Künstler Ruth

Ruth Melitta Künstler

*27.12.1931 in Plauen; ✡April 1943 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Hugo Künstler *5.3.1900 in Brünnau; ✡ 1944 in Auschwitz

Mutter Rosa Hermanns*19.4.1902 in Schönholthausen/Westfalen; ✡April 1943 in Auschwitz

Großmutter Minna Herrmanns geb. Michels *25.12.1875 in Rheinböllen; ✡April 1943 in Auschwitz

Geschwister

Irene Yael Künstler *4.2.1927 in Plauen; ✡11.6.2015; oo Hayim Josef Stiefel

Beruf Schülerin;

Adressen Schönholthausen; Plauen; Wanne-Eickel; Neuendorf

Heirat

Kinder –

Weiterer Lebensweg

1916 bis 1918 Vater Hugo Lagerist in Würzburg, später Kaufmann u.a. in Plauen

17.5.1939 mit den Eltern und Schwester in Wanne-Eickel bei Minderheiten-Volkszählung

1.12.1940 Hugo Künstler aus dem kleinen Forst- und Ernteeinsatzlager bei Treplin in das Landwerk Neuendorf; Einsatz bei Forstfachwart Böttcher und in der Holzhandlung Bugk, Fa. Lorenz

17.12.1940 Rosa Künstler auch von Treplin in das Landwerk Neuendorf

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung der noch bestehenden in „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager“

1.11.1941 Schwester Irene aus Wanne-Eickel nach Neuendorf

13.12.1941 Ruth zusammen mit Großmutter Minna Hermanns aus Wanne-Eickel nach Neuendorf

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

10. 4.1943 Aus Neuendorf mit LKW nach Fürstenwalde, von dort mit der Bahn nach Berlin; zu Fuß ins Sammellager Große Hamburger Straße

19.4.1943 mit den Eltern, der Schwester und der Großmutter auf dem 37. Osttransport als Teil der Fabrikaktion, allein 153 Personen aus dem Landwerk Neuendorf bei Fürstenwalde.

Esther Bejerano erinnert sich:

„Wohin der Zug fuhr, wussten wir nicht. Die Waggons waren überfüllt und wir konnten uns kaum bewegen. Wenn wir mal austreten wollten, mussten wir über die Menschen steigen, um an die Kübel in der Ecke zu gelangen. Die Luft in den Waggons war miserabel und wurde immer schlechter.“

Esther berichtet auch, dass viele alte und schwache Menschen diesen mehrere Tage dauernden Horrortrip in den Viehwaggons nicht überlebten. Ihre Leichen blieben die ganze Zeit in den Waggons.
Mit Esther saßen viele der Jugendlichen im Waggon, mit denen sie in Neuendorf zusammen war: Eli Heymann, Schimschon Bär, Schoschana Rosenthal, Miriam Edel, Anne Borinski, Hilde Grünbaum, Karla und Sylvia Wagenberg, Herbert Growald und noch viele andere. Schimschon und Esther hatten sich getrennt, sie hatte inzwischen ein Auge auf Eli Heymann geworfen, an dessen Seite sie den Transport in die Hölle überstand.

20. 4. 1943 Ankunft in Auschwitz; Notiz im Lagerbuch von Auschwitz:

„Mit einem Transport der RSHA […] sind etwa 1 000 jüdische Männer, Frauen und Kinder eingetroffen. Nach der Selektion werden 299 Männer, die die Nummern 116754 bis 117502 erhalten sowie 158 Frauen, die die Nummern 41870 bis 42027 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen.
Die übrigen 543 Deportierten werden in den Gaskammern getötet.“

Irene wird die Auschwitz-Häftlingsnummer 41941 in den linken Unterarm tätowiert.

Vater Hugo wird die Auschwitz-Häftlingsnummer 116 956 in den linken Unterarm tätowiert.

Ruth mit Mutter und Großmutter vermutlich unmittelbar in die Gaskammern geschickt

Irene überlebt den Todesmarsch

31.10.1949 Einreise von Irene auf der SS נגבה

Wohnadresse 11 Israel Langaria St., Tel Aviv

Gedenken

1.4.1992 Pages of Testimony für Ruth, die Eltern und Großmutter von Cousine Aufseeser

13.6.1994 Pages of Testimony für Ruth, die Eltern und Großmutter  von Schwester Irina Yael Stiefel Künstler

Quellen

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/en1075332

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/en906619

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/en1096702

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/5278212

BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)

Esther Bejerano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989

Esther Bejerano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013

Anneliese Ora Borinski, Erinnerungen

Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386

Video-Interview mit Issy Philipp 1994

Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883

https://www.ortschroniken-mv.de/images/d/d9/MAL_KZ_Aussenlager.pdf

https://www.ernster.com/annot/564C42696D677C7C393738333839313434333533387C7C504446.pdf?sq=2

https://www.spiegel.de/geschichte/esther-bejarano-ist-tot-erinnungen-an-den-sommer-1945-a-06923ddf-6dc0-4c75-8136-011be044df7a

https://www.topfundsoehne.de/ts/de/service/mediathek/videos/2020/139178.html

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883

Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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