Klaus Glücksmann später Israel Gihon
*16.6.1916 in Düsseldorf; ✡ 1993 in Israel
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Robert Glücksmann *22.6.1877 in Grottkau ✡10.9.1942 in Theresienstadt
Heirat der Eltern 21.5.1912 in Berlin Wilmersdorf
Mutter Käthe Dorothea Stern *18.5.1886 in Berlin ✡ 12.10.1944 in Auschwitz
Großmutter Margarete Stern *1.10.1864 in Berlin; ✡17.7.1943 in Theresienstadt
Onkel Leo Glücksmann *29.12.1875 in Grottkau ✡21.5.1944 in Auschwitz
Geschwister
Ursula Glücksmann *25.3.1913 in Bern; oo Edwin Matthews
Gitta Brigitte Glücksmann *29.3.1924 in Düsseldorf; ✡ 19.6.1944 London
Beruf –
Adressen Düsseldorf, Geibelstraße 39; Rüdnitz; Ahrensdorf; Tel Aviv Gordonstr. 29
Heirat
Kinder
Weiterer Lebensweg
1914 Umzug der Familie von Bern nach Düsseldorf; Vater gründet die Hochschule für Hotel- und Verkehrswesen; dort auch als Professor Dozent von 1914-1921
Alle Familienmitglieder waren evangelisch getauft
1935 Vater erkrankt an M. Parkinson
Januar 1935 Eröffnung des städtischen Robert- Schumann-Konservatorium in Düsseldorf mit 75 Schülern, davon zwei jüdische: Klaus Glücksmann und Günther Massmann; beide wurden vom Buths-Neitzel-Konservatorium übernommen
27.2.1936 Düsseldorfer Kulturamt stellt Anfrage nach nichtarischen Schüler.
1.3.1936 Hugo Balzer, Generalmusikdirektor in Düsseldorf von 1933 bis 1945 und Gründer des Robert-Schumann-Konservatoriums, teilt mit, dass Klaus Glücksmann der einzige verbleibende, nichtarische Schüler sei, der das Musiklehrer-Seminar besuche.
1936 Klaus Glücksmann besteht die Privatmusiklehrer-Prüfung
27.9. 1936 Lerntagung des Gdud (Gruppe) Düsseldorf des Makkabi Hazair für die Mittleren- und Älterenschaft, abgedruckt in den Mitteilungen Jüdischer Pfadfinder Nr.10, Oktober 1936
„Im Anschluss daran stieg der Singkreis, den Klaus Glücksmann am Flügel leitete. Jeder Teilnehmer hatte ein gedrucktes Liederblatt in der Hand, das eine Auswahl besonders schöner, z.T. noch unbekannter Lieder enthielt. Dieser Singkreis war besonders geeignet, den Vertretern der kleineren Gdudim wie Oberhausen, Krefeld, Hagen etc. einen greifbaren Nutzen mitzugeben.“
März und September 1937 Balzer an das Kulturamt: Glücksmann Schüler der Kontrapunkt- und Kompositionsklasse
26. 8.1937 Beschluß der Reichsmusikkammer RMK, dass Juden von den Mitgliedern der Kammer unter Ausschluss bei Zuwiderhandlung nicht mehr unterrichtet werden durften. Kreismusikerschaftsleiter Mengel schreibt an das Düsseldorfer Kulturamt:
„Am städt. Robert-Schumann-Konservatorium befindet sich ein jüdischerSchüler, welcher von unserem Mitglied Dr. Karthaus unterrichtet wird. Ich bitte den Herrn Oberbürgermeister, Herrn Dr. Karthaus, sowie sämtliche anderen Lehrer des Robert-Schumann-Konservatoriums von der Unterrichtserteilung an den Juden Glücksmann zu befreien, da diese sich sonst der Gefahr aussetzen, aus der Reichsmusikkammer ausgegliedert zu werden.“
11. 9.1937 Kulturamt Düsseldorf an Balzer, dass aufgrund der Entscheidung der RMK Glücksmann sein Studium am Konservatorium nicht mehr fortführen könne. Balzer setzte die Anordnung sofort um.
14.9.1937 Balzer teilt mit, Glücksmann davon in Kenntnis gesetzt zu haben, das Konservatorium „nicht weiter besuchen“ zu können.
1.10.1937 Auschluß Glückmanns aus dem Konservatorium
1938 Klaus tritt offiziell der jüdischen Gemeinde Düsseldorf bei; Aktiver Leiter im Jüdischen Pfadfinderbund
10.11.1938 im von der SA inszenierten Novemberpogrom, Verwüstung der Wohnung der Fam. Glücksmann in der Geibelstraße 39
1939 Schwester Ursula emigriert aus Berlin nach Kenia
1938 als Madrich zur Hachschara ins Landwerk Ahrensdorf, Makkabi Hazair
Eva Mittler (*11.3.1924 in Wien) kam 1938 mit ihrer Zwillingsschwester Hella nach Ahrensdorf. Sie konnte ebenfalls 1939 nach Palästina emigrieren. Sie erinnert sich:
„Ich war eingeteilt zur Arbeit im Hühnerstall und liebte die Selbständigkeit und Verantwortung, die man mir zutraute. Auch sonst machte ich viele Arbeiten, lernte Kochen und ein wenig Nähen, arbeitete am Tomatenberg mit der Lore. Wir zogen uns mehrere Schichten von Kleidern und Pullovern an, um richtig zu schwitzen, wie es eben in Palästina sein wird. Das war die Vorbereitung für das zukünftige, heiße Land. Speziell liebten wir die gut organisierten Abende. Wir sangen mit Klaus Glücksmann, der später ein guter Musiker in Israel wurde. In Ahrensdorf spielte er auf der Ziehharmonika und lehrte uns hebräische Lieder.“
In Ahrensdorf als Ausbilder tätig, gibt Unterricht
Hella Mittler erinnert sich:
„Klaus Glücksmann war in Ahrensdorf unser kultureller Leiter, Madrich. Mit ihm haben wir in Ahrensdorf viel Musik gemeinschaftlich gemacht. Also, Klaus war für uns mit seinem Akkordeon der wichtigste Mensch. Wir nennen einander bis zum heutigen Tage Brüderlein und Schwesterlein. Er lebt ja auch hier in Jerusalem.“
17.5.1939 in Ahrensdorf bei Minderheiten-Volkszählung; doppelt erfasst
17.5.1939 in Rüdnitz, Oberbarnim bei Bernau bei Minderheiten-Volkszählung
Mai 1939 offensichtlicher Wechsel nach Rüdnitz zum Zeitpunkt der Volkszählung, da doppelt erfasst
17.5.1939 Schwester Ursula in Berlin bei Onkel Leo und Hedwig Glücksmann bei Minderheiten-Volkszählung
17.8.1939 Schwester Gitta mit Kindertransport nach England
Oktober 1939 Klaus Glücksmann abgemeldet Palästina
21.10.1939 Datum der Ausstellung des Passes in Hannover
Emigration nach Palästina
5.12.1939 Ankunft in Haifa, Alija beth
Dezember 1939 – Dezember 1941 Schüler am Konservatorium für Musik in Jerusalem
1.1.1942 Einbürgerung in Palästina
In Israel bekannter Pianist und Rundfunkredakteur
Weiteres Schicksal der Familie
21.7.1942 beide Eltern und die Großmutter auf Transport VII/1 Düsseldorf nach Theresienstadt
10.9.1942 Vater verstirbt in Theresienstadt
17.7.1943 Tod der Großmutter Margarethe Stern in Theresienstadt
18.5.1944 Onkel Leo auf Transport Eb von Theresienstadt nach Auschwitz
19.6.1944 Tod der Schwester Gitta bei deutschem Luftangriff mit V1- Raketen auf London, die vom 13.Juni bis Ende Juni London treffen
9.10.1944 Mutter auf Transport Ep von Theresienstadt nach Auschwitz
Gedenken
13.1.1980 Pages of Testimony für seine Eltern und Schwester Gitta von Klaus Glücksmann/ Israel Dzhahon/Gihon
Quellen
Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://archive.org/stream/MitteilJdischerPfadfinder/Nr.%2010%20%281936%29_djvu.txt
Yvonne Wasserlos, Musikerziehung im Dienst der „Volksgemeinschaft“. Hugo Balzer und dasRobert-Schumann-Konservatorium im „Dritten Reich“, Rostock 2010; Link:
Herbert Fiedler, Eine Geschichte der Hachschara; Verein Internationale Begegnungsstätte Hachschara-Landwerk Ahrensdorf e.V
Herbert und Ruth Fiedler, Hachschara, Hentrich & Hentrich 2004
http://www.hachschara-ahrensdorf.de/html/body_anfang.html
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=511461
https://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/ksp/schwarzmeer/juden_flucht_schiffe.htm
https://www.piqd.de/zeitgeschichte/die-judische-hachschara-bewegung
www.gedenkbuch-duesseldorf.de/memory-book/gluecksmann-robert/
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5030787