Jacobs Günter

Günter Jacobs „Gershon Ben Yitzchak“

*31.10.1927 in Lathen; ✡ 23.9.1993 in Denver

Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos

Vater Iwan Jacobs *24.5.1897 in Haren; ✡Juni 1942 in Salaspils

Mutter Minna Sternberg *5.3.1901 in Haren Sternberg; ✡ Dezember 1944 im KL Stutthof

Großeltern Levi Sternberg und Selma Cohen

Onkel

Dr. med. vet. Philipp Sternberg *8.8.1899 in Haren; ✡ 23.11.1953 Denver; oo Ruth Klass

Erich Sternberg *17.3.1904 in Haren; ✡1.3.1945 in Buchenwald; oo Regina Frank

Sternberg in Haren, vorn die Großeltern Levi und Selma Cohen
Hinten Onkel Philipp, Mutter Minna Jacobs, Onkel Erich Sternberg

Geschwister

Helga Jacobs *26.11.1929 in Lathen; ✡nach Okt 1944 im KL Stutthof

Beruf Schüler

Adressen Lathen; Haren, Lange Straße; Gartenbauschule Ahlem, Harenberger Landstraße 46

Heirat Hannelore

Kinder

zwei Töchter Miriam Geller und Helga Jacobs-Koehn

Weiterer Lebensweg

Novemberpogrom

10.11.1938 Onkel Erich Sternberg verhaftet in Haren

Einweisung in das KL Sachsenhausen als „Aktionsjude“, Häftlingsnummer 12387

17.11.1938 Entlassung von Onkel Erich aus dem KL Sachsenhausen

17.5.1939 Günter und Schwester Helga im Internat der Israelitischen Gartenbauschule Ahlem, bei Hannover bei Minderheiten-Volkszählung

17.5.1939 Eltern in Haren, Albert-Leo-Schlageter-Str. 18 bei Minderheiten-Volkszählung

17.5.1939 Beide Großeltern sowie Onkel Philipp und Erich Sternberg in Haren bei Minderheiten-Volkszählung

Osnabrück – Bielefeld – Riga

12.12.1941 Verbringung der etwa 200 Juden aus dem Gestapobezirk Osnabrück in das Gymnasium am Pottgraben, so auch die Familien Jacobs, Sternberg und Frank aus Haren und Lathen über Lingen nach Osnabrück

13.12.1941 Onkel Erich Sternberg mit Frau Regina geb. Frank sowie vier weiteren Mitgliedern der Familie Frank, unter Polizeieskorte vom Sammelpunkt der Schule rund zwei Kilometer zum Hauptbahnhof Osnabrück

13.12.1941 der Zug mit den 400 Deportierten aus dem Gestapobezirk Münster trifft im Hauptbahnhof Osnabrück ein;

13.12.1941 Weitertransport nach Bielefeld, wo weitere 420 Juden aus dem Gestapobezirk Bielefeld in den Zug nach Riga zusteigen.

16.12.1941 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga

Hannover

3./4.9.1941 „Aktion Lauterbacher“, Zwangsumzug in die zum Juden-Ghettohaus umfunktionierte Gartenbauschule

November 1941 Deportationsbescheid der Gestapo

15.12.1941 morgens Verbringung per Lastwagen aus den Juden-Ghettohäusern über seit Anfang November 1941 von der Gestapo zur Sammelstelle umfirmierte Israelitische Gartenbauschule zum Bahnhof Fischerhof in Hannover-Linden

Bahnfahrt in Personenwagen mit angehängten Gepäckwagen der Deutschen Reichsbahn in das Ghetto Riga vom Bahnhof Fischerhof in Hannover-Linden nach Riga Skirotawa zusammen mit 999 anderen Hannoveraner Juden

18.12.1941 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga

21.6.1943 Befehl des Reichsführers SS Heinrich Himmler, alle jüdischen Ghettos im Reichskommissariat Ostland, Estland, Lettland, Litauen und Teile Weißrusslands, aufzulösen und die Juden zu Arbeitseinsätzen heranzuziehen.

Juli -2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung; Kommandant des KL Kaiserwald Sturmbannführer Albert Sauer

3. November 1943 Auflösung des Ghetto Riga

November 1943 im Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga

Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof

6.8.-9.8.1944 auf dem 1. Großer Transport mit der „Bremerhaven“ von Riga nach Danzig

13.8.1944 Verlegung von Günter Jacobs mit 1350 Häftlingen aus Riga/Stutthof nach Buchenwald

16.8.1944 Ankunft von Günter Jacobs im KL Buchenwald; Häftlingsnummer 82692; er ist in Begleitung mit seinem Onkel Erich Sternberg, der die konsekutive Häftlingsnummer 82691 erhält

4 Wochen im Quarantänelager im KL Buchenwald, Unterbringung in Wehrmachtspferdeställen und Zelten, Baracke 59 im „Kleinen Lager“,

8.9.1944 Günter mit Onkel Erich und dem Großteil der Riga-Gruppe überstellt in das Buchenwald- Außenlager Hydrierwerk BRABAG in Tröglitz, Code Wille, zur Reparatur der vom Bombenangriffen zerstörten Hydrierwerkes

8.2.1945 Günter mit Onkel Erich auf dem Rücktransport der Schwachen und Kranken aus Tröglitz ins KL Buchenwald

8.2.1945 Günter Jacobs Arbeitskommando 20a Holzhof, leichte Arbeit für Kinder und Jugendliche

26.2.1945 Onkel Erich mit einer Phlegmone des rechten Unterschenkels in den HKB „Krankenrevier“ des KL Buchenwald

1.3.1945 Tod des Onkels Erich im HKB an einer Sepsis infolge der Phlegmone;

Unterschrieben ist seine Totenmeldung nicht von einem Arzt sondern dem Häftlingspfleger Louis Gymnich (KPD, kommunistischer Lagerwiderstand); im Saal 61 wurden sehr viele Schwerkranken mit Phenolinjektionen ins Herz getötet.

27.-29.3.1945 Günter Jacobs stationär und erneut am 30.3.1945 im HKB  des KL Buchenwald wegen „Durchfall

Das Ende des KL Buchenwald

5.4.1945 Himmlers Befehl zur Evakuierung von Buchenwald (47500 Häftlinge);

6.-10.4.1945 Die SS beginnt mit der Evakuierung des Konzentrationslagers; etwa 28.000 Häftlinge des Stammlagers und mindestens 10.000 Häftlinge der Außenlager werden auf insgesamt 60 Marschrouten – meist zu Fuß – auf die Todesmärsche getrieben, 12000 (Schätzung) kommen auf diesen Märschen um.

6.4. 1945 von den ca. 6000 Juden im Lager, können etwa 3000 versteckt werden; 3105 Juden werden im Lager zusammengetrieben, in den Werkshallen der DAW (Deutsche Ausrüstungswerke) eingesperrt und Richtung Flossenburg in Marsch gesetzt

7.4.1945 Todeszug nach Dachau verlässt Weimar mit ca. 7000 Häftlingen

10.4.1945 9.280 Insassen haben an diesem Tag Buchenwald in zwei Kolonnen verlassen. Die SS kündigt für den folgenden Tag die vollständige Räumung des Lagers an.

Evakuierung des KL Buchenwald in Güterwaggons nach Theresienstadt, Flossenbürg und Dachau

11.4.1945 Befreiung von Buchenwald durch das 37. Panzerbataillon der 4. US-Panzerdivision

Nachkriegszeit

5.5.1945 Entlassung von Günter Jacobs aus dem KL Buchenwald auf Beschluss einer alliierten Kommission; als Ziel gibt er an Onkel Dr. Philipp Sternberg in Denver Colorado

13.8.1947 Günter Jacobs im DP Camp Kloster Attel auf dem Kornberg bei Wasserburg in Bayern (DP Displaced Persons)

Von 1946 bis 1950 waren in den Gebäuden der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Gabersee und im Kloster Attel bei Wasserburg jüdische DPs untergebracht

8.- 21.5.1948 Günter Jacobs auf der US Marinetransporter MARINE JUMPER von Bremerhaven nach New York; Ziel ist Onkel Dr. Philipp Sternberg in Denver Colorado

Gedenken

12.11.1979 Pages of Testimony für Iwan, Minna und Helga Jacobs sowie für Erich Sternberg von Gunter Jacobs

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.mappingthelives.org

https://www.juedisches-leben-region-soegel.de/wp-content/uploads/2023/12/Stolpersteine-in-Lathen.pdf

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/6154603

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5284659

Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020

Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick Hrsg., Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020

Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011

http://www.geschichtsverein-bordesholm.de/Veroeffentlichungen/Jahrbuecher/J06_7_Fentsahm_Evakuierungsmarsch.pdf

 Christin Sandow (Hrsg.), Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017

Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008, Seite 127

Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995

Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984

Anita Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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