Marchand Herbert

Herbert Marchand

*23.7.1922 in Berlin; ✡ 3.10.1941 in Mauthausen

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Otto Marchand *21.1.1888 in Frankfurt; ✡ 26.1.1943 in Auschwitz

Heirat der Eltern 5.12.1916 in Berlin

Mutter Therese Blum *19.8.1893 in Graudenz; ✡4.6.1943 in Sobibor

Geschwister

Herbert Marchand *23.7.1922 in Berlin; ✡ 3.10.1941 in Mauthausen

Arnold Marchand *13.4.1921 in Berlin; ✡ 18.9.1941 in Mauthausen

Egon Marchand *29.6.1929 in Berlin; ✡ 4.6.1943 in Sobibor

Gerda Marchand *30.5.1934 in Berlin; ✡ 4.6.1943 in Sobibor

Beruf Schmiedelehrer

Adressen Berlin, Zorndorfer Straße 10; Werkdorp Wieringen Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen); Amsterdam,

Heirat

Kinder

Weiterer Lebensweg

Anfang 1939 Mutter Therese bereits in Amsterdam, Oudezijds Voorburgwal 169 II; Vater Otto nach Unfall eingewiesen in die jüdische Klinik Apeldoornsche Bosch, Nervenklinik

16.2.1939 mit Egon und Gerda Marchand mit Kindertransport von Berlin nach Amsterdam; sie hatten zuletzt in Berlin bei Jonni Blum, Bruder der Mutter in der Löwestraße 16 gewohnt

Werkdorp Nieuwe Sluis

31.1.1938 Herbert und Arnold Marchand  zur Hachschara ins Joodse Werkdorp Wieringermeer

Träger des „Jüdisches Werkdorf Nieuwe Sluis“ ist die „Stichting Joodse Arbeid“ (Stiftung Jüdische Arbeit); hier werden jüdische Jugendliche zu Landarbeitern umgeschult (Hachschara) als Vorbereitung auf die Ansiedlung in Palästina (Alija). Die Ausrichtung war neutral, nur etwa ein Drittel der Chawerim waren auch zionistische Chaluzim (zionistische Pioniere)

Im März 1934 kommt eine kleine Gruppe von Volontären als Aufbaugruppe in die verlassenen Baracken auf der Farm. Dreieinhalb Jahre lang dienten diese als Unterkunft für die Gruppe der Bauarbeiter. Ende 1934 stehen vier Baracken und eine Kantine dicht beieinander rund um das Haukes-Haus.

Oktober 1934 Aufnahme des regulären Ausbildungsbetriebs

Im Zentrum des Werkdorfs wird ein Gemeinschaftshaus errichtet, die Baracken werden in einem Halbkreis herumgebaut.

Auflösung des Werkdorp

20.3.1941 Auflösung des Werkdorp durch den SD der SS; 210 der 290 Lehrlinge werden nach Amsterdam verbracht und in Familien untergebracht; Gerd Vollmann berichtet darüber:

„Am 20. März kamen morgens blaue Busse von der Amsterdamer Gemeindebahn am Rande des Polders. … Die ca. 300 Werkdörfler wurden inspiziert durch Lages in Uniform und Barbie in Zivil.

Willy Lages, SS-Sturmbannführer, Leiter des Sicherheitsdienstes in Amsterdam; Klaus Barbie, SS-Obersturmführer, Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam

Unser Betriebsleiter Kemmerlin sorgte dafür, dass ca. 60 Jungen und Mädels bleiben durften, um das Vieh usw. zu versorgen. Die anderen kriegten 10 Minuten die Gelegenheit, um etwas zu packen und dann wurden wir mit Bussen nach Amsterdam gebracht…“

Unterbringung der 210 Werkdorper zunächst in Asschers Diamantschleiferei im Amsterdamer „Pijp“

27.3.1941 Unterbringung der Werkdorper in Gastfamilien oder bei Verwandten;

11.6.1941 Offizielle Abmeldung der 210 Werkdorper aus der Gemeinde Wieringermeer

1.8.1941 endgültige Schließung des Werkdorpes

20.5.1941 abgemeldet zur Mutter nach Amsterdam, Oudezijds Voorburgwal 169 II

Zweite große Razzia in Amsterdam

14.5.1941 Bombenexplosion im Marine-Offiziersclub Amsterdam auf der Bernard-Zweerskade ist Anlass für Verhaftungswelle

Juni 1941 Zweite große Razzia in Amsterdam; der SD geht bei dieser Razzia anders vor als bei der ersten Razzia im Februar 1941, bei der  Juden wahllos auf der Straße aufgegriffen und festgenommen wurden; bei der zweiten Razzia nutzen die Deutschen Adresslisten und gehen gezielt zu den Häusern von dem sie wissen, dass dort Juden leben.

11.6.1941 SS-Obersturmführer Klaus Barbie von der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam“ erschleicht sich durch Täuschung die Adresslisten der „Werkdorper“

11.6.1941 „Vergeltungsmaßnahme“ 300 vorwiegend Jugendliche, davon 61 „Werkdorper“ im Durchgangslager Schoorl inhaftiert; von ihnen werden vier, die keine vier jüdischen Großeltern haben, freigelassen.

Von Dezember 1940 bis August 1941 war SS-Untersturmführer Hans Stöver Kommandant des Camp Schoorl

Der Werkdorper Bernard Natt,, ein Cousin von Lotte Brück, beschreibt die Razzia des 11. Juni 1941:

„Am Mittwochabend, dem 11. Juni 1941, besuchte ich mit Lotti in der Stadsschouwburg eine Aufführung von Griegs Oper „Per Gynt“. Es war eine schöne, angenehme Aufführung. Es war auch das letzte Mal, dass ich mit Lotti ausgegangen bin. Auf dem Heimweg trafen wir einige Freunde vom Werkdorp. Sie waren sehr aufgebracht und teilten uns mit, dass unsere Mitbewohner des Werkdorps noch am selben Abend von der Gestapo festgenommen worden seien.

22.6.1941 Deportation der 296 in Schoorl Inhaftierten in das KL Mauthausen; dort werden sie durch extrem harte Arbeit im Steinbruch und oftmals tödliche medizinische Experimente ermordet; keiner überlebt das Jahr 1941

18.9.1941 Tod von Arnold Marchand in Mauthausen

3.10.1941 Tod von Herbert Marchand in Mauthausen

Ontruiming Apeldoornsche Bosch

1939 Vater Otto eingewiesen in die Psychiatrie Centraal Israëlitisch Krankzinnigengesticht „Het Apeldoornsche Bosch“

20.1.1943 Ankunft des Jüdischen Ordredienst aus Kamp Westerbork in Apeldoorn; Bereitstellung von 40 Güterwaggons am Bahnhof Apeldoorn; die Hälfte des Personals flüchtet

21./22.1.1943 in der Nacht Zwangsevakuierung der gesamten Klinik, „Verladung“ in Güterwaggons 1181 Patienten und 51 jüdischen Krankenschwestern von Apeldoorn nach Auschwitz.

Das in Apeldoorn verbliebene Personal wurde zusammen mit den letzten rund hundert jüdischen Einwohnern Apeldoorns mit einem Linienzug ins Lager Westerbork gebracht und von dort deportiert.

24.1.1943 Ankunft von Otto Marchand auf dem „Krankensondertransport“ im KL Auschwitz. Bei der Selektion werden 16 Männer und 36 Frauen im Lager aufgenommen, die übrigen 692 Menschen übernommen. 1 004 Menschen werden in die Gaskammern geführt.

25.1.1943 Tod von Otto Marchand in Auschwitz

Kamp Westerbork – Sobibor

26.5.1943 Einweisung der Mutter sowie der Geschwister Egon und Gerda in das polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork; Baracke 58; sie werden auf den nächsten Transport gestellt.

1.6.1943 Deportation der Mutter sowie der Geschwister Egon und Gerda von Westerbork nach Sobibor

Gedenken

Quellen

Henny E. Dominicus, Mauthausen, een gedenkboek, Amsterdam 1999

https://acrobat.adobe.com/id/urn:aaid:sc:EU:3788160f-e50b-425a-b9a8-a092142001f1

https://www.mappingthelives.org

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

www.werkdorpwieringermeer.nl/en/arnold-marchand-2/

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1115184

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1115069

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1115084

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1115000

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1115182

https://yvng.yadvashem.org/ad

www.dokin.nl/deceased_children/egon-marchand-born-29-apr-1929/

Gerda Marchand (born 30 May 1934)

Niederlande, Bevölkerungsregister, 1810-1936; Bron: boek, Deel: 146, Periode: 1912-1938

www.werkdorpwieringermeer.nl/

https://www.oorlogsbronnen.nl/mensen?personterm=Ontruiming%20Joods%20Werkdorp%20Wieringermeer

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Marchand%201921%22%7D

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Blum%201893%22%7D

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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