Egon Sachs auch Edward Saks
*16.3.1928 in Köln
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos; ab 1955 US-Amerikaner
Vater Leo Jehuda Leib Sachs *9.2.1898 in Bendzin, Polen; Monteur; oo 5.12.1924; 1942-45 Auschwitz; 2/1945 Buchenwald; 9.2.1945 ins Außenlager B II (Tarnname für Baustab der SS), KL Langenstein – Zwieberge; 9.4.1945 Beginn Todesmarsch; zwischen Aschersleben und Prettin geflohen und im Versteck in Pressel bei Düben mit Fela Offner (2. Frau) gelebt; +12.10.1976 in Köln
Mutter Ernestine Loeb * 31.7.1895 in Köln; Putzmacherin; oo5.12.1924; 1941 Riga; 1.10.1944 Ankunft Stutthof ; + in Stutthof
Geschwister
Helmuth Sachs *28.5.1925; +12.5.1942 in Salaspils, Riga
Heinz Sachs *11.2.1931; 1.10.1944 in Stutthof; +1944 in Stutthof
Stiefschwester
Frania Sachs * 17.3.1947 in Köln-Ehrenfeld; oo Dr.med. Utz Merten
2. Ehe des Vaters am 12.8.1946 in Köln mit Fela Vella Offner *10.7.1924 in Krakau; Aug. 1944 Auschwitz-Birkenau; Nov. 1944 Bergen-Belsen; 23.1.1945 Junkers-Werke Aschersleben; geflohen; versteckt in Pressel bei Düben; +27.6.2010 in Köln
Beruf Schüler, Schlosser; nach Studium in USA Dr.-Titel
Adressen Köln, Brüsseler Straße 8; zuletzt Kamekestraße 8;
Heirat
Ruth Nussbaum *17.10.1930
Kinder
Scott Patrick Sachs *17.3.1957
Evelyn Jean Sachs *28.4.1959
Michael Sachs *6.4.1962
Weiterer Lebensweg
8 Jahre Volksschule
29. 3. 1941 Bar Mitzwah
7.12.1941 Transport Köln -> Riga mit der Mutter und den Brüdern Heinz und Helmut
10.12.1941 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga
Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung
September/Oktober 1943 in Kaiserwald
Oktober 1943 im Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
6.8-9.8.1944 1. Großer Transport mit der „Bremerhaven“ von Libau nach Danzig
28.9.-1.10.1944 3155 Häftlinge aus Riga Kaiserwald, 300 von der Lenta auf dem Frachtschiff „Kanonier“ von Riga->Danzig
29.9.- 3.10.1944 140 Zwangsarbeiter ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland
13.-14.10. 1944 Die letzten 50 Männer, 10 junge Frauen mit der „Drechtdijk“ auch „Drächtig“ nach Libau
SS-Sonderlager Libau in Lettland, Arbeit im Hafen, Be- und Entladen von Schiffen
22.10.1944 Fliegerangriff auf Libau mit zwei Toten unter den Häftlingen
22.12.1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 13 Lagerinhaftierte kommen um
19. 2. 1945 200 Häftlinge von Libau auf dem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachter „Balkan“ über die Ostsee erst Richtung Lübeck, wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg;
10 junge Männer bleiben bei der SS in Libau zurück und werden am 9.5.1945 in Libau befreit
27.2.1945 Ankunft in Hamburg, von der Gestapo in Gefängniswagen vom Hafen nach Fuhlsbüttel
27.2.1945 – 11.4.1945 Polizeigefängnis Fuhlsbüttel „Kola-Fu“, Zuchthaus und Konzentrationslager
Deportation aus dem KoLaFu Hamburg nach Bergen Belsen
März 1945 Herbert Schultz (zuvor Leiter des „Arbeitsamtes“ in Riga muss) Transporte der im KoLaFu gefangenen Männer zusammenstellen). Die ersten 27 Männer bestimmt Schultz nach dem Alphabet von A-H, aber auch einzelne andere) zum Transport nach Bergen-Belsen
Es fanden zwei Transporte statt, wohl am 17.3. und 27.3.1945 mit 27 bzw. 28 Männern per LKW
Bertold Kohn (selbst nicht in Bergen-Belsen) schreibt:
„„Eines Tages begann die Leitung des Gefängnisses, die Leute unserer Gruppe zu einem Marsch nach Bergen Belsen zu schicken. Sie begannen nach dem Alphabet. Adler Georg war einer der ersten, der nach Bergen Belsen geschickt wurde. Der zweite, an den ich mich erinnere, war Ardow, Eleazar. Ardow sind auf dem Marsch seine Füße erfroren“.
Zeugenaussage von Alfred Cohnen im Prozess gegen SS-Obersturmführer Maywald:
„Dort (Fuhlsbüttel) blieb ich bis zum 16. März und kam dann mit noch 27 Männer Bergen-Belsen, 10 Tage später folgten weitere 28 Männer von uns. Zum Glück hatten wir unterwegs eine Autopanne, sonst wären unsre Frauen und die Übrigen alle auch nach Bergen-Belsen gekommen. So kam der Rest von unseren Leuten nach ein 4-tägigen Fußmarsch am 15. April in das KZ-Lager Kiel-Hassee. Von den 56 in Bergen-Belsen sind innerhalb weniger Tage 22 gestorben. Wir bekam täglich ½ Ltr. Wassersuppe (Steckrüben) und kein Brot. Am 15 April würde Bergen-Belsen durch die englische Armee befreit.“
Für den 2. Transport von KoLaFu nach Bergen Belsen sucht Herbert Schultz auch ihm missliebige Männer aus, die in Opposition zu ihm standen; der LKW bleibt auf der Fahrt nach Bergen Belsen liegen. Deshalb konnten keine weiteren Transporte der Libau-Gruppe erfolgen.
In Bergen-Belsen grassieren wegen der katastrophalen Bedingungen Fleckfieber und andere Endemien.
April 1945 Fleckfieberepidemie im KL Bergen-Belsen verhindert „Evakuierung“ des Lagers
12. /13. 4.1945 lokales Waffenstillstandsabkommen zwischen Wehrmacht und der Royal Army
15.4.1945 die 11. Panzerdivision übernimmt das zur neutralen Zone erklärte KL Buchenwald
Bis Juni 1945 Stationär im Bergen-Belsen Hospital der Briten (Fleckfieber oder Typhus)
23.6.1945 in Lübeck als Displaced Person registriert, will nach Buenos Aires
26.-27.6. mit der MS Kronprinsessan Ingrid von Lübeck nach Malmö
4.9.1945 Holsbybrunn
6.9.– 25.9.1945 wohnt er mit der Cousin Günther Löb im Heim der Jüdischen Gemeinde am Hornsgatan 75 in Stockholm.
17.10.1945 vergebliche Bewerbung als Lagerarbeiter bei Import A.B. Stony in Stockholm.
Dez. 1945 nach Ryds Brunn Ausländerlager, Flüchtlingsheim
25.1.1946 Mit der SS Kastellholm von Trelleborg nach Deutschland zusammen mit weiteren Geretteten aus Nordmark (Berta Kaufmann, Siegmund Elias, Herta Sax, Friederike Ruhe, Rudolf Stern, Erich Weinberg)
1946 nach Köln
Wohnt bei seinem Vater Köln-Ehrenfeld, Baadenberger Straße 9
Bis Dez 1946 als Schlosser bei den Ford-Werken Köln
1946-1949 Schüler in Köln, Abschluß Hochschulreife
16.11.1948 IRO-Antrag zur Emigration
13.-25.11.1949 als Displaced Person mit Unterstützung des HIAS auf dem Truppentransporter „General Mc Rae“ von Bremerhaven nach New York
27.7.1955 US-Einbürgerung in Cleveland, Ohio
Quellen
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411207_35.jpg
https://collections.arolsen-archives.org/archive/68980760/?p=1&s=Sachs%201928&doc_id=68980760
https://collections.arolsen-archives.org/archive/79684094/?p=1&s=Sachs%201928&doc_id=79684096
https://museenkoeln.de/ns-dokumentationszentrum/default.aspx?sfrom=1214&s=2460&id=9656&buchstabe=S
Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7763); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85
Ohio, County, Einbürgerungs-Aufzeichnungen, 1800-1977
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939 https://www.mappingthelives.org/
Anita Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017
Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984
Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945
Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020
Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick (Hrsg.), Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020
Mein besonderer Dank gebührt Fred Zimmak für die großzügige Unterstützung meiner Recherchen.