Hans Martin Shlomo Cohn

*27.12.1920 in Breslau; ✡2008 in Givatayim
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Religion jüdisch
Vater Walter Cohn, *29.1.1888 in Lublinitz; ✡29.11.1941 in Kauen
Mutter Cilla Cecilia Friedländer *11.3.1894 Zawodzie, Kattowitz; ✡29.11.1941 in Kauen
Geschwister
Ernst Joachim Cohn *20.11.1924 in Grottkau; ✡29.11.1941 in Kauen
Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant; Zeichner
Adressen Breslau; Bomsdorf; Franeker
Heirat Aaltje Alie Tromp *25.4.1927
Kinder
Jaron Cohn
Irit Cohn
Weiterer Lebensweg
17.5.1939 beide Eltern und Bruder Joachim in Breslau, Freiburgerstraße 42 bei der Minderheitenzählung
Hachschara und die Zerstörung des Lehrgutes Bomsdorf
Hans Cohn zur Hachschara in das jüdische Lehrgut Bomsdorf Jüdenberg bei Gräfenhainichen in Sachsen-Anhalt; Bomsdorf war eines der drei Lager (neben Steckelsdorf und Gehringshof) in Trägerschaft des BACHAD, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch‚ Bund religiöser Pioniere‘
Auf dem nördlich von Zschiesewitz am Waldweg nach Goltewitz gelegenen Landgut befand sich in den 1930er Jahren eine landwirtschaftliche und gärtnerische Ausbildungsstätte für Juden zur Vorbereitung auf eine Auswanderung nach Palästina. Sowohl Erstausbildung als auch mittlere Hachschara wurden angeboten.
1.8.1938 35 Auszubildende auf dem Hof in Bomsdorf laut Albert J. Phiebig, der als Statistiker für die Reichsvertretung der Deutschen Juden arbeitete.
28.10.1938 Erste Polenaktion, insgesamt acht Chawerim mit jüdischem Pass werden verhaftet und nach Zbaszyn deportiert
In der Nacht vom 9. auf den 10.November wurde das Lager von einem SA-Trupp aus Dessau gestürmt. Zwei Bewohner werden erschossen: der 16-jährige Chawer Herbert Stein aus Lauterbach und der namentlich nicht bekannte Lagerleiter. Herbert Stein soll erschossen worden sein, weil er auf eine Frage des Mörders nicht schnell genug antwortete.
Die über 18-jährigen Männer wie Eugen Hecht, aber auch die noch 17-jährigen Hans Cohn und Arnold Berman werden in das KL Sachsenhausen verschleppt.
Der Hof wird verwüstet und von den Nazis geplündert.
Die Neuendorfer Chawera Sofie Löwenstein berichtet:
Bereits in der Reichspogromnacht brachen die Nazis in das Lagergelände ein, steckten die Jugendlichen in der Kälte des Novembers in Nachtkleidung auf den Hof und ermordeten zwei Jungen. Sie wurden heimlich auf dem christlichen Friedhof in der Stadt Gräfenhainichen bestattet, und die Lage der Gräber wurde erst vor kurzem bekannt. Die Nazis verschleierten die ganze Angelegenheit, indem sie ihnen verboten, das Ausbildungsprogramm für ein paar Tage zu verlassen, ihnen ausdrücklich verboten, über das Thema zu sprechen, und die Pioniere einschüchterten.“
Peter Pätz schreibt:
„Die damaligen Verantwortlichen verweigerten die Bestattung der beiden Opfer auf dem Friedhof in Jüdenberg. Daraufhin wurden die Leichen nach Gräfenhainichen gebracht, wo man zunächst genauso handelte. Eine Bestattung außerhalb des Friedhofs scheiterte an den Eigentumsverhältnissen. Und so wurden die beiden Toten in der hintersten Ecke des Gräfenhainicher Friedhofs beigesetzt.“
Oswald Zorn aus Jüdenberg berichtet in der Mitteldeutschen Zeitung MZ:
„Das in Bomsdorf vorhandene jüdische Eigentum wie zum Beispiel Vieh, Futtervorräte und andere Einrichtungsgegenstände holten sich im wesentlichen führende Nazis aus den umliegenden Orten.“

14.12.1938 Entlassung der Bomsdorf- Chaluzim Arnold Berman, Hans Cohn, Julius Eschwege und Heinz Kochmann aus dem KL Sachsenhausen
Kibbuz Franeker
Der 1935 von einem Arzt aus Franeker gegründete Kibbuz der religiösen Zionisten des Misrachi „Dath we Eretz“ bestand bis zu seiner Auflösung durch eine Razzia am 3. November 1941.

13.3.1939 Hans Cohn in den Kibbuz Franeker
Landarbeiter bei Bauer Dominicus Hiemstra in Herbajum
3.11.1941 Verhaftung der Bewohner bei einer Razzia des SD auf Grund einer Verleumdung; laut SS Hauptsturmführer Ferdinand aus der Fünten, Leiter der Zentralstelle für Jüdische Auswanderung in Amsterdam, wurde ihnen unterstellt: Wirtschaftssabotage (Hamstern), unerlaubtes Verlassen des Kibbuz und Abhören von Feindsendern (BBC).
Verbringung ins Gefängnis Blokhuispoort in Leeuwarden; der SD (Gestapo) will die zehn Verhafteten zunächst auf einen Straftransport nach Mauthausen setzen. Von diesen Transporten überlebte niemand. Auf Fürsprache des Oberrabbiners von Leeuwaareden Levisson werden sie dann am
17.12.1941 aus dem Gefängnis Blokhuispoort in Leeuwarden nach Westerbork gebracht.
Hans Kohn als Gärtner mit Selfried Fuchs im Garten der Kommandantenvilla erst für School, dann für Gemmecker
August 1942 steht er auf der Transportliste des ersten Transports aus Westerbork nach Auschwitz, wird aber vom niederländischen Käpitän School von der Liste genommen, weil er als Gärtner gebraucht wird.
Verlobung in Westerbork mit Aaltje Alie Tromp

4.9.1944 Als seine Verlobte Alie und ihre Familie auf den letzten, den siebten Transport von Westerbork nach Theresienstadt gestellt wird, meldet er sich freiwillig, um sie zu begleiten.

28.9.1944 Leo Blumensohn auf dem Transport E k von Theresienstadt nach Auschwitz

29.9.1944 Hans Cohn auf dem Transport E l von Theresienstadt nach Auschwitz
Die Verlobte Alie und ihre Familie bleiben in Theresienstadt
Auschwitz Außenlager Gleiwitz
Hans Cohn nach Selektion an der Rampe von Auschwitz verlegt in das Außenlager Gleiwitz ins Reichsbahnausbesserungswerk
Todesmarsch ab Gleiwitz und Blechhammer
Vier Tage Todesmarsch in das KL Blechhammer; dort trifft er seinen Freund Leo Blumensohn wieder
21.1.1945 die Räumung der Lager Blechhammer. Etwa 200 Gefangene – Transportunfähige und solche, welche verdächtigt wurden sich zu verstecken – wurden sofort ermordet. Anschließend wurden ungefähr 4.000 Gefangene aus Blechhammer und etwa 6.000 aus den Nebenlagern Neu-Dachs, Gleiwitz I, III und IV auf einen Todesmarsch geschickt, etwa 800 wurden auf dem Weg ermordet. Die Überlebenden erreichten das KL Groß-Rosen; von dort wurden die Juden in Güterwagons in das KL Buchenwald transportiert
Massenerschießung im Fort IX in Kauen
11/1941Verbringung der Breslauer Juden in das Sammellager am Schießwerderplatz
25.11.1941 Walter, Cecilia und Joachim Cohn ab Bahnhof Breslau-Odertor nach Kauen/Kowno
29.11.1941 Ankunft der Breslauer Juden, Einsperrung im Fort IX außerhalb von Kauen
29.11.1941 Massenerschießung durch das Einsatzkommando 3 der Einsatzgruppe A
Freiheitstransport nach Sankt Gallen
5.2.1945 Aaltje Tromp mit den Eltern und beiden Brüdern auf dem Transport EW, Nr. -, Zugnummer 182 T, dem einzigen Freiheitstransport mit 1200 Juden aus dem KL Theresienstadt über Konstanz nach Kreuzlingen in der Schweiz
Weitertransport nach St. Gallen, Unterbringung im Schulhaus im Hadwig, „Desinfektionslager“
10.- 15.2.1945 Verlegung der Befreiten auf vier „Quarantäne-Lager“; die Familie Tromp kommt nach Adliswil, in einen Trakt der stillgelegten Seidenstoffweberei.
Rückkehr
2.8.1945 zurück in den Niederlanden
6.11.1945 in Amsterdam
Alija Beth
27.4.1947 nach Palästina
Gedenken
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Quellen
https://www.joodsmonument.nl/en/page/634819/meer-over-hans-martin-cohn
Mirjam Pinkhof, De Jeugdalijah van het Paviljoen Loosdrechtsche Rade, 1998
Frans van der Straaten, Om nooit te vergeten. Herinneringen en belevenissen aan/van Palestina-Pioniers in Nederland gedurende de oorlogsjaren 1939-1945
https://collections.arolsen-archives.org/en/document/4093993
https://collections.arolsen-archives.org/en/document/4966616
https://collections.yadvashem.org/en/documents/3655767
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5122828
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130386670
https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Hans%20Cohn%201920%22%7D
https://www.mappingthelives.org
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316