
Max Ardel
*18.7.1923 in Erfurt; ✡ 1.4.1944 in Warschau
Staatsangehörigkeit deutsch; staatenlos
Religion jüdisch
Vater Adolf Ardel *24.12.1893 in Erfurt; ✡1.10.1943 in Auschwitz
Heirat der Eltern 12.11.1920 in Erfurt
Mutter Betty Hacker *16.1.1896 in Erfurt; ✡1
Geschwister
Hanna Frieda Ardel *16.6.1925 in Erfurt; ✡1943 in Auschwitz
Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant, Klempner
Adressen Erfurt, Pressburger Straße 24
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
23.9.1916 Vater Adolph als verwundet gemeldet in den Österreichischen Verlustlisten
Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft
5.4.1921 Einbürgerungsurkunde für das Ehepaar Ardel
14.7.1933 Gesetz über den Widerruf von Einbürgerungen und die Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft


22.2.1934 Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft
Novemberpogrom in Erfurt
9.11.1938 kurz vor Mitternacht erhielt das Regierungspräsidium in Erfurt die Anweisung, jüdische Einwohner der Stadt durch die SA und SS festnehmen sowie die Synagoge in Brand zu setzen. 10.11.1938 Bis zum Morgen wurden 180 Männer in das Sammellager Turnhalle der Oberrealschule getrieben.
Der jüdische Kaufmann Max Cars (* 1894) berichtete später: „Jeder, der hereinkam, wurde mit Stöcken, Reitpeitschen, Ochsenziemern, sogar mit eisernen Hanteln derart geschlagen, bis sie teilweise ohnmächtig zusammenbrachen. “.
Stundenlang mussten die Männer mit gebeugten Knien, den Händen nach vorne und dem Gesicht zur Wand stehend ausharren. Wer diese Position nicht mehr halten konnte und umfiel, wurde mit einem Strick geschlagen. Ältere und geschwächte Personen wurden gezwungen, Kletterstangen und -gerüste erklimmen, wozu viele körperlich nicht (mehr) in der Lage waren. Auch dann gab es brutale Schläge.
10.11.1938 Inhaftierung von 188 Erfurter Männern als „Aktionsjuden“ im KL Buchenwald, Häftlingsnummern 20435-20808, Vater Adolph bekommt die Nr. 20440
27.11.1938 frühe Entlassung des Vaters wegen seines Status als „Frontkämpfer“
Flucht in die Niederlande
15.2.1939 Max Ardel nach Oldenzaal in die Niederlande, Übernachtung im Hotel
16.2.1939 Auffanglager Quarantine Beneden Heijplaat, Quarantainestraat 1, Rotterdam
7.4.1939 De Kleine Haar, Dortherweg 34, Kring van Dort (Gorssel)
30.6.1939 Max Ardel im Burgerweeshuis Gouda, Spieringstraat 1, Gouda
13.12.1939 Quarantine Amsterdam, Zeeburgerdijk 321, Amsterdam
12.1.1940 Max Ardel zur Hachschara in das Heim der Jugendalija in Loosdrecht
Het Paviljoen Loosdrechtse Rade
Im Jahre 1939 eröffnete die Jeugdalijah in Amsterdam das Hachschara Zentrum „Het Paviljoen Loosdrechtse Rade“, nachdem das Waisenhaus Vondelhof in Amsterdam diese Funktion verloren hatte. 99 Jugendliche fanden hier Zuflucht. Ab 1939 bis zur Schließung am 16.10.1940 bestand parallel der Jugendalija Hof von Moerkerken in Mijnsheerenland für unter 14-Jährige.
Nach dem Einmarsch der Wehrmacht am 10. Mai 1940 wurde das Lager kurzfristig nach Alkmaar evakuiert.
10.5.1940 Überfall der Wehrmacht auf die Niederlande
7.6.1941 wird ein Ausweis „persoonsbewijs“ für ihn ausgestellt
21.7.1941 abgemeldet aus Loosdrecht nach Andijk, Oosterdijk 202
10.4.1942 Umzug nach Amsterdam

Untertauchen
13.8.1943 Eintrag „VOW“ vertrokken onbekend waarheen
August 1943 Max Ardel im Versteck verhaftet und in das Sammellager „Hollandse Schouwburg“ in Amsterdam gesperrt
26.8.1943 350 Juden aus der „Hollandse Schouwburg“ mit der Bahn nach Westerbork

26.8.1943 Interniert in das polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork, als onderduiker in die zusätzlich bewachte Strafbaracke 67; als Strafgefangener wird er auf den nächsten jeweils Dienstags abgehenden Transport gestellt
Dr. David Moffie, ein Arzt, der den Transport überlebt hat, erklärte nach dem Krieg in seiner Zeugenaussage vor dem Niederländischen Institut für Kriegsdokumentation (NIOD), dass es sich bei dem Zug um einen aus 30 Waggons zusammengesetzten Güterzug handelte. Jeder Waggon führte etwa 35 Deportierte. Unter ihnen befanden sich mehrere schwerkranke Patienten. Der Tagesbericht des Ordedienst (Ordnungsdienst), der jüdischen Lagerpolizei, erwähnt, dass es einen Zugwaggon eigens für die Kranken gab.
Für diesen Transport wurden Lebensmittel wie Brot, Wurst, Margarine, braune Bohnen und Kohl für 1.000 Personen gekauft. Dr. Moffie erklärte in seiner Aussage, dass „ein Zugwaggon voll mit Weißkohl an unseren Zug gekoppelt wurde, vermeintlich für warme Mahlzeiten auf der Fahrt. Es erübrigt sich, darauf hinzuweisen, dass wir keine warme Mahlzeit erhielten und die SS sich den Weißkohl griff.“
31.8.1943 Max Ardel mit 1004 Juden aus Westerbork auf dem Transport nach Auschwitz, darunter 160 Kinder unter 15 Jahren
2.8.1943 Ankunft in Auschwitz Laut der Auschwitz-Chronistin Danuta Czech wurden 259 Männer und 247 Frauen zur Zwangsarbeit selektiert und mit den Ordnungsnummern 145279-145537 bzw. 57897-58143 tätowiert.
Auch Max Ardel wurde zur Zwangsarbeit eingewiesen
1.10.1944 Tod in Warschau
Der Weg des Vaters
Flucht des Vaters nach Utrecht, Hartingstraße 12
19.8.1942 Einweisung des Vaters in das polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork

Zunächst als „Frontkämpfer“ zurückgestellt vor Deportation, deshalb 1943 nach Theresienstadt, was als „Vergünstigung“ galt
21.4.1943 Deportation des Vaters auf Transport XXIV/1, dem ersten aus Westerbork nach Theresienstadt

28.9.1944 Deportation des Vaters auf Transport E k von Theresienstadt nach Auschwitz
Belzec
10.5.1942 Deportation der Mutter Betty und Schwester Hanna Ardel ab Weimar-Leipzig nach Belzec

In den Morgenstunden des 10.5. fuhr der Zug mit 516 Menschen von Weimar in Richtung Leipzig ab, wo an einem Güterbahnhof außerhalb der Stadt (vermutlich Engelsdorf) 287 Menschen aus Leipzig und umliegenden Orten zusteigen mussten. Gegen Abend erreichte der Koppelzug Chemnitz und fuhr nach Aufnahme von 199 Menschen aus Chemnitz, Plauen und Zwickau gegen 20.45 Uhr weiter ins Ghetto Belzec
Gedenken
5.6.1988 Pages of Testimony für den Vater und Schwester Hanni von Cousin David Starer
Quellen
Mirjam Pinkhof, De Jeugdalijah van het Paviljoen Loosdrechtsche Rade, 1998
http://www.dokin.nl/deceased_children/max-ardel-born-18-jul-1923/
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420510-Weimar17.jpg
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1004052
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1003922
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1004056
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1004212
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130252309
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130252310
https://collections.yadvashem.org/en/documents/3655767
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11207226
https://www.mappingthelives.org
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947