Hulda Dallmann geb. Ehrlich
*28.3.1887 in Alt-Behme Oberschlesien; ✡ in Riga
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Vater unbekannt
Mutter unbekannt
Geschwister unbekannt
Beruf –
Adressen Leipzig
Heirat Oskar Dallmann *26.9.1881 in Beuthen; ✡ in Riga
Kinder
Helene Dallmann *4.10.1911 in Rybnik; ✡9.3.2000 USA; oo Walter Reichmann
Heinrich Dallmann *11.9.1913 in Rybnik; ✡15.8.1990 USA; oo 16.2.1939 in Amsterdam Roma Rakovci (Reisel Rakower); 19.6.1946 zweite Ehe mit Sara Gottschalk
Neffe (?) Max Dallmann *5.6.1920 in Königshütte; ✡ ? ; Paderborn-Hachschara; nach Oppeln
Weiterer Lebensweg
17.5.1939 in Leipzig mit Ehemann Oskar bei Minderheiten-Volkszählung
10.11.1938 Ehemann Oskar verhaftet im Novemberpogrom,
10.11.1938 Oskar Dallmann„Schutzhaft“ in Buchenwald; Häftlingsnummer
1938 entlassen aus Buchenwald
17.5.1939 mit den Eltern in bei Minderheiten-Volkszählung
Jan. 1942 Deportationsbefehl der Gestapo
21.1.1942 deportiert mit Ehemann aus Leipzig über Dresden nach Riga
24.1.1942 Ankunft Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga; Unterbringung in der Leipziger Straße, Ludzas Iela
Verzeichnis der Personen, die am Montag d. 10.8.42 im Gewerbebetrieb eingestellt sind
Hulda Dallmann auf der Liste der im Gewerbebetrieb im Ghetto Riga Beschäftigten
Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung; Kommandant des KL Kaiserwald Sturmbannführer Albert Sauer.
Außenkasernierung Strasdenhof des KL Kaiserwald in Riga
Hulda Dallmann geht mit der gesamten Näherei aus dem „Gewerbebetrieb“ unter Umgehung des KL Kaiserwald direkt in die Außenkasernierung in Riga Strasdenhof in der Widzemer Chaussee, wo eine Näherei in einer ehemaligen Nähgarnfabrik eingerichtet wird, die wiederum für die Wehrmacht arbeitet. Max Kann als fachlicher Leiter dieser Näherei, die einem Letten namens Johnson unterstand. Für das Lager Strasdenhof war das Reichskommissariat Lettland zuständig. Die Wachmannschaft bestand aber aus SS-Leuten unter dem Kommando von SS-Mann Döring und seinem Stellvertreter dem berüchtigten SS-Scharführer Hoffmann.
Einer der zwei Lagerältesten im Strasdenhof war Ludwig Miltenberg
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
4.8.1944 Tod von Hulda Dallmann bei der Selektion in Riga- Strasdenhof aller über 30-Jährigen bei der Liquidierung des KL Kaiserwald. 300 Männer und Frauen über 30 zunächst in einem ausgeräumten Saal der Kabelfabrik gesammelt, dann auf LKW verladen und vermutlich im Juli 1944 zusammen mit Fanny Feuerstein im Wald von Rumbula ermordet. Strasdenhof war das einzige Außenlager des KL Kaiserwald, in dem alle über 30-Jährigen ermordet wurden.
Hans- Joachim Hoffmann, Sohn von Emmi Hoffmann berichtet:
„Es war der 3. August 1944, als wir morgens um halb sechs Uhr zum Appell befohlen wurden. (…) Das Lager war voll mit SS-Angehörigen und ein Oberscharführer teilte sodann mit, daß ein größerer Teil der Insassen zur Erholung geschickt würde. (…) Von den ca. 2.000 Menschen unseres Lagers blieben ca. 400 Personen von dieser Aktion verschont. (…) Ein paar Tage später erfuhren wir von lettischen Bewohnern, daß all unsere Leute im Hochwald von Riga in Massengräbern ermordet worden waren. Die Schießerei – so hörte man – sei den ganzen Tag des Abtransportes und bis zum nächsten Tag zu hören gewesen.“
Sohn Heinrich
Flucht in die Niederlande
31.1.1936 in Delft gemeldet;
diverse Wohnortwechsel (Amsterdam, Den Haag)
1940 nach Zeist, Berkenlaan 26
1940 von Zeist nach Bourges (Cher);
6.6.1942 verhaftet in La Guerche
27.6.1942 mit Transport 5 von Beaune la Rolande, Loiret, Frankreich nach Auschwitz Birkenau
Zugangslisten Auschwitz;
17.11.1944 von Sachsenhausen ins Außenlager Kaufering des KL Dachasu
27.4.1945 befreit durch die US-Army in Kaufering
24.8.1945 wieder in Delft, van Bossenstraat 27
19.6.1946 zweite Heirat, in Delft mit Sara Godschalk
17.5.1948 Emigration, Flug mit Ehefrau Sara von Amsterdam nach New York
15.8.1990 Tod in USA
Gedenken –
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://objekte.jmberlin.de/object/jmb-obj-116601
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de850219
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de850212
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/10015907
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/10630541
https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Dallmann%22%7D
Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7598); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85
Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick Hrsg., Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020
Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011
Christin Sandow (Hrsg.), Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984
Es stimmt nicht dass der Sohn Heinrich Dallmann am 17.11.1938 inhaftiert wurde als Schutzjude im KL Dachau. Ich habe seine Wohnadresse registriert:
– 31.01.1936 Delft, Piet Heinstraat 38
– 29.01.1937 Zuider Amstellaan 96 III
– 01.09.1937 Amsterdam, Beethovenstraat 85 III
– 05.08.1938 Amsterdam, Olympiaplein 121 II
– 16.02.1939 Amsterdam, Olympiaplein 121 II (Heirat)
– 11.03.1939 Den Haag, Stationsplein 10
– 22-10-1940 Zeist
– 10-06 oder 07.1940 Zeist, Berkenlaan 26
– 06.06.1942 verhaftet in La Guerche
– 17.11.1944 inhaftiert in Dachau
– 24.08.1945 Delft, van Bossenstraat 27
– 25-01-1946 Delft, Insulindeweg 262
– 19.6.1946 zweite Heirat, in Delft mit Sara Godschalk
– 19.06.1946 Delft, Choorstraat 46
– 1948 Ankunft in USA oder Canada
Usw
Verstorben am 15.08.1990 in USA
Mit freundlichen Grüsse,
Gerrit van der Vorst