Max Ullmann
*11.8.1915 in Haigerloch; ✡ ?
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Emil Ullmann *16.3.1874; ✡5.9.1942 in Theresienstadt
Mutter Lina Bravmann *20.6.1884 in Unteralterheim; ✡ 13.9.1942 in Theresienstadt
Geschwister
Julius Ullmann
Verwandter aus Haigerloch
Wilhelm Ullmann *2.12.1890 in Haigerloch; Lehrer in Castrop und Gelsenkirchen ✡1.5.1970 in Kentucky
Beruf Landwirtsch. Praktikant
Adressen Haigerloch, Hauptstraße Nr. 244; Neuendorf
Heirat Rita Rehfeld *19.12.1920 in Lyck; ✡ ?
Kinder –
Weiterer Lebensweg
Acht Jahre deutsche Volksschule, drei Jahre Seminar
10.11.1938 verhaftet im Novemberpogrom, die Synagoge, das jüdische Schul- und Gemeindehaus sowie die Wirtschaft zur „Rose“ wurden demoliert, der im Gemeindehaus wohnende Lehrer und Rabbinatsverweser Gustav Spier und der ebenfalls dort wohnende Max Ullmann misshandelt, an vielen jüdischen Häusern die Fensterscheiben eingeworfen, zahlreiche Juden verhaftet. „Schutzhaft“ im KL Dachau
5.1. oder erst 25.3.1939 Entlassung aus dem KL Dachau (zweimal Max Ullmann notiert)
17.5.1939 mit den Eltern in Haigerloch bei Minderheiten-Volkszählung
24.8.1939 aus Haigerloch zur Hachschara ins Landwerk Neuendorf im Sande
30.5.1941 Rita Rehfeld aus Kersdorf in das Lehrgut Neuendorf im Sande
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung der noch bestehenden in „Jüdisches Arbeitseinsatzlager“
Mai bis September 1941 Auflösung der Hachscharalager Ahrensdorf, Jessen, Havelberg; Verlegung der Chaluzim in das Lehrgut Neuendorf im Sande; nur ein kleiner Teil darf noch im Landwerk selbst arbeiten, die meisten werden zur Zwangsarbeit bei Unternehmen in Fürstenwalde verpflichtet.
2.4.1942 Verhaftung der älteren und der bereits bei der Gestapo zuvor auffällig gewordenen Chaluzim aus Neuendorf und Deportation auf Lastwagen in eine große Turnhalle nach Frankfurt/Oder
3.4.1942 Deportation dieser Neuendorf-Gruppe mit 1009 Personen nach Warschau
22.8.1942 beide Eltern auf Transport XII/1 ab Stuttgart nach Theresienstadt
5. 9.1942 Tod des Vaters in Theresienstadt „Enteritis“
13. 9.1942 Tod der Mutter in Theresienstadt „Enteritis“
November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
31.3.1943 Die Belegschaftsliste des Landwerk Neuendorf enthält 96 Männer (drei abwesend) und 76 Frauennamen
7.4.1943 Zustellung der Transportlisten für Neuendorf
10. 4.1943 169 Chawerim aus Neuendorf mit LKW nach Fürstenwalde, von dort mit der Bahn nach Berlin; zu Fuß ins Sammellager ehemaliges jüdisches Altenheim Große Hamburger Straße 26; in Berlin vom Transport zurückgestellt 16 Personen (Geltungsjuden, Juden aus privilegierten Mischehen etc.)
19.4.1943 Chawerim aus 10 jüdischen Einsatzlagern, allein 153 Personen aus dem Landwerk Neuendorf bei Fürstenwalde auf dem 37. Osttransport von Berlin nach Auschwitz (Fabrikaktion)
Esther Bejarano erinnert sich:
„Wohin der Zug fuhr, wussten wir nicht. Die Waggons waren überfüllt und wir konnten uns kaum bewegen. Wenn wir mal austreten wollten, mussten wir über die Menschen steigen, um an die Kübel in der Ecke zu gelangen. Die Luft in den Waggons war miserabel und wurde immer schlechter.“
Esther berichtet auch, dass viele alte und schwache Menschen diese mehrere Tage dauernde Fahrt in den Viehwaggons nicht überlebten. Ihre Leichen blieben die ganze Zeit in den Waggons.
Mit Esther saßen viele der Jugendlichen im Waggon, mit denen sie in Neuendorf zusammen war: Eli Heymann, Schimschon Bär, Schoschana Rosenthal, Miriam Edel, Anne Borinski, Hilde Grünbaum, Karla und Sylvia Wagenberg, Herbert Growald und noch viele andere.
20. 4. 1943 Ankunft in Auschwitz; Notiz im Lagerbuch von Auschwitz:
„Mit einem Transport der RSHA […] sind etwa 1 000 jüdische Männer, Frauen und Kinder eingetroffen. Nach der Selektion werden 299 Männer, die die Nummern 116754 bis 117502 erhalten sowie 158 Frauen, die die Nummern 41870 bis 42027 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen.
Die übrigen 543 Deportierten werden in den Gaskammern getötet.“
Ihm wird die Auschwitz-Häftlingsnummer 117092 in den linken Unterarm tätowiert; er wird zur Zwangsarbeit im Auschwitz-Nebenlager Monowitz eingewiesen
Ehefrau Rita eingewiesen nach Auschwitz Birkenau; dort später in der Wäscherei in der SS-Kommandantur
15.1.1945 die Häftlinge in Auschwitz hören den russischen Kanonendonner 30 km aus dem Osten
18.1.1945 Evakuierung aller drei Auschwitz-Lager; ca. 60 000 Häftlinge; 10000 aus Monowitz
18.1.1945 Beginn des Todesmarsches mit 400 Frauen von Auschwitz- Birkenau nach Loslau
Auschwitz-Überlebende berichten von der Brutalität der SS-Leute während des Todesmarsches:
Zofia Posmysz:
„Der letzte Tag in Auschwitz war der 18. Januar. Nach drei Tagen und drei Nächten zu Fuß wurden wir in offenen Güterwagen nach Ravensbrück gebracht.“
Asher Aud:
„Wenn wir sind gegangen Totenmarsch, da sind keine Menschen gegangen, da sind nur Skelette gegangen.“
Sigmund Kalinski:
„Wer nicht konnte oder wer zur Seite war, wurde erschossen, bei ungefähr 15 bis 20 Grad minus in unseren Kleidern.“
Isidor Philipp berichtet:
„Wer sich hinlegte, wurde von den SS-Männern, die auf Motorrädern fuhren, erschossen.“
19. – 23.1.1945 Ankunft in den Eisenbahnknotenpunkten Gleiwitz und Loslau. Von Gleiwitz oder Loslau in Güterwaggons zu westlich gelegen Konzentrationslager wie Buchenwald, Ravensbrück
Isidor Philipp berichtet:
„Von dort begann dann – in offenen Kohlewaggons und bei 15 Grad unter Null – die Fahrt durch Polen, Tschechoslowakei und Österreich zurück nach Deutschland.“
Nach Schätzungen starben bei diesen Räumungstransporten von Auschwitz insgesamt zwischen 9.000 und 15.000 Häftlinge.
28.1.1945 Ankunft von 3500 Häftlingen, 500 Toten Nordhausen KL Mittelbau Dora bei Nordhausen, V2-Produktion
2.2.1945 von Dora Mittelbau ins Krankenrevier Boelke Kaserne eingewiesen
15.4.1945 Ehefrau Rita in Bergen-Belsen befreit
Befreiung; Ort und Tag unklar
Juli 1947 im DP Camp Bergen Belsen, Block 65
Gedenken
Pages of Testimony
Grabstein für
Quellen
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de983674
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de983798
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/10770541
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130832955
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212887
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/2743883
https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/35230-emil-ullmann/
BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)
Harald Lordick, Das Landwerk Neuendorf: Berufsumschichtung – Hachschara – Zwangsarbeit; in Pilarczyk, Ulrike (Hrsg) Hachschara und Jugendalija, Schulmuseum Steinhorst, 2019
Lore Shelley (Editor), The Union Kommando in Auschwitz, Lanham, New York, London, 1996
Wiehn Erhard (Hrsg) Wer hätte das geglaubt, 2010, Hartung Gorre Verlag
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten
Harald Lordick, Landwerk Neuendorf in Brandenburg, in: Kalonymos, 2017, Heft 2
Esther Bejarano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989
Esther Bejarano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013
Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970
Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386
Video-Interview mit Issy Philipp 1994
Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015
Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013
Mein name ist Max Ullmann, 70 Jahre alt, und wohne in Buenos Aires/Argentinien. Max Ullmann wahr mein Onkel und Bruder meines Vaters, Julius Ullmann. Als Erinnerung besitze Ich ein Photo mit mein Vater und sein Bruder Max (mein Onkel) im Eingang seines Hauses in Haigerloch.
In Erinnerung meines Onkel, mein Vater, meine Grosseltern Emil und Lina, Rita Sehfeld und alle ermordete während denn Nazi Regime.