Laarsen Max

Max Laarsen

4.3.1917 in Hamburg; ✡ 15.7. 1987 in Islip, New York

Staatsangehörigkeit  deutsch

Religion jüdisch („Halbjude“)

Vater Uri Laarsen („Halbjude“) *16.6.1887 in Hamburg; ✡ 13.8.1943 in Hamburg

Heirat der Eltern 3.5.1910 in Hamburg

Mutter Elsa Mari Löwenthal *19.1.1878 in Hamburg

2. Ehe des Vaters 20.10.1934 in Hamburg

Stiefmutter Martha Bubelweit (Nichtjüdin) *31.12.1905 in Ferbitz, Westprignitz; ✡?

Geschwister

Wera Laarsen *9.1.1912 in Hamburg; ✡?; oo Erich Radischewski; oo Grossmann

Beruf Schlosser

Adressen Berlin; Wolzig

Heirat am 16.8.1945 mit Paula Plasser *10.12.1917 Österreich; ✡April 1979 in Islip

Kinder

Weiterer Lebensweg

Das jüdische Jugend-und Lehrheim in Wolzig

Jugendheim Wolzig; großes Gebäude ganz links; Sammlung Ralph Gabriel

November 1929 Eröffnung der Erziehungsanstalt für verwahrloste Jugendliche in Wolzig bei Berlin

Träger war der Deutsch-Israelitische Gemeindebund

Anfang 1933 befanden sich in dem Heim 68 Jungen, im Juni 1933 noch 43 davon acht nicht jüdisch.

Überfall der SA auf das Jugend-und Lehrheim in Wolzig

Laut Auskunft der Gedenkstätte Sachsenhausen, handelte es sich „um das jüdische Erziehungsheim Wolzig bei Königs-Wusterhausen, eine 1929 gegründete reformpädagogische Einrichtung, die ab 1933 von der Umgebungsgesellschaft feindselig betrachtet wurde. Unter dem Vorwand kommunistischer Umtriebe überfiel eine SA Einheit das Heim und verschleppte am 7.6.1933 34 Jungen zwischen 13 und 19 ins KZ Oranienburg, wo sie bis zum 10.7.1933 festgehalten wurden.

Das KL Oranienburg war von der SA-Standarte 208 am 21.3.1933 in einer ehemaligen Brauerei eingerichtet worden, Ende April übernommen vom Potsdamer Regierungspräsident.

7.6. 1933 Der jüdische Gärtner R. Goldschmidt berichtet:

„Um 4 Uhr früh erschien ein Lastwagen mit SA. Die Männer waren bewaffnet, ein Gruppe umstellte das Heim, andere verschafften sich gewaltsam Zutritt, und mit Gebrüll jagte man die Erschrockenen mit Hilfe des Gewehrkolbens aus den Betten zum Hof. Er gab Fußtritte, und Gummiknüppel traten in Aktion, bis die Aufstellung in Marschordnung vollzogen war. Zur gleichen Zeit ging eine andere Gruppe ins Heim und versteckte unter Matratzen, Schränken und Schreibtischen Revolver, Seitengewehre, Totschläger, kommunistische Flugblätter, Broschüren und Bildmaterial gegen das Dritte Reich.“

9.6. 1933 Schreiben des Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes an den Regierungspräsidenten in Potsdam:

„In dieser Zeit wurde das Heim durchsucht. Es wurde unter dem Kopfkissen des Zöglings Werner Treuherz eine Schußwaffe gefunden. Treuherz wurde gerufen und gefragt, wie lange er schon in dem Bett, in dem die Waffe gefunden worden sei, schlafe. Er erwiderte: >>Ein Jahr << und bekam zur Antwort: »Und dann hast du nicht bemerkt, daß du eine Pistole unter dem Kopfkissen hast? « Nach Aussage des zurückgebliebenen Personals sollen auch einige Schriften gefunden und beschlagnahmt worden sein.“

Sechs weitere Verhaftungen in das Gestapogefängnis Berlin:

Es wurden, nachdem der Landrat des zuständigen Kreises Beeskow-Storkow telefonisch von dem Ergebnis der Durchsuchung verständigt war, verhaftet: Direktor Oskar Friedmann, Gärtner (Richard) Goldschmidt, Bürohilfe Betty Armer, Erzieher Max Gebhard, Erzieher Fritz Hirsch, Zögling Werner Treuherz. Die genannten Verhafteten und außerdem sämtliche Zöglinge des Heim es wurden gegen 10 1/ 2 Uhr vormittags auf Lastautos verladen und nach Angabe von SA-Leuten in das Konzentrationslager nach Oranienburg überführt.

Die Verhafteten sind nach Berlin gebracht worden.“

5.7.1933 Tag des Verhörs von Max Laarsen im KL Oranienburg; er gibt an, Mitglied der kommunistischen Gruppe zu sein.

10.7.1933 Entlassung der 34 Wolziger aus dem KL Oranienburg

Novemberpogrom

10.11.1938 Max Larsen und Vater Uri in Hamburg verhaftet. Bis zum 15. November wurden 873 jüdische Männer in das Hamburger Polizeigefängnis Fuhlsbüttel eingeliefert, weitere wurden im Stadthaus eingesperrt. Etwa 1000 Juden wurden schließlich mit der Bahn in das KL Sachsenhausen deportiert.

Internierung im KL Sachsenhausen; konsekutive Häftlingsnummern für Max Laarsen 11091 und seinen Vater 11092.

21.11.1938 Entlassung des Vaters aus dem KL Sachsenhausen

11.1.1939 Entlassung von Max Larsen aus dem KL Sachsenhausen

17.5.1939 Schwester Wera mit Ehemann Erich und Sohn Horst Radischewski (*1935) in Hamburg, Schmalenbecker Straße 34 bei der Minderheitenzählung

Lübeck

Max Laarsen zur Zwangsarbeit nach Lübeck

März 1940 in Kücknitz Im Brunskroog 37 in der Nähe der Flenderwerft

Juli 1941 Ummeldung in Lübeck, St.Annen-Straße 7.

Max Laarsen wohnt St. Annenstraße 7; das Gebäude gehörte seit dem Tod des Ehepaar Lissauer der Jüdischen Gemeinde von Lübeck. Dort werden einquartiert Josef Katzenfuß, mit dem er auch deportiert wird; außerdem Rosa Fordonski geb. Frenkel (*1895), sowie Heinz (*1926) und Salomon Selmanson (*1886).

Riga Jungfernhof

4.12.1941 Verhaftung, im Sammellager mit 90 Lübecker Juden

6.12.1941 mit zwei Bussen der Lübecker Straßenbahn zum Bahnhof Lübeck

von Lübeck nach Oldesloe, dort angekoppelt an den Hamburger Transport nach Riga

10.12.1941 Ankunft in Riga Skirotawa; in Skirotawa wurde Laarsen am Knie angeschossen. Fußmarsch ins Lager Jungfernhof

18.12.1941 eine Gruppe 500 jüngerer Männer aus dem Jungfernhof zum Aufbau ins Lager Salaspils

Max Laarsen in der Außenkasernierung Lenta, er arbeitet in der „Garage“ als Autoschlosser unter Oberscharführer Wiedemann; dort bekam er ein Zeugnis vom SS-Betriebsleiter Scherwitz

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga

Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof

28.9.-1.10.1944 3155 Häftlinge aus Riga Kaiserwald, 300 Arbeiter/innen von der Lenta auf dem Frachtschiff „Kanonier“ von Riga->Danzig

Max Laarsen zunächst von der Lenta nach Libau und von dort nach Stutthof

Scherwitz schreibt in seinem ersten Bericht am 27.4.1948

„… Ich fuhr alleine nach Libau. In Libau bekam ich dann den Auftrag, mit Material nach Danzig zufahren. Das war Ende 1944. Ich bat mir aus, verschiedene Leute mitnehmen zu dürfen. Darunter befanden sich Dr. Boris Jankolowitsch und Max Larsen (aus der früheren Kfz.-Abteilung) und zehn lettische politische Häftlinge. Ich genehmigte, dass zwei dieser Häftlinge verschwinden dürfen. Die anderen gingen freiwillig mit mir. Wir kamen dann in eine kleine Stadt in Westpreußen.“

„Die Sachen wurden in Waggons verladen, und wir gingen nach Thüringen (Erfurt). Dort konnten wir nicht bleiben und wir gingen nach Gebesee. Einige Tage später bekam ich dort Räume am Bahnhof und wir luden aus. Wir blieben dort bis zum 11.4.1945. Dann kamen die Amerikaner. Vorher zog ich Zivil an.Die Sachen von meiner Frau und meinem Kind und meine persönlichen Sachen, soweit ich sie mitgenommen hatte, blieben in Gebesee. Jankolowitsch und Larsen und die zehn Letten waren dort überall mit dabei. Ich meldete mich bei einem Ami- Offizier und sagte ihm Bescheid über meine Person.“

Scherwitz kommt nach Gebesee zurück, um wertvolle vergrabene Pretiosen zu holen; er berichtet am 2.6.1948

„Als ich hinkam, waren alle weg, Jankolowitsch, Larsen usw. Die Sachen hatten sie mitgenommen. Ich ging nach Erfurt, um festzustellen, wo sie seien.“

Max Laarsen wird 1948 als Zeuge zu Schwerwitz befragt:

„Mir ist ferner bekannt, dass Scherwitz des öfteren nach FRankreich dienstlich unterwegs war, um Einkäufe für den SD zu tätigen. Bei dieser Angelegenheit handelt es sich um Ausplünderung von französischen Eigentum. Ganze Waggonladungen wurden von Schwerwitz von Frankreich nach Riga gebracht und Scherwitz hat sich dabei in ungeheurem Maße bereichert.“

Nachkriegszeit

1950 aus Erfurt zur Schwester Vera nach Hamburg

Februar 1951 Max Laarsen mit Ehefrau Paula in Wentorf

3.-13.3.1951 Emigration von Max und Paula Laarsen von Bremen auf der USS GENERAL C.H.MUIR von Bremen nach New York

Auch Schwester Wera überlebt („Mischehe“)

1956 Einbürgerung als US Citizen

Juli 1987 Tod von Max Laarsen in Islip, New York

Gedenken

Quellen

Klaus Drobisch, Überfall auf jüdische Jungen im Juni 1933; Dokumente; 1993

„The Times“ vom 19. September 1933 „Life in a Nazi camp. A farm student’s experience“

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/4092178

Mitteilungen von Astrid Ley, Gedenkstätte Sachsenhausen

Josef Katz, Erinnerungen eines Überlebenden, Neuer Malik Verlag, 1988

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411206_SH5.jpg

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/67979062

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/81675519

https://www.myheritage.de/research

https://www.mappingthelives.org

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

Anita Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017

Peter W. Lande,  Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011

 Christin Sandow (Hrsg.), Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017

Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008, Seite 127

Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995

Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984

Mein besonderer Dank gebührt Fred Zimmak für die großzügige Unterstützung meiner Recherchen

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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