Augapfel Gideon

Gideon Augapfel

*4.3.1921 in Wien; ✡22.9.1941 in Mauthausen

Staatsangehörigkeit Österreich, staatenlos

Religion jüdisch

Vater Julius Augapfel *19.4.1892 in Jaroslawl; ✡ 1.10.1944 in Auschwitz

Heirat der Eltern 14.12.1919 im Stadttempel von Wien

Mutter Rosa Zuckermann *1895 in Kolomya; ✡ April 1967 in New York

Großeltern Meir Augapfel und Viktoria Flügel

Großeltern Simon Zuckermann und Szifre Spierer

Geschwister keine

Beruf Landwirtschaftlicher Volontär

Adressen Wien; Insterburg; Berlin; Werkdorp Wieringen Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen); Amsterdam,

Heirat ledig

Kinder

Weiterer Lebensweg

1926 Umzug mit den Eltern nach Insterburg

Werkdorp Nieuwe Sluis

Träger des „Jüdisches Werkdorf Nieuwe Sluis“ ist die „Stichting Joodse Arbeid“ (Stiftung Jüdische Arbeit); hier werden jüdische Jugendliche zu Landarbeitern umgeschult (Hachschara) als Vorbereitung auf die Ansiedlung in Palästina (Alija). Die Ausrichtung war neutral, nur etwa ein Drittel der Chawerim waren auch zionistische Chaluzim (zionistische Pioniere)

Im März 1934 kommt eine kleine Gruppe von Volontären als Aufbaugruppe in die verlassenen Baracken auf der Farm. Dreieinhalb Jahre lang dienten diese als Unterkunft für die Gruppe der Bauarbeiter. Ende 1934 stehen vier Baracken und eine Kantine dicht beieinander rund um das Haukes-Haus.

Oktober 1934 Aufnahme des regulären Ausbildungsbetriebs

Im Zentrum des Werkdorfs wird ein Gemeinschaftshaus errichtet, die Baracken werden in einem Halbkreis herumgebaut.

Anfang 1937 Offizielle Eröffnung der nun fertiggestellten Anlage

6.8.1939 Gideon Augapfel zur Hachschara ins Werkdorp Wieringen

Auflösung des Werkdorp

„Am 20. März kamen morgens blaue Busse von der Amsterdamer Gemeindebahn am Rande des Polders. … Die ca. 300 Werkdörfler wurden inspiziert durch Lages in Uniform und Barbie in Zivil.

Willy Lages, SS-Sturmbannführer, Leiter des Sicherheitsdienstes in Amsterdam; Klaus Barbie, SS-Obersturmführer, Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam

Unser Betriebsleiter Kemmerlin sorgte dafür, dass ca. 60 Jungen und Mädels bleiben durften, um das Vieh usw. zu versorgen. Die anderen kriegten 10 Minuten die Gelegenheit, um etwas zu packen und dann wurden wir mit Bussen nach Amsterdam gebracht…“

Unterbringung der 210 Werkdorper zunächst in Asschers Diamantschleiferei im Amsterdamer „Pijp“

27.3.1941 Unterbringung der Werkdorper in Gastfamilien oder bei Verwandten; Gideon Augapfel bei Familie Fürth, Watteaustraat 8

11.6.1941 Offizielle Abmeldung der 210 Werkdorper aus der Gemeinde Wieringermeer

1.8.1941 endgültige Schließung des Werkdorpes

Zweite große Razzia in Amsterdam

14.5.1941 Bombenexplosion im Marine-Offiziersclub Amsterdam auf der Bernard-Zweerskade ist Anlass für Verhaftungswelle

Juni 1941 Zweite große Razzia in Amsterdam; der SD geht bei dieser Razzia anders vor als bei der ersten Razzia im Februar 1941, bei der  Juden wahllos auf der Straße aufgegriffen und festgenommen wurden; bei der zweiten Razzia nutzen die Deutschen Adresslisten und gehen gezielt zu den Häusern von dem sie wissen, dass dort Juden leben.

11.6.1941 SS-Obersturmführer Klaus Barbie von der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam“ erschleicht sich durch Täuschung die Adresslisten der „Werkdorper“

11.6.1941 „Vergeltungsmaßnahme“ 300 vorwiegend Jugendliche, davon 61 „Werkdorper“ im Durchgangslager Schoorl inhaftiert; von ihnen werden vier, die keine vier jüdischen Großeltern haben, freigelassen.

Von Dezember 1940 bis August 1941 war SS-Untersturmführer Hans Stöver Kommandant des Camp Schoorl

Der Werkdorper Bernard Natt,, ein Cousin von Lotte Brück, beschreibt die Razzia des 11. Juni 1941:

„Am Mittwochabend, dem 11. Juni 1941, besuchte ich mit Lotti in der Stadsschouwburg eine Aufführung von Griegs Oper „Per Gynt“. Es war eine schöne, angenehme Aufführung. Es war auch das letzte Mal, dass ich mit Lotti ausgegangen bin. Auf dem Heimweg trafen wir einige Freunde vom Werkdorp. Sie waren sehr aufgebracht und teilten uns mit, dass unsere Mitbewohner des Werkdorps noch am selben Abend von der Gestapo festgenommen worden seien.

22.6.1941 Deportation von Gideon Augapfel mit den 296 in Schoorl Inhaftierten zur „Sonderbehandlung“ in das KL Mauthausen; dort werden sie durch extrem harte Arbeit im Steinbruch und oftmals tödliche medizinische Experimente ermordet; keiner überlebt das Jahr 1941.

22.9.1941 Tod von Gideon Augapfel in Mauthausen

Rabbi Julius Augapfel (Joods Monument)

1914 Julius Augapfel Rabbiner in Salzburg

1914-1918 1. Weltkriegs Julius Augapfel u. a. als Feldrabbiner

1926 Rabbiner und Religionslehrer in Insterburg/Ostpreußen, später Gründer und Leiter einer zionistische Gruppe

Mitglied im Allgemeinen Deutschen sowie im Nordostdeutschen Rabbinerverband, erst als stellvertretender Vorsitzender und später als Vorsitzender

1930er-Jahren vergebliche Bewerbungen auf Rabbinerstellen in Wien

1934 Kündigung in Insterburg wegen fehlender Staatszuschüsse

1936 Bewerbung auf das Rabbinat in Erfurt.

1938 sein Jugendfreund, der Historiker Salo W. Baron beschafft ein Affidavit

Dezember 1938 Rabbiner Henry E. Kagan schickte ein Affidavit und einen Angestelltenvertrag der Progressive Congregation Anshe Poilin in Coney Island, laut dem er 1.000 $ im Jahr verdient hätte. März 1939 Visum vom US-Konsulat in Berlin abgelehnt,

29.3.1939 Flucht nach Rotterdam; Flüchtlingsquartier Achterklooster 40

19.4.1940 Wechsel von Rotterdam nach Amsterdam, Flüchtlingsquartier Oostenlijke Handelskade

10.5.1940 Einmarsch der Wehrmacht in die Niederlande

15.5.1940 Kapitulation der Niederlande; Besetzung von Amsterdam

24.6.1940 Einweisung der Eltern ins Vluchtelingenkamp Westerbork, „Oude kampbewoners“;

Rabbi Julius Augapfel 1942 in Westerbork

Vater dort bis 1944 als Lager-Rabbi

4.9.1944 beide Eltern auf dem Transport XXIV/7 von Westerbork nach Theresienstadt

29.9.1944 Vater Julius auf dem Transport E l von Theresienstadt nach Auschwitz

23.8.1945 Rückkehr der Mutter nach Amsterdam, Hotel Elberfeld

23.4.1949 Ankunft von Mutter Rosa Augapfel in New York

Gedenken

Quellen

https://www.mappingthelives.org

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Zuckermann%20Rosa%22%7D

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Augapfel%22%7D

http://www.joodsmonument.nl/en/page/584386/julius-augapfel

https://yvng.yadvashem.org/ad

Niederlande, Bevölkerungsregister, 1810-1936; Bron: boek, Deel: 146, Periode: 1912-1938

www.werkdorpwieringermeer.nl/https://www.oorlogsbronnen.nl/mensen?personterm=Ontruiming%20Joods%20Werkdorp%20Wieringermeer

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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