Rosa Affenkraut
*19.11.1918 in Leipzig; +5.4.2012 Philadelphia, USA
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Vater Israel Affenkraut *15.6.1885 in Bochnia; Textilhändler; Belgien; Rivesaltes; 26.8.1942 Drancy-> Auschwitz
Mutter Reisel Dwora Unger *31.10.1884 in Wisnitz, Bukowina; Tod in Riga
Geschwister
Sophie Affenkraut *26.4.1913; oo 20.3.1936 Spektorow; 1944 bereits in Philadelphia
Egon/Igon Affenkraut *1915 in Leipzig; 1934 nach Palästina
Cäcilia Affenkraut *4.3.1917; 9.4.1935 nach Holland; Dez.1935 nach Palästina; oo Isaac Lew
Klara Affenkraut *7.4.1920 in Leipzig; oo Erwin Angress; Paderborn; + 3.3.1943 Auschwitz
Ruth Affenkraut *31.1.1926 in Leipzig; Hamburg- Blankenese; Dez. 1939 Palästina; oo Hoffman
Leni Affenkraut *8.11.1927; Belgien; Rivesaltes, Frankreich, Drancy; 26.8.1942 Auschwitz
Edith Affenkraut *11.10.1929 in Leipzig; 29. 9. 1944 Lissabon->New York ; oo Wornian; +2014
Beruf Schneiderin
Adressen Leipzig, Humboldstraße 2; Walter -Blumelstraße 21
Heirat Boris Oschrin *23.4.1919; +März 1980 in Philadelphia
Kinder
Riva Oschrin oo Ed Feiner
Doris Oschrin oo Harvey Seidman
Joanne Oschrin oo Sam Silin
Weiterer Lebensweg
3. 10.1934 Bruder Egon eingewandert in Palästina
Dez.1935 Schwester Cäcilia nach Palästina
1938 Schwester Sophie mit Ehemann Mordechai Spector nach Mailand
28.10.1938 Familie Affenkraut soll nach Zbaszyn abgeschoben werden, Schwester Edith berichtet:
„Als wir zu Hause ankamen, haben wir meiner ungläubigen Mama alles erzählt. Sie hatte schreckliche Angst, weil Papa bei der Zwangsarbeit war. Sie war sich sicher, dass er schon deportiert worden war. Meine Schwester Klara rannte in die eine Richtung, um Papa zu suchen. Meine andere Schwester Rosa rannte in die andere. Das war an einem Freitag im Oktober. Irgendwann kamen sie endlich wieder. Wir haben unsere Taschen gepackt und gegen 18 Uhr hat uns ein Polizist abgeholt und wir mussten nach Beuthen. Wir hatten Glück. Weil wir Kinder nicht auf den Pässen unserer Eltern standen, konnten wir die Grenze nicht überqueren und wurden zurück nach Leipzig geschickt. Wir kamen am Sonntag wieder in Leipzig an.“
1939 Vater Israel flüchtet mit den beiden jüngeren Schwestern Edith und Leni nach Belgien
17.5.1939 in Leipzig mit der Mutter und 4 Geschwistern bei Minderheiten-Volkszählung
14.7.1939 Mutter will mit den Kindern Rosa, Klara, Ruth, nach Belgien; die Mutter Rosa, Ruth und Klara werden an der Grenze abgewiesen und müssen umkehren; daraufhin gehen Klara und Ruth zur Hachschara in das Umschulungsheim Hamburg Blankenese
30.11.1939 Schwester Ruth verlässt Blankenese
11.12.1939 Schwester Ruth Grenzübertritt nach Italien am Brenner
19.12.1939 Schwester Ruth gelingt die Emigration nach Haifa, Palästina
14.-23.12.1939 Schwester Sophie mit Ehemann Michael auf der SS CONTE DI SAVOIA von Mailand kommend ab Genau nach New York
1.3.1940 mit Schwester Klara, Hachschara-Umschulungslager Paderborn
1.3.1940 -20.1.1942 im Hachschara-Umschulungslager Paderborn, Grüner Weg um dann am nächsten Tag, am 21.1.1942 freiwillig mit der Mutter Reisel nach Riga transportiert zu werden
10.5.1940 Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Holland Belgien und Frankreich
Alle deutschen Juden in Belgien werden von belgischer Polizei verhaftet und nach Frankreich abgeschoben. Vater Israel kommt mit Leni und Edith in das Internierungslager Rivesaltes. Edith kann bei katholischen Nonnen in einem Kloster versteckt werden.
21.1.1942 Transport von Rosa und ihrer Mutter von Leipzig nach Skirotawa, Riga
24.1.1942 Ankunft von Mutter und Rosa im Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga
24.8.1942 Vater und Schwester Leni von Rivesaltes ins Sammellager Drancy verbracht
26.8.1942 Vater Israel und Leni von Drancy Transport 24, Train 901-19 nach Auschwitz
21.1.1942 Transport Leipzig nach Skirotawa, Riga
24.1.1942 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga
26.8.1942 Vater Israel mit Schwester Leni von Drancy Transport 24, Train 901-19 nach Auschwitz
1.3.1943 Klara Affenkraut und Erwin Angress bei Auflösung des Lagers „Grüner Weg“ nach Auschwitz;
3.3.1943 der Auschwitz-Überlebende Erwin Angress bekommt eine Auschwitz Nummer, Klara nicht, sie wird in die Gaskammer geschickt
Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung
November 1943 im Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
6.8-9.8.1944 1. Großer Transport mit der „Bremerhaven“ von Riga nach Danzig
17.-29. 9. 1944 Schwester Edith auf der SS NYASSA von Lissabon->Philadelphia; Ziel Schwester Sophie Spector in Philadelphia; letzter Wohnort Lissabon; es ist anzunehmen, dass Edith Affenkraut illegal mit Schleusern über die Pyrenäen nach Barcelona und dann weiter nach Lissabon gebracht wurde.
9.8.1945 Ankunft Stutthof, Befreiung
18.1.1945 „Evakuierung“ von Auschwitz; nach Todesmärschen aus Auschwitz über Gleiwitz nach Bergen-Belsen wird der Schwager Erwin Angress am 10.4.1945 von britischen Truppen befreit
5.4.2012 Tod in Philadelphia
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://stolpersteine-guide.de/map/biografie/2138/affenkraut-familie
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de829153
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1049353
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de35350
U.S. Sterbe-Verzeichnis der Sozialversicherung (SSDI)
Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011
Christin Sandow (Hrsg.), Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984
Anita Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017