Johanna Stern, später Joan Zysblat
*17.9.1921 in Hörden, Rastatt, Baden; ✡
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Ludwig Stern *18.7.1886 in Gernsbach, Rastatt; ✡26.11.1938 in Prittlbach, Dachau
Mutter Klara Ladenburger *17.9.1883; ✡22.6.1936; Witwe des 1914 verstorben, jedoch nicht verwandten Julius Stern, Besitzer der Gastwirtschaft und Pension ‚Zum Adler‘
Stiefmutter Julie Laupheimer *2.7.1891 in Ulm: ✡ 13.8.1942 in Auschwitz
Großvater Maurits Stern*28.8.1865 in Amersfoort; ✡26.6.1889 in Weesp
Großmutter Johanna Stern geb. Goudsmit *17.6.1857 in Amsterdam; ✡5.1.1943 in Westerbork
Halbschwester (?) Helene Stern
Beruf Praktikantin
Adressen Hörden, Hauptstraße 18; Bielefeld; Krieschow
Heirat Morris Zysblat
Kinder zwei
Weiterer Lebensweg
Metzger Ludwig Stern durch Einheirat dritter Inhaber der Gastwirtschaft und Pension ‚Zum Adler‘, Landstraße 36 in Hörden
1933 wurden in Hörden noch 14 jüdische Personen gezählt.
1933-1936 Bürgermeister Schwan schützt die jüdischen Einwohner, wofür er im „Stürmer“ verleumdet wird.
22.6.1936 Tod der Mutter Klara Stern
Vater Ludwig heiratet Julie Laupheimer
10.11.1938 SA aus Gernsbach demoliert im Novemberpogrom das Gasthaus „Zum Adler“;
Vater Ludwig Stern misshandelt und verhaftet
11.11.1938 „Schutzhaft“ im KL Dachau; Häftlingsnummer 23200
26.11.1938 Tod des Vaters in Dachau (Prittlbach): Diagnose „akuter Herztod“
17.5.1939 mit Stiefmutter in Hörden bei der Minderheiten-Volkszählung
Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a
1939 Nachdem zahlreiche, in Bielefeld lebende Jüdinnen und Juden in „Judenhäusern“ zwangseingewiesen wurden, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Koblenzer Straße 4 und Paderborn, Grüner Weg 86;
Anfang September entstand für zunächst 36 Praktikanten ein Wohn- und Arbeitslager in der Koblenzer Straße 4 (heute: Artur-Ladebeck Straße 6). Das Haus beherbergte zuvor die Praxis des nach Holland geflüchteten Orthopäden Dr. med. Bernhard Mosberg.
1939 Johanna Stern zur Hachschara in das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Koblenzer Straße 4
23.3.1940 wegen der räumliche Enge Wechsel von 57 Bewohnern in das Lager in der Schloßhofstraße 73a, einem ehemaligen Gutshof.
Dort bestand auch eine Unterkunft für alte und kranke Jüdinnen und Juden („Siechenheim“) als Einrichtung der RVJD. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt.
23.3.1940 wechselt sie in das Lager in der Schloßhofstraße 73a
1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt.
9.8.1940 abgemeldet aus Bielefeld ins Hachschara Lager Rittergut Eichow, Krieschow
16.4.1941 zurück aus Eichow ins Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung „Jüdisches Arbeitseinsatzlager“
12.8.1941 abgemeldet aus Bielefeld zur Emigration in die USA
20.8-2.9.1941 Johanna Stern auf der SS MOUZINHO von Lissabon nach New York
letzte Wohnadresse Bielefeld; „Heimatadresse“ Stiefmutter Julie Stern, Camp Gurs
Zieladresse Onkel Henry Ladenburger, New York
Die Bürckel-Wagner-Aktion in Baden
22.10.1940 Deportation der letzten vier jüdischen Einwohner aus Hörden nach Gurs
22.10.1940 Stiefmutter Julie Stern mit 6500 Juden des Saarlandes, der Pfalz und Baden in das Internierungslager Gurs in Südfrankreich transportiert in der „Bürckel-Wagner-Aktion“ (Gauleiter von Saarpfalz Bürckel, und Wagner, Baden)
August 1942 Deportation der Stiefmutter von Gurs nach Drancy
10.8.1942 Stiefmutter auf Transport von Drancy nach Auschwitz
5.1.1943 Tod der Großmutter Johanna Stern in Westerbork
Gedenken
Page of Testimony für die Großmutter Johanna Stern geb. Goudsmit von Maurits Stern
Card index of Relico, the Relief Committee of the World Jewish Congress (WJC) in Geneva: Jews who were inmates of the Gurs camp, eingreicht von Maurits Stern in Quebec
Im Jahr 2000 Gedenkstein in Rastatt
Quellen
Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)
Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 6574); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85
Anträge und Ansprüche der US-amerikanischen Sozialversicherung, 1936-2007
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de908937
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de977064
https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Goudsmit%20Johanna%22%7D
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130380659
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/10321489
https://www.alemannia-judaica.de/hoerden_synagoge.htm
Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013
Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998