
Helmut Leiser
*9.1.1923 in Kerpen; ✡ 12.9.1941
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch

Vater Simon Leiser *3.7.1889 im Kerpen; ✡ 18.10.1944 in Auschwitz
Mutter Eva geb. Leiser *19.9.1891 in Kerpen; ✡ 18.10.1944 in Auschwitz
Geschwister
Herta Leiser* 10.10.1914 in Kerpen; ✡ 11/1973 in London; oo Aybes
Kurt Leiser *28.11.1915 in Kerpen; ✡7.8.1942 in Auschwitz
Beruf Volontär als Schmied
Adressen Kerpen, Adolf-Hitler-Straße 87; Werkdorp Wieringen Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen); Amsterdam,
Heirat –
Kinder –
Weiterer Lebensweg
ASR-Aktion
Juni 1938 Vater Simon verhaftet in der reichsweiten ASR-Aktion
21.6.-24.8.1938 Vater Simon als „ASR-Jude“ im KL Sachsenhausen
Novemberpogrom
10.11.1938 Verhaftung von Bruder Kurt
15.11.1938 Einweisung von Bruder Kurt in das KL Dachau
19.12.1938 Entlassung von Bruder Kurt aus dem KL Dachau
3.1.1939 mit den Eltern in der Flüchtlingsunterkunft Hal-Hotel im Hafen von Rotterdam
17.5.1939 — bei der Minderheitenzählung
Mai 1940 -Dezember 1943 beide Eltern in Gouda, Houtmansgracht 23
Werkdorp Nieuwe Sluis
30.11.1939 Helmut Leiser aus Rotterdam zur Hachschara ins Joodse Werkdorp Wieringermeer
Er arbeitet in der Schmiede.
Träger des „Jüdisches Werkdorf Nieuwe Sluis“ ist die „Stichting Joodse Arbeid“ (Stiftung Jüdische Arbeit); hier werden jüdische Jugendliche zu Landarbeitern umgeschult (Hachschara) als Vorbereitung auf die Ansiedlung in Palästina (Alija). Die Ausrichtung war neutral, nur etwa ein Drittel der Chawerim waren auch zionistische Chaluzim (zionistische Pioniere)
Im März 1934 kommt eine kleine Gruppe von Volontären als Aufbaugruppe in die verlassenen Baracken auf der Farm. Dreieinhalb Jahre lang dienten diese als Unterkunft für die Gruppe der Bauarbeiter. Ende 1934 stehen vier Baracken und eine Kantine dicht beieinander rund um das Haukes-Haus.
Oktober 1934 Aufnahme des regulären Ausbildungsbetriebs
Im Zentrum des Werkdorfs wird ein Gemeinschaftshaus errichtet, die Baracken werden in einem Halbkreis herumgebaut.
Anfang 1937 Offizielle Eröffnung der nun fertiggestellten Anlage
2.1.1938 formal bedingte Ummeldung aller Bewohner von der Gemeinde Barsingerhorn nach Wieringermeer
Auflösung des Werkdorp
20.3.1941 Auflösung des Werkdorp durch den SD der SS; 210 der 290 Lehrlinge werden nach Amsterdam verbracht und in Familien untergebracht; Gerd Vollmann berichtet darüber:
„Am 20. März kamen morgens blaue Busse von der Amsterdamer Gemeindebahn am Rande des Polders. … Die ca. 300 Werkdörfler wurden inspiziert durch Lages in Uniform und Barbie in Zivil.
Willy Lages, SS-Sturmbannführer, Leiter des Sicherheitsdienstes in Amsterdam; Klaus Barbie, SS-Obersturmführer, Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam
Unser Betriebsleiter Kemmerlin sorgte dafür, dass ca. 60 Jungen und Mädels bleiben durften, um das Vieh usw. zu versorgen. Die anderen kriegten 10 Minuten die Gelegenheit, um etwas zu packen und dann wurden wir mit Bussen nach Amsterdam gebracht…“
Unterbringung der 210 Werkdorper zunächst in Asschers Diamantschleiferei im Amsterdamer „Pijp“
27.3.1941 Unterbringung der Werkdorper in Gastfamilien oder bei Verwandten; Helmut Leiser geht in die Fr. van Mierisstraat 93
11.6.1941 Offizielle Abmeldung der 210 Werkdorper aus der Gemeinde Wieringermeer
1.8.1941 endgültige Schließung des Werkdorpes
Zweite große Razzia in Amsterdam
14.5.1941 Bombenexplosion im Marine-Offiziersclub Amsterdam auf der Bernard-Zweerskade ist Anlass für Verhaftungswelle
Juni 1941 Zweite große Razzia in Amsterdam; der SD geht bei dieser Razzia anders vor als bei der ersten Razzia im Februar 1941, bei der Juden wahllos auf der Straße aufgegriffen und festgenommen wurden; bei der zweiten Razzia nutzen die Deutschen Adresslisten und gehen gezielt zu den Häusern von dem sie wissen, dass dort Juden leben.
11.6.1941 SS-Obersturmführer Klaus Barbie von der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam“ erschleicht sich durch Täuschung die Adresslisten der „Werkdorper“
11.6.1941 „Vergeltungsmaßnahme“ 300 vorwiegend Jugendliche, davon 61 „Werkdorper“ im Durchgangslager Schoorl inhaftiert; von ihnen werden vier, die keine vier jüdischen Großeltern haben, freigelassen.
Von Dezember 1940 bis August 1941 war SS-Untersturmführer Hans Stöver Kommandant des Camp Schoorl
Der Werkdorper Bernard Natt,, ein Cousin von Lotte Brück, beschreibt die Razzia des 11. Juni 1941:
„Am Mittwochabend, dem 11. Juni 1941, besuchte ich mit Lotti in der Stadsschouwburg eine Aufführung von Griegs Oper „Per Gynt“. Es war eine schöne, angenehme Aufführung. Es war auch das letzte Mal, dass ich mit Lotti ausgegangen bin. Auf dem Heimweg trafen wir einige Freunde vom Werkdorp. Sie waren sehr aufgebracht und teilten uns mit, dass unsere Mitbewohner des Werkdorps noch am selben Abend von der Gestapo festgenommen worden seien.

22.6.1941 Deportation der 296 in Schoorl Inhaftierten in das KL Mauthausen; dort werden sie durch extrem harte Arbeit im Steinbruch und oftmals tödliche medizinische Experimente ermordet; keiner überlebt das Jahr 1941
Westerbork – Theresienstadt – Auschwitz
15.7.1942 Bruder Kurt von Amsterdam zur Station Hooghalen; Zu Fuß ins Kamp Westerbork, dort nur Registrierung keine Aufnahme. Rückmarsch nach Hooghalen. Die Trasse Hooghalen-Westerbork wurde erst im November 1942 fertiggestellt. Erster großer Massentransport nach Auschwitz.
7.8.1942 Tod des Bruders Kurt in Auschwitz
21.11.1942 Einweisung der Eltern in das polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork
18.1.1944 beide Eltern auf dem zweiten Transport XXIV/2 von Westerbork nach Theresienstadt

16.10.1944 beide Eltern auf dem Transport E r von Theresienstadt nach Auschwitz
Gedenken
26.3.2000 Gedenkblätter von Alex Salm für Helmut, Kurt und Simon Leiser
Quellen
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de909922
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de909908
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de909959
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de909997
https://www.mappingthelives.org
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
www.dokin.nl/deceased_children/helmuth-leiser-born-1-sep-1923/
Niederlande, Bevölkerungsregister, 1810-1936; Bron: boek, Deel: 146, Periode: 1912-1938
https://www.oorlogsbronnen.nl/mensen?personterm=Ontruiming%20Joods%20Werkdorp%20Wieringermeer