Flora Mary Martha Miriam De Vries
*15.4.1907 in Rotterdam; ✡ ?
Staatsangehörigkeit Niederlande
Religion jüdisch
Vater Adolf de Vries *6.11.1870 in Venlo; ✡?
Mutter Rosa van Hasselt *12.9.1875 in Groningen; ✡?
Geschwister ?
Beruf „Leidster verpleegster“ im Werkdorp
Adressen Amsterdam ; Werkdorp Wieringen Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen); Amsterdam

Heirat 28.7.1942 in Apeldoorn mit Heinz Schimon Lewin *19.1.1913 in Halle/Saale
Kinder –
Weiterer Lebensweg
LBS, Gymnasium; Abitur
11.5.1927 Zuzug von Rotterdam als Pflegeschülerin in die Plantage Franschelaan 8-10, einem Wohnheim für Krankenschwestern in Amsterdam
17.4.1931 abgemeldet aus der Plantage Franschelaan 8-10
Mitglied im Jugendbund HAZAIR
November 1938 als Kinderpflegerin/Leitung im Huize Kraaybeek, Hoofdstraat 63, Driebergen; einem Heim für Gestrandete“ Flüchtlingskinder
10.5.1940 Überfall der Deutschen Wehrmacht auf die neutralen Niederlande; Auflösung des Huize Kraaybeek; etwa 100 Kinder müssen in Familien und anderen Heimen untergebracht werden.
4.6.1940 Rückkehr nach Amsterdam
Joodse Werkdorp Nieuwesluis
11.9.1934 Anna Heilbut (*12.10.1914 in Berlin) aus Leiden (G.P.K.) zur Hachschara ins Werkdorp
11.9.36 Heinz Lewin aus Leiden (G.P.K.) zur Hachschara ins Joodse Werkdorp Nieuwesluis
17.7.1940 Eintritt von Flora de Vries als „Leidster verpleegster“ in das Werkdorp
Auflösung des Werkdorp
20.3.1941 Auflösung des Werkdorp durch den SD der SS; 210 der 290 Lehrlinge werden nach Amsterdam verbracht und in Familien untergebracht; Gerd Vollmann berichtet darüber:
„Am 20. März kamen morgens blaue Busse von der Amsterdamer Gemeindebahn am Rande des Polders. … Die ca. 300 Werkdörfler wurden inspiziert durch Lages in Uniform und Barbie in Zivil.
Willy Lages, SS-Sturmbannführer, Leiter des Sicherheitsdienstes in Amsterdam; Klaus Barbie, SS-Obersturmführer, Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam
Unser Betriebsleiter Kemmerlin sorgte dafür, dass ca. 60 Jungen und Mädels bleiben durften, um das Vieh usw. zu versorgen. Die anderen kriegten 10 Minuten die Gelegenheit, um etwas zu packen und dann wurden wir mit Bussen nach Amsterdam gebracht…“
Unterbringung der 210 Werkdorper zunächst in Asschers Diamantschleiferei im Amsterdamer „Pijp“
27.3.1941 Unterbringung der Werkdorper in Gastfamilien oder bei Verwandten;
11.6.1941 Offizielle Abmeldung der 210 Werkdorper aus der Gemeinde Wieringermeer
1.8.1941 endgültige Schließung des Werkdorpes
20.6.1941 abgemeldet nach Amsterdam

Zweite große Razzia in Amsterdam
11.6.1941 „Vergeltungsmaßnahme“ 300 vorwiegend Jugendliche, davon 61 „Werkdorper“ im Durchgangslager Schoorl inhaftiert; Flucht vor der Juni Razzia in Amsterdam; Flora Lewin schreibt über Max Heftmann:

Sozialarbeiterin und Krankenpflegerin für die Jugendlichen Chaluzim in Wohnheim der Joodse Raad in Amsterdam, Nicolaas Witsenkade 14
Apeldoornsche Bosch
Mai 1942 Flora de Vries aus Amsterdam in die psychiatische Klinik „Centraal Israëlitisch Krankzinnigengesticht Het Apeldoornsche Bosch“
28.7.1942 Heirat in Apeldoorn mit Heinz Schimon Lewin; Heinz Lewin war am 6.5.1938 von Anna Heilbut geschieden worden; 21.11.1939 emigrierte sie nach Chile
7.9.1942 Flora de Vries offiziell abgemeldet aus Amsterdam nach Apeldoorn
„Ontruiming“ in Apeldoorn
2o.1.1943Ankunft des Jüdischen Ordredienst aus Kamp Westerbork in Apeldoorn; Bereitstellung von 40 Güterwaggons am Bahnhof Apeldoorn; die Hälfte des Personals flüchtet
21./22.1.1943 in der Nacht Zwangsevakuierung der gesamten Klinik, „Verladung“ in Güterwaggons 1181 Patienten und 51 jüdischen Krankenschwestern von Apeldoorn nach Auschwitz.
Das in Apeldoorn verbliebene Personal wurde zusammen mit den letzten rund hundert jüdischen Einwohnern Apeldoorns mit einem Linienzug ins Lager Westerbork gebracht und von dort deportiert.
24.1.1943 Ankunft des „Krankensondertransport“ im KL Auschwitz. Bei der Selektion werden 16 Männer und 36 Frauen im Lager aufgenommen, die übrigen 692 Menschen übernommen. 1 004 Menschen werden in die Gaskammern geführt.

Flora und Heinz Lewin entscheiden sich – wie etwa die Hälfte des Personals – unterzutauchen. Jenny Huisman beschafft ihr eine gute Untertauchadresse bei einer Rechtsanwaltsfamilie in Amersfoort.
Februar 1943 Rückkehr von Heinz Schimon Lewin von einer Fremdarbeit mit falschen Papieren von Kurt Reilinger in Deutschland
Vom Westerwheel Netzwerk durch Frankreich nach Spanien geschleust
31.12.1943 Heinz Lewin mit gefälschten Wehrmachtspapieren nach Frankreich
Flora Lewin wird mit Lilo Spiegel und Gerda Kapellner von Tinus Schabbing überdie Grenze nach Belgien geschleust.
In Paris wird das Ehepaar Lein und weitere in ihrem Hotel von der Gendarmerie verhaftet, werden abder auf Intervention von Max Windmüller wieder freigelassen.
Flora Lewin arbeitet als Pflegerin in einem Hospital der Wehrmacht in Paris
Mai 1944 zu Betty Britz nach Toulouse, um dort auf eine Pyrenäen-Passage zu warten
Pyrenäen-Passage
Mai 1944 Flora und Heinz Lewin bei der dritten Pyrenäenüberquerung. Nach dem die Bergführer sie verlassen hatten verlieren die Chaluzim den Weg und Isi Tiefenbrunner stürzt über eine steile Felswand in eine Schlucht, schwerverletzt verstirbt er, bevor die Gefährten ihn erreichen können. Jitzchak Zakai berichtet:
„Er lag sterbend im Schnee, ohne dass wir ihm etwas helfen konnten. Er hat für uns alle bezahlt. Und mit diesem, mir fast unbekannten Kameraden, ist ein Stück von jedem von uns in Schnee der Pyrenäen geblieben.“
25.7.1944 Der Übergang über die Pyrenäen gelingt erst im vierten Anlauf. Zur Gruppe gehören neben 25 Franzosen 13 Chawerim aus den Niederlanden: Fiet Andriessen, Betty Britz, Lodi Cohen und Lilo Spiegel (-Cohen), Heinz Durlacher und Ruth Durlacher, Emil Glücker, Ludi Goldwein, Benjamin Jürgen Hermann, Rivka Roos, Lore Süsskind, Betteke Tal, Heinz Lewin und Flora Lewin.
Nach dem Übergang in Internierung in Lerida und noch im Juli nach Barcelona
27.9.1944 Ausstellung des Identity Certificate in der britischen Botschaft in Barcelona
Alija auf der SS GUINEE
Oktober 1944 erhielten die Palästina-Pioniere in Spanien von der britischen Mandatsregierung erteilte Einwanderungszertifikate für Palästina.
55 Hechaluz Mitglieder gingen am 27. Oktober 1944 in Cadiz an Bord des Schiffes „Guinée“ und erreichten am 4. November den Hafen von Haifa.
Seit Mai 1943 soll insgesamt 150 Palästina-Pionieren die Flucht aus den Niederlanden über Belgien bis Frankreich geglückt sein. Etwa 80 von ihnen überquerten in von der Toulouser Sektion der AJ organisierten Gruppen seit Februar 1944 die Pyrenäen und gelangten von Spanien aus in das unter britischem Mandat stehende Palästina
27.10.-4.11.1944 Flora und Heinz Lewin mit Arbeiter-Zertifikat des Hechaluz der Kategorie C/LS von Cadiz nach Haifa; Internierung im britischen Camp Athlit

14.11.1944 Entlassung der Chaluzim aus dem britischen Camp Athlit
Gedenken
Quellen
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22De%20Vries%2015-04-1907%22%7D&page=5
Ghetto Fighters House Archiv
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130393404
Niederlande, Bevölkerungsregister, 1810-1936; Bron: boek, Deel: 146, Periode: 1912-1938
https://www.oorlogsbronnen.nl/mensen?personterm=Ontruiming%20Joods%20Werkdorp%20Wieringermeer