der SS M WASHINGTON in Tel Aviv
19.9.1938 Ankunft von Schwester Elisabeth auf der SS JERUSALEM in Haifa
17.5.1939 Die Eltern in Frankfurt, Obermainanlage 29 bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Edith Heinrich in Frankfurt, Pfingstweidstraße 14 bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Zili Heinrich in Frankfurt, Rechneigrabenstraße 18/20 bei Minderheiten-Volkszählung
1939/1940 Edith Heinrich zur Hachschara ins Landwerk Neuendorf im Sande
Novemberpogrom
11.11.1938 Vater und Onkel verhaftet im Novemberpogrom, „Schutzhaft“ in Buchenwald
Dezember 1938 Entlassung des Vaters aus dem KL Buchenwald mit der Auflage, Deutschland zu verlassen
Flucht nach Holland
15.11.1938 Joseph mit seinen Geschwistern Artur und Flora, sowie etwa 20 jüdischen Kindern aus Frankfurt mit der Bahn nach Emmerich; dort müssen sie den Zug verlassen; Weiterfahrt über die Grenze mit dem „Rheingold-Express“
16.11.1938 die drei Geschwister im Ferienheim CIW, Baarnschweg 58, den Dolder; die Kinder werden von Mirjam Pinkhof unterrichtet; Mirjam und Joseph haben eine Freundschaft, sie lädt ihn ein zu ihrer Eltern nach Loosdrecht, schenkt ihm ein Fahrrad, mit dem er oft von Den Dolder zu ihrer Familie fährt.

1.9.1939 Überfall der Wehrmacht auf Polen, die Kinder aus dem Ferienheim werden verteilt
22.6.1939 es trennen sich die Wege der drei Geschwister; Schwester Flora wird in die Pflegefamilie de Jong in Amsterdam verlegt; nach verschiedenen Pflegefamilien überlebt sie schließlich unbehelligt bei einer Familie in Friesland.
16.10.1939 Joseph in das Waisenhaus Huis ten Vijver, Dwarsweg 3, Scheveningen
30.11. 1939 Bruder Artur Joseph kommt in die Pflegefamilie Mingelgrün, Amsterdam, Biesboschstraat 21
10.5.1940 Überfall der Wehrmacht auf die Niederlande
Het Paviljoen Loosdrechtse Rade
Im Jahre 1939 eröffnete die Jeugdalijah in Amsterdam das Hachschara Zentrum „Het Paviljoen Loosdrechtse Rade“, nachdem das Waisenhaus Vondelhof in Amsterdam diese Funktion verloren hatte. 99 Jugendliche fanden hier Zuflucht. Ab 1939 bis zur Schließung am 16.10.1940 bestand parallel der Jugendalija Hof von Moerkerken in Mijnsheerenland für unter 14-Jährige.
Nachdem Einmarsch der Wehrmacht am 10. Mai 1940 wurde das Lager kurzfristig nach Alkmaar evakuiert.
8.9.1940 Joseph Heinrich wird vom Direktor von „Ten Vifer“ zur Hachschara nach Loosdrecht „het Paviljoen“ geschickt; das Haus der Watermanns liegt ganz in der Nähe
7.11.1940 Bruder Artur kann nach Schließung von Mijnsheerenland nach Loosdrecht kommen, nachdem er 14 Jahre alt geworden ist

Joseph Heinrich arbeitet bei Bauer G. Haarmann in Baarn, Kerkstraat 37
Onderduiker
7.7.1942 Aufforderung an die Amsterdamer Juden, sich freiwillig zum „Arbeitseinsatz“ zu melden.
14./15.7.1942 Razzia in Amsterdam; Registrierung in Westerbork und Deportation nach Auschwitz
15.7.-15.8.1942 von den Madrichim Schuschu Simon und Menachem Pinkhof werden Verstecke für alle Jugendlichen gesucht.
August 1942 wollen die Brüder mit Bernhard Aschheim auf eigene Faust flüchten. Sie bitten den Gemeindesekretär, ihnen Personsbewijs ohne den J-Stempel zu beschaffen; der wendet sich an Mirjam Pinkhof, die wiederum Joseph im Vertrauen in die bereits geplante „onderduiking-Aktion“ einweiht.
12.8.1942 Erica Blüth erfährt beim Joodse Raad und übermittelt mit Codewort per Telefon, dass auch die Chaluzim aus Loosdrecht ins Kamp Westerbork gebracht werden sollen. Die Madrichim Menachem Pinkhof und Schuschu Simon sowie Miriam Waterman beschließen, die 30 Jugendlichen mit Hilfe des Netzwerks von Joop Westerweel in Verstecken untertauchen zu lassen.
13.8.1942 Ankündigung von Menachem Pinkhoff und Schuschu Simon, dass alle Chaluzim in Verstecke gebracht werden. Die ersten werden noch am selben Abend weggebracht.

Die Brüder Josef und Artur kommen zu einem Kunstmaler nach Arnheim zusammen mit 6 weiteren Jungen, da so rasch nicht ausreichend Verstecke gefunden werden konnten. Nach wenigen Tagen Wechsel zu dem stadtbekannten Kommunisten Urban
Flucht über die Pyrenäen nach Spanien
April 1943 die Brüder Artur und Joseph Heinrich werden von der Westerweel Group mit Fremdarbeiter- Ausweisen nach Antwerpen geschleust; da der Schleuser vom vorherigen Transport nicht zurückkommt hängen sie dort fest: Es folgen Arbeitseinsätze für die Oragnisation Todt (OT) Boulogne, Le Mans und Bourdeaux.
Februar 1944 Mit einer Gruppe von 34 kämpfen sie sich über den Pic de Montvalle in den Pyrenäen nach Lerida, dann nach Barcelona. Da sie den soeben abgegangenen Transport vom Januar 1944 auf der portugiesischen SS NYASSA mit verpasst haben, müssen sie noch acht Monate warten

Alija auf der SS GUINEE 1944
Im Oktober 1944 erhielten Paul Siegel und weitere Palästina-Pioniere von der britischen Mandatsregierung erteilte Einwanderungszertifikate für Palästina. Siegel, Chanan Flörsheim und 53 weitere Hechaluz-Mitglieder gingen am 27. Oktober 1944 in Cadiz an Bord des Schiffes „Guinée“ und erreichten am 4. November den Hafen von Haifa. Seit Mai 1943 soll insgesamt 150 Palästina-Pionieren die Flucht aus den Niederlanden über Belgien bis Frankreich geglückt sein. Etwa 80 von ihnen überquerten in von der Toulouser Sektion der AJ organisierten Gruppen seit Februar 1944 die Pyrenäen und gelangten von Spanien aus in das unter britischem Mandat stehende Palästina
7.11.1944 Suchanzeige des Vaters in London und Bruder Albi Kra Ata, Haifa
Familiengeschichte
Die weiteren Ereignisse der Familienmitglieder finden sich in der Biografie der Schwester Edith
Edith Devorah Miriam Heinrich *7.6.1920 in Frankfurt; ✡6.9.2003 Israel
Gedenken
Beisetzung von Josef Heinrich auf dem Ness Tsiyona Cemetery
Beisetzung von Jehuda und Deworah Jakob auf dem Friedhof Hafetz Chaim
Stolpersteine in Frankfurt Börneplatz 1
Quellen
Joseph Heinrich (born 29 September 1924)
http://www.dokin.nl/surviving_children/arthur-heinrich-born-4-oct-1926/
http://www.dokin.nl/surviving_children/flora-heinrich-born-20-feb-1930/
Joseph Heinrich, Interview 10.4.1988 in Aja Not; Link:
http://ellenlandweber.com/rescuers/book/Pinkhof/josephh/joe1.html
Heinrich Edith
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130304624
BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)
Harald Lordick, Das Landwerk Neuendorf: Berufsumschichtung – Hachschara – Zwangsarbeit; in Pilarczyk, Ulrike (Hrsg) Hachschara und Jugendalija, Schulmuseum Steinhorst, 2019
Lore Shelley (Editor), The Union Kommando in Auschwitz, Lanham, New York, London, 1996
Wiehn Erhard (Hrsg) Wer hätte das geglaubt, 2010, Hartung Gorre Verlag
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten
Harald Lordick, Landwerk Neuendorf in Brandenburg, in: Kalonymos, 2017, Heft 2
Esther Bejarano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989
Esther Bejarano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013
Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970
Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386
Video-Interview mit Issy Philipp 1994
Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015
Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz