Schneider Karl

Karl Schneider

*10.11.1902 in Euskirchen; +24.2.1961 in Pennsylvania

„Sie waren durch ihren Glauben voller Optimismus, und jeder wollte mit uns gemeinsam wieder den Tag der Freiheit erleben!“ aus dem Tagebuch

Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos

Vater Ignatz Schneider *28.5.1875 in Hodonin (Mähren); 15.6.1942 bd. Eltern nach Theresienstadt;

 +24.8.1943 Theresienstadt

http://www.museumoffamilyhistory.com/ce/euskirchen/juelich-124.jpg
Mutter Karoline Schneider mit Enkel Walter Gayer

Mutter Karoline Jülich *27.9.1870 in Kirchheim, Euskirchen; +21.12.1943 Auschwitz

Geschwister

v.l. Bruder Albert, Schwägerin Betti, Karl, Neffe Walter und Schwager Arnold

Albert Schneider *25.4.1901 in Euskirchen; untergetaucht in Prag; inhaftiert im Prager Gefängnis; 30.11.1941 „Aufbaukommando“ für Theresienstadt; +1.1.1942 in Theresienstadt (Todesanzeige: Verdacht auf Diphtherie)

Sibilla Schneider *1910 in Euskirchen; oo Arnold Gayer; +1994 in Basel Schweiz; Sohn Walter Gayer

Beruf Kaufmännischer Angestellter

Adressen Euskirchen, Klosterstraße 4; Köln, Agrippastraße 8; Pennsylvania, 4732 Frankford Ave.

Heirat 1930 in Friesheim Frieda Heumann *2.10.1903 in Friesheim; Riga; +Nov. 1943 in Auschwitz

Kinder

Erwin Schneider 21.8.1931 in Euskirchen; Riga; +Nov. 1943 in Auschwitz

Harry Schneider 22.4.1938 in Köln; Riga; +Nov. 1943 in Auschwitz

2. Ehe 26.8.1946 in Stockholm Gerda Kallmann *4.4.1913 in Berlin; +14.12.2004 in Wayne, New Jersey

von links Gerda Schneider,Tochter Doris und Karls Schwester Sibilla Gayer

Eine gemeinsame Tochter Doris Schneider *19.5.1947 in Stockholm; oo Doctor

Weiterer Lebensweg

Vater Ignatz Schneider betreibt in Euskirchen ein Fischgeschäft

Aktives Mitglied der jüdischen Gemeinde Euskirchen

Vorstand des ESC-Sportvereins

1925-1933 Vorstand „Rad-Rennsportclubs 1921“ ; Gauvorstand des Bund deutscher Radfahrer (BDR)

EINE JÜDISCHE PROVOKATION

DER FISCHJUDE SCHNEIDER GRÜSST MIT ‚HEIL HITLER‘

22.3.1935 Hetzartikel in der Euskirchener Lokalausgabe des „Westdeutscher Beobachter“

1.9.1935 Zwangsschließung des Geschäftes, Umzug nach Köln

7.12.1941 zusammen mit Frau und beiden Söhnen deportiert von Köln nach Riga

10.12.1941 Ankunft in Skirotawa

Sehr engagiert bei Gestaltung jüdischer Rituale und religiöser Feiertage in Riga und Libau

Mitte 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung

Gute Kontakte zu Bernhard Simons, Arbeitseinsatzleiter der Gruppe Köln und Max Leiser, Judenältester

2.11.1943 Letzter Appell in Riga und Selektion

5.11.1943 Abtransport von Frau und beiden Söhnen nach Auschwitz mit über 2000 Juden

November 1943 im Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga

Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof

30.9.1944 Zwangsarbeiter des ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland

1.10.1944 Ankunft Libau, SS-Sonderlager in Lettland, Arbeit im Hafen

22.12. 1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 14 Lagerinhaftierte kommen um

19. 2. 1945 200 Häftlinge von Libau auf dem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachter „Balkan“ über die Ostsee erst Richtung Lübeck, wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg

27.2.1945 Ankunft in Hamburg, von der Gestapo in Gefängniswagen vom Hafen nach Fuhlsbüttel

27.2.1945 – 11.4.1945 Polizeigefängnis Fuhlsbüttel „Kola-Fu“, Zuchthaus und Konzentrationslager

12.-15.4.1945 86 km Fußmarsch nach Kiel, ins „Arbeitserziehungslager“ (AEL) „Nordmark“ in Hassee, Außenlager des KL Neuengamme in Kiel.

Rettungsaktion „Graf Bernadotte“ durch das Schwedische Rote Kreuz

Nach Verhandlungen des schwedischen Graf Bernadotte und Norbert Masur vom World Jewish Congress, Stockholm mit Heinrich Himmler nahe Berlin werden 168 jüdische Häftlinge und ihre Kinder nach Schweden freigelassen.

1.5.1945 153 Juden mit weißen Bussen des Roten Kreuz nach Pattburg, Dänemark, Entlausung in der Quarantänestation; weiter mit dem Zug nach Kopenhagen

2.5.1945 mit der Fähre nach Malmö; erste Quarantäne ca. 10 Tage

4.5.1945 Befreiung des AEL Nordmark Hassee durch britische „Royal Army“

13.5.1945 in Smålandsstenar, Schweden in Quarantäne

8.6.1945  IRC-Recreation-Camp, Holsbybrunn Lidingo Schweden

Bürokurier für die Jüdische Gemeinde Stockholm

Wohnadresse zuletzt Isak Slaktareg, Göteborg

Leiter des Kriegsverbrecherreferates der „Gemeinschaft des aus dem Ghetto in Riga geretteten Juden in Schweden“

1948 Testimony against Max Gymnich zusammen mit Uri Herzfeld und Martin Manne

17.1.1948 mit American Overseas Airlines von Stockholm nach New York

11.7.1948 schreibt entlastenden Brief für Scherwitz an Michelson, Untersuchungskommission in London

Bis 1961 Vorstandsmitglied der jüdischen Gemeinde Philadelphia

24.2.1961 Tod in Philadelphia

Quellen

Karl Schneider „Erinnerungen an das jüdisch-religiöse Leben im Ghetto von Riga…“ handgeschriebenes Manuskript, im Nachlass gefunden, veröffentlicht von

Arntz, Hans-Dieter: Religiöses Leben der Kölner Juden im Ghetto von Riga, nach den Erinnerungen von Karl Schneider, Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins 53 (1982), S.127-152

Hans-Dieter Arntz, Eine genealogische Odyssee der jüdischen Familie Schneider aus Euskirchen, 2008

Fotos: © 2006-2018 by Hans-Dieter Arntz

Von Uri Herzberg, Marin Manne, Karl Schneider (Stockholm) – The Wiener Library, London. Index Number P.III.h(Ghetto Riga) No. 1030/b. Depicted here is page 1 of 3. This is only one of several documents in the archive about the cruelties of Max Gymnich, a Gestapo man from Cologne, Germany., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=21029562

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939  https://www.mappingthelives.org/

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411207_37.jpg

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de967239

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1006147

Anträge und Ansprüche der US-amerikanischen Sozialversicherung, 1936-2007

U.S. Sterbe-Verzeichnis der Sozialversicherung (SSDI)

Pennsylvania Sterberegister, 1906-1964

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7536); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85.

http://www.geschichtsverein-bordesholm.de/Veroeffentlichungen/Jahrbuecher/J06_7_Fentsahm_Evakuierungsmarsch.pdf

https://www.holocaust.cz/de/datenbank-der-digitalisierten-dokumenten/dokument/78257-schneider-albert-todesfallanzeige-ghetto-theresienstadt/

Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008

Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984

Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945

Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020

Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick (Hrsg.), Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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