Samuel Shmuel Friedler
*19.2.1922 in Sterkrade (ab 1.8.1929 zu Oberhausen); ✡1942-1944 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit polnisch
Religion jüdisch
Vater Gustav Gedale Gerd Friedler *1.10.1889 in Rozniatow; Händler; ✡1953 in Israel
Mutter Henny Friedler geb. Kaufmann *3.7.1894 in Rozniatow; „Verlorener Zug“ ✡1955 Israel
Geschwister
Marie Friedler * 8.7.1920 in Oberhausen; 1938 nach England; oo Löwenstein
Alexander Friedler *3.7.1925 in Sterkrade; Burgerweeshuis Amsterdam; ✡30.9.1942 in Auschwitz
Jakob Friedler *24.9.1929 in Oberhausen-Sterkrade; Burgerweeshuis Amsterdam; SS BODEGRAVEN
Sally Friedler *26.9.1930 in Oberhausen; Burgerweeshuis Amsterdam; SS BODEGRAVEN
Adressen Sterkrade, Oberhausen Steinbrinkstraße 254, Ellenbogenstraße 10; Hattenhof; Steckelsdorf
Weiterer Lebensweg
Vater Gedale betreibt in Sterkrade ein kleines Warenhaus in der Steinbrinkstrasse 254
Bis Nov.1938 exzellenter Schüler des Reform-Realgymnasium Oberhausen
Heinz Göbel, ein ehemaliger Mitschüler, beschreibt ihn:
„Samuel war der Schlauste von uns allen, während wir noch Karl May lasen, las er Kant.“
Sein jüngerer Bruder Jakob über Samuel in seiner nach dem Krieg erschienen Autobiographie:
“Unser ältester Bruder Samuel war ein außergewöhnlich guter Schüler des Stadtgymnasiums. In jedem Fach zeichnete er sich aus. Zudem war er ein talentierter Maler und Geiger. Nur wenige Monate vor seiner Abschlußprüfung [1938] wurde er aus der Schule geworfen, nur weil er Jude war. Das Abgangszeugnis bescheinigte ihm ausdrücklich seine überdurchschnittlichen Leistungen. Sogar als man ihn von der Schule warf, würdigten die Lehrer seine Fähigkeiten. Die meisten waren anständig genug, ihm gute Zensuren zu geben, was für sie selbst zweifellos ein gewisses Risiko bedeutete.“
9./10.11.1938 SA dringt im Novemberpogrom in die Wohnung ein und erzwingt mit gezogener Pistole die Herausgabe der Thorarolle, die dann auf der Straße angezündet wird. Vater Gustav in „Schutzhaft“
10.1.1939 Flucht der Brüder Alexander, Jakob und Sally nach Ruinen in die Niederlande;
29.7.1940-8.6.1941 Samuel Friedler zur Hachschara auf dem Geringshof bei Hattenhof in der Nähe von Fulda; der Gehringshof war ein Lehrgut des BACHAD / Brit Chaluzim Datiim (Bund religiöser Pioniere ) für die Erstausbildung und die mittlere Hachschara
21.6.1941 reichsweite Mitteilung, dass die Hachscharalager im Sommer 1942 aufgelöst werden müssen; Umstrukturierung der großen Lagr wie Neuendorf, Bielefeld, Paderborn in Arbeitseinsatzlager unter Kontrolle der örtlichen Behörden
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung der noch bestehenden in „Jüdisches Arbeitseinsatzlager“
Mai bis September 1941 Auflösung der Hachscharalager Ahrensdorf, Jessen, Havelberg u.a. auch Gehringshof; Verlegung der Chaluzim in die verbleibenden Lager wie Neuendorf im Sande oder andere Arbeitseinsatzlager; die meisten werden zur Zwangsarbeit bei Unternehmen in Fürstenwalde verpflichtet.
Juni 1941 nach Auflösung des Gehringshof Wechsel zur Zwangsarbeit in das Arbeitseinsatzlager Steckelsdorf Ausbau; ehemalig jüdische Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf- Ausbau bei Rathenow, das nach Zerstörung im Novemberpogrom geschlossen, 1939 aber wiederaufgebaut wurde.
Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD
Lagerleiter war Dr. Benjamin Abrahamson, ab 1941 Kurt Silberpfennig.
1.12.1941 -11.4.1942 Samuel Friedler erfasst auf den Lohnkarten der Rathenower Reißverschluß GmbH, Rathenow
24.5.1942 Auflösung von Steckelsdorf; alle Chaluzim verhaftet
11.7.1942 abgemeldet aus dem Landwerk Steckelsdorf – Ausbau bei Rathenow „Abwanderung“
11.7.1942 Samuel Friedler deportiert aus Steckelsdorf unter Leitung des Steckelsdorf-Madrich Kurt Silberpfennig auf Transport Magdeburg – Dessau-Berlin nach Auschwitz; 52 Chawerim kamen aus dem ehemaligen jüdischen Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf bei Rathenow im Landkreis Jerichow II.
13.7.1942 Ankunft und Selektion der Chaluzim aus Steckelsdorf in Auschwitz
Das Todesdatum von Samuel Friedler ist unbekannt
15.7.1942 Bruder Alexander aus Westerbork nach Auschwitz
Gedenken
21.12.1998 Pages of Testimony für Alexander und Samuel Friedler von Bruder Jakob in Haifa
7.8.2014 Pages of Testimony für ihre Großeltern von Enkelin Khavazelet Kornitzer
13.1.1909 Stolpersteine für die Eltern und alle fünf Geschwister auf der Steinbrinkstraße 254 in Oberhausen
Quellen
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/70385336
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/76102456
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/128450688
BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)
Harald Lordick, Das Landwerk Neuendorf: Berufsumschichtung – Hachschara – Zwangsarbeit; in Pilarczyk, Ulrike (Hrsg) Hachschara und Jugendalija, Schulmuseum Steinhorst, 2019
Lore Shelley (Editor), The Union Kommando in Auschwitz, Lanham, New York, London, 1996
Wiehn Erhard (Hrsg) Wer hätte das geglaubt, 2010, Hartung Gorre Verlag
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939