Martin Jakob Isaak
*8.1.1920 in Oberaula; ✡ 3.3.1945 in Ravensbrück
Staatsangehörigkeit deutsch?
Religion jüdisch
Vater Moritz Isaak *17.11.1884 in Oberkleen; ✡3.6.1942 in Sobibor
Mutter Selma Wallach *10.5.1888 in Oberaula; ✡3.6.1942 in Sobibor
Geschwister
Theodor Isaak *19.6.1914 in Oberaula; ✡in Majdanek
Elfriede Isaak *2.5.1929 in Oberaula; ✡3.6.1942 in Sobibor
Cousin Moritz Isaak *9.11.1913 in Oberaula; Dänemark; Schweden
Cousin Ferdinand Isaak *8.1.1920 in Hausen, Oberaula, Ziegenhain; +7.2.1976
Beruf –
Adressen Oberaula; Friedersdorf; Paderborn
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
9.11.1938 Verhaftet im Novemberpogrom, „Schutzhaft“ in Buchenwald; Häftlingsnummer 7391
12.4.1939 entlassen aus Buchenwald
17.5.1939 mit den Eltern in Oberaula bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Cousin Moritz in Kiel bei Minderheiten-Volkszählung
23.6.1939 Vertrag zwischen der RVJD und der Stadt Paderborn zur Errichtung des Umschulungs- und Einsatzlagers Paderborn, Grüner Weg 86;
16.9.1940 Martin Isaak von Gut Skaby, Friedersdorf, Schlesien angemeldet im Lager Paderborn
5.11.1940 Cousin Moritz in Tikøb, Lynge Kronborg, Frederiksborg bei Census in Dänemark
Bruder Theo in Reichensachsen, Spreenhagen (Gut Winkel) und in Neuendorf i. Sande (Landwerk); Theo war im Landwerk Stellvertreter von Martin Gerson
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung „Jüdisches Arbeitseinsatzlager Paderborn“
3.4.1942 Bruder Theo mit der Welle I Frankurt/Oder aus Jakobsdorf Forsteinsatzlager „abgeschoben“ ins Ghetto Warschau. In Frankfurt/Oder wurden ca. 100 Juden aus den Forst- und Ernteeinsatzlagern in Beerfelde, Hangelsberg, Hasenfelde, Jakobsdorf, Kaisermühl, Kersdorf, Pillgram, Schönfelde und Treplin, sowie mehr als 60 im Landwerk Neuendorf an den Transport Berlin -> Warschau angeschlossen
1.6.1942 Eltern, Schwester Elfriede und 6 weitere Familienmitglieder von Kassel nach Zwischenhalt in Lublin zum „Entladen“ arbeitsfähiger Männer für das Konzentrationslager Majdanek, dann weiter nach Sobibor
November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Paderborn“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.
27.2.1943 die Pforte des Lagers Paderborn wird von Polizisten bewacht, um Fluchten zu verhindern
1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Paderborn; mit der Bahn nach Bielefeld; mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz
Erwin Angress berichtet:
„Die Jüdischen Lagerinsassen – insgesamt 99 – wurden in Extrawagen nach Bielefeld transportiert, die an den fahrplanmäßigen Zug ab Paderborn am 1.3.43 um 8.24 Uhr angehängt wurden. In Bielefeld gab es im Saal des Vereinslokals ,Eintracht‘ ein Sammellager für Juden aus dem ganzen Bezirk. Bereits in der darauffolgenden Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 wurden alle Juden zum Bielelelder Güterbahnhof gebracht und in Waggons gepfercht. Mit diesem Zug rollten wir dann nach Auschwitz… Nur 9 Personen haben überlebt.“
2.3.1943 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz mit allen 98 Chawerim aus dem Arbeitslager
3.3.1943 Ankunft und Selektion in Auschwitz; Ernst Michel berichtet:
„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“
Martin Isaak wird eingewiesen in Auschwitz III zum Aufbau des IG-Farben Werkes Buna Monowitz, Häftlingsnummer 104952
Kalendarium von Auschwitz vom 3.3.1943
„Reichssicherheitshauptamt Transport, Juden aus Berlin. Nach der Selektion lieferte man 535 Männer als Häftlinge ins Lager ein, sie bekamen die Nr. 104 890 – 105 424; 145 Frauen bekamen die Nr. 36 9035 – 37 079. Die übrigen wurden vergast.“
18.1.1945 „Evakuierung aller drei Auschwitz-Lager; ca 60 000 Häftlinge auf dem Todesmarsch über 80 km von Auschwitz nach Gleiwitz; Isidor Philipp berichtet:
„Wer sich hinlegte, wurde von den SS-Männern, die auf Motorrädern fuhren, erschossen.“
„Von dort begann dann – in offenen Kohlewaggons und bei 15 Grad unter Null – die Fahrt durch Polen, Tschechoslowakei und Österreich zurück nach Deutschland.“
Von Gleiwitz Irrfahrt über Tschechien, nach Mauthausen und wieder zurück nach Dora
Außenlager des KZ Buchenwald KL Mittelbau Dora bei Nordhausen, V2-Produktion
Von KL Dora weiter nach Ravensbrück
3.3.1945 Tod im KL Ravensbrück
Gedenken
1.5.1956 Pages of Testimony für Martins Familie von Cousine Sara Strauss
18.1.1990 Pages of Testimony für Martins Familie von Neffe Jerry Grünhut
5.4.1990 Page of Testimony für Martin Isaak von Paderborn Chawer Alfred Ohnhaus
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de885624
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de885747
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de885523
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de885683
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de885639
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013
Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998