Karla Karoline Wollenstein
*28.10.1922 in Hagenburg, Stadthagen; +10.2.2010 in Stockholm
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Vater Eisig Eduard Wollenstein *26.11.1880 in Kolomea; Sept.1939 Sachsenhausen; Nov 1939 Buchenwald; verschollen
1.Ehe des Vaters 1910 Jenta Schaller *27.1.1885 in Kolomea; +21.10.1918? in Jesberg
Mutter Erna Lippmann *21.5.1881 in Hagenburg; Riga; Tod in Auschwitz
Schwester
Selma Wollenstein *7.12.1925 in Hagenburg; oo Jacob Moschewitz *27.6.1920 in Riga, +26.2.1980
Beruf Spulerin, Angestellte bei Textilgeschäft Jonas (Lange Strasse 54, Hagenburg);
Adressen Hagenburg, Schloßstraße 85; Stockholm, Ludvigbergsgatan 7
Heirat Ber Boris Silber * 12.12.1920 in Riga
Kinder Rahel Aviva Silber * 21.3.1949
Weiterer Lebensweg
17.5.1939 in Hannover bei Onkel Pinkas Wollenstein, Eltern in Hagenburg
Zwangsumzug Judenghettohaus Hagenburg Nr. 85
13.12.1941 Münster – Osnabrück – Bielefeld – Riga
15.12.1941 gegen 23 Uhr Ankunft in Skirotawa
16.12.1941 Fußmarsch ins Ghetto
Mitte 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung
November 1943 im Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
29.9.- 3.10.1944 140 Zwangsarbeiter ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland
13.-14.10. 1944 Die letzten 50 Männer, 10 junge Frauen mit der „Drechtdijk“ auch „Drächtig“ nach Libau
SS-Sonderlager Libau in Lettland, Arbeit im Hafen, Be- und Entladen von Schiffen
22.10.1944 Fliegerangriff auf Liebau mit zwei Toten unter den Häftlingen
22.12. 1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 14 Lagerinhaftierte kommen um
19. 2. 1945 200 Häftlinge von Libau auf dem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachter „Balkan“ über die Ostsee erst Richtung Lübeck, wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg
27.2.1945 Ankunft in Hamburg, von der Gestapo in Gefängniswagen vom Hafen nach Fuhlsbüttel
27.2.1945 – 11.4.1945 Polizeigefängnis Fuhlsbüttel „Kola-Fu“, Zuchthaus und Konzentrationslager
12.-15.4.1945 86 km Fußmarsch nach Kiel, ins „Arbeitserziehungslager“ (AEL) „Nordmark“ in Hassee, Außenlager des KL Neuengamme in Kiel.
Rettungsaktion „Graf Bernadotte“ durch das Schwedische Rote Kreuz
Nach Verhandlungen des schwedischen Graf Bernadotte und Norbert Masur vom World Jewish Congress, Stockholm mit Heinrich Himmler nahe Berlin werden 168 jüdische Häftlinge und ihre Kinder nach Schweden freigelassen.
1.5.1945 153 Juden mit weißen Bussen des Roten Kreuz nach Pattburg, Dänemark, Entlausung in der Quarantänestation; weiter mit dem Zug nach Kopenhagen
2.5.1945 mit der Fähre nach Malmö; erste Quarantäne ca. 10 Tage
4.5.1945 Befreiung des AEL Nordmark Hassee durch britische „Royal Army“
13.5.1945 in Smålandsstenar, Schweden in Quarantäne
8.6.1945 IRC-Recreation-Camp, Holsbybrunn Lidingo Schweden
Dez. 1945 nach Ryds Brunn Camp
10.2.2010 Tod in Stockholm
Gedenken
18.6.1981 Page of Testimony in Yad Vashem für ihre beiden Eltern
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939; https://www.mappingthelives.org/
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_411213-s1.html
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984
Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945
Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020