Ursel Rachel Marcuse
*5.8.1921 in Potsdam; ✡ 5.3.1989 im Kibbuz Alonim
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Herbert Marcuse *1.6.1892 in Lublinitz ✡2.3.1957 im Kibbuz Alonim
Mutter Erna Boas *8.1.1899 ✡ 1967
Bruder Günther Marcuse *4.9.1923 in Berlin; ✡25.3.1944 in Auschwitz
Verwandter in Ahrensdorf ?
Daniel Markuse *22.1.1921 in Berlin
Beruf –
Adressen Berlin; Rüdnitz; Ahrensdorf;
Heirat 4.11.1943 mit Herbert Feinstein (*24.3.1914 Köln – 25.9.1990)
Kinder vier
Weiterer Lebensweg
17.5.1939 in Rüdnitz, Oberbarnim bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Bruder Günter im Lehrgut Groß Breesen bei Minderheiten-Volkszählung
Sommer 1939 zur Hachschara ins Landwerk Ahrensdorf, Pfadfinderbund Makkabi HaZair
Der Kladovo-Transport
Vom Hechaluz Österreich organisierte Alija beth, Sonderhachschara SH-5 mit dem Plan über die Donauroute, Schwarzes Meer, Mittelmeer letztlich Palästina illegal zu erreichen.
19.11.1939 mit etwa 15 Chaluzim aus Ahrendorf zunächst von Trebbin mit der Bahn nach Berlin: Martin Hirsch, Madrich in Ahrensdorf, begleitet die Chaluzim und war einer der Leiter der Sonderhachschara 5.
21.11.1939 von Berlin Bahnfahrt nach Wien.
24./25.11.1939 mit 822 von Wien nach Bratislava; dort kamen weitere 130 aus Berlin, 50 aus Danzig, 100 aus Prag
Anfang Dezember auf die SS URANUS zunächst nach Gyor; dann wieder zurück nach Bratislava
12.12. 1939 weiter nach Bezdan
14./15.12.1939 in Budapest auf drei jugoslawischen Schiffen SS Kraljica Marija, Car Dusan and Car Nikola zur jugoslawisch-rumänischen Grenze. Die Rumänen verweigern die Einreise
18.12.-30. 12.1939 in Prahovo
31.12.1939 die Schiffe liegen im Winterliegeplatz in Kladovo, die Flüchtlinge bleiben an Bord
Januar 1940 ein umgebauter Schleppkahn wird angehängt, um mehr Platz zu haben
Mai 1940 die Schiffe fahren ab, die Flüchtlinge suchen bei Bauern Unterkunft
18.8.1940 Ausstellung eines Passersatzes Certificate für Ursel in Kladovo
19. 9.1940 die Flüchtlinge werden auf dem Kahn nach Sabac geschleppt
Unterbringung in Sabac in einer alten Mühle und einem Getreidespeicher
März 1941 in Kladovo treffen 140 Studentenzertifikate von der WIZO für weibliche Jugendliche unter 18 Jahren ein (BIII Studentenzertifikate mit der Verpflichtung die Ausbildung fortzusetzen)
März 1941 verlassen einzelne Familien, 200 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren Sabac mit legalen Visa, darunter auch die vier Ahrensdorferinnen Ursel Marcuse, Edith Weil, Netty Lychenheim und Irmgard Höchster -letztere kurz vor ihrem 18. Geburtstag; über Griechenland, Istanbul, das syrische Aleppo und Beirut
30.3.1941 Ankunft in Haifa; 4 Wochen in Atlit interniert
6.4.1941 Einmarsch der Wehrmacht in Serbien
August 1941 Juden von Sabac und die Flüchtlinge in einer alten Festung Camp Sabac interniert
11.10.1941 Jüdische Männer, Zigeuner und manche Serben verlegt in das Seniak Camp
12./13. Oktober 1941 Massenerschießung in Zasavica von 2100 als Racheaktion für 21 tote deutsche Soldaten
Januar 1942 die Frauen und Kinder werden ins KL Sajmiste deportiert
19.3. -10.5.1942 jede Woche werden Frauen unter Herbert Andorfer während eines vorgeblichen Transportes in einem Gaswagen ermordet.
Bruder Günther in Groß-Breesen und Auschwitz
1.3.1943 Anordnung der Verbringung der „Volljuden“ aus Groß Breesen
Deportation von Günther Marcuse in ein Sammellager nach Breslau, als Leiter der Gruppe Meister Max Kiwi mit Frau und 21 jungen Männern; vier „Halbjuden“ bleiben zurück (Ernst Böhm, Heinz Breslauer, Helmuth Mayer, Josef Oppenheimer)
5.3.1943 Deportation der Groß-Breesener mit dem Breslauer Transport nach Auschwitz; eine Transportliste ist nicht überliefert.
6.3.1943 Ankunft des Breslau-Transportes in Auschwitz; 16 der 21 deportierten Männer aus Groß Breesen bekommen in Auschwitz nach Selektion an der Rampe eine Häftlingsnummer, sind somit zu Zwangsarbeit in BUNA Monowitz vorgesehen. Günther Marcuse bekommt die Nummer 106997 in den linken Unterarm tätowiert.
25.3.1944 Tod von Günther Marcuse in Auschwitz
Weitere Ereignisse
7.5.1941 Ankunft von Herbert Feinstein mit Arbeiter-Zertifikat Gruppe C von Stockholm kommend in Haifa
4.11.1943 Heirat in Israel mit Herbert Feinstein (*24.3.1914 – 25.9.1990)
Das „Blue booklet“ der Jewish Agency
19.11.1944 Einbürgerung in Palästina mit Ehemann Feinstein
1945 Emigration der Eltern von England in die USA
1954 Emigration der Eltern von USA nach Israel
Gedenken –
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316
Anneliese Ora Borinski, Erinnerungen
Herbert Fiedler, Eine Geschichte der Hachschara; Verein Internationale Begegnungsstätte Hachschara-Landwerk Ahrensdorf e.V
Herbert und Ruth Fiedler, Hachschara, Hentrich & Hentrich 2004
http://www.hachschara-ahrensdorf.de/html/body_anfang.html
Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015
Urs Faes, Ein Sommer in Brandenburg, Suhrkamp 2015