Walter Poli
(zeitweilig Recklinghausen, Bochumer Str.75)
*18.11.1899 in Petershagen, Minden / Westfalen, ✡27.8.1993 in Eltville am Rhein
Dr. jur. Walter Poli 1947
Vater Joseph Poli *20.1.1865, Schlachtermeister in Petershagen; ✡ 24.9.1942 Theresienstadt
Mutter Jeanette Marcus *28.10.1874 in Neustadt; ✡ 5.9.1943 Theresienstadt
Zwillingsbruder Karl „Carlos“ Poli *18.11.1899; oo Hilde Mathias; ✡ 17.7.1885 in Cali, Kolumbien
Neffe Mario Poli Mathias *12.4.1943 in Cali; ✡23.6.2004 in Cali, Kolumbien
Heirat Margarethe Marcus *19.8.1907 in Seesen
Sohn Karl-Wilhelm Poli *12.4.1929 in Bochum
Beruf Amtsrichter, Dr. jur.
Lebensdaten
Humanistisches Gymnasium Minden, Abitur
Studium der Rechtswissenschaften in Münster und Marburg
1923 Erste Staatsprüfung in Hamm
1924 Promotion in Münster
1925 in Bielefeld gemeldet (Jüdisches Leben Minden)
1925 Kammergerichtsexamen in Berlin: Gerichtsassessor
1928 Heirat in Königsberg: Margarethe Poli geb Marcus *19.8.1907 in Seesen
1926 bis März 1933 Hilfsrichter an verschiedenen Gerichten in Ostpreußen und Westfalen
ab ca. 1929 im Bezirk des Landgerichts Bochum
12.4.1929 Geburt des Sohnes Karl-Wilhelm Poli in Bochum
Zuzug am 9.12./12.12.1932 von Herdecke nach Witten Haus, Rheinscherberg 4
10.05.1933 ist mit dem Vermerk „amtlich“ eine Abmeldung für „alle“ nach Seesen/Harz
Anschrift unleserlich, evtl. Lautenthalerstr. 26
April 1933 als Richter entlassen Amtsgericht Witten
15.3.1934 nach Recklinghausen von Seesen im Harz Gandersheim, bis 5.9.1934 Bochumer Str.75
23.3.1935 erneut von Seesen zur Bochumer Str.75
Bis 4.5.1935 in Recklinghausen, nach Witten, Steinstraße
2.05./4.05.1935 erneuter Zuzug aus Recklinghausen mit dem Vermerk „alle“ nach Witten in die Steinstr. 23. Am 26.10.1935 ist die erneute Abmeldung nach Seesen („alle“) [ohne weitere Angaben] dokumentiert.
26.10.1935 erneute Abmeldung von Witten nach Seesen („alle“)
Bis November 1938 wohnhaft in Seesen
9./ 10.11.1938 verhaftet in Kassel
11.11.-8.12.1938 inhaftiert „Schutzhaft“ im KL Buchenwald
Ehefrau Margarethe Poli in dieser Zeit in Hamburg, Hansastraße, jüdisches Viertel
28.12.1938 Antrag auf den Zusatzvornamen „Israel“ beim Standesamt Petershagen
April 1939 Flucht nach Brüssel mit Frau Margarethe und Sohn Karl-Wilhelm
Mai 1940 Einmarsch der Deutschen in Belgien, Transport in die Lager St. Cyprien, Gurs, Les Milles
Flucht in die Pyrenäen vor dem 5. August 1942
(5.+ 7. August 1942: 1. und 2. Deportationszug aus Gurs nach Drancy, Sammellager)
September 1942 Vater Josef mit „Heimeinkaufvertrag“ ausgeplündert
7.9.1942 Deportation der Eltern Joseph und Jeanette von Kassel nach Theresienstadt Tr XV/1
24.9.1942 Tod des Vaters Joseph Poli in Theresienstadt
5.9.1943 Tod der Mutter Jeanette Poli in Theresienstadt
März 1944 Flucht in die Schweiz
Bis 1946 in einem Dorf im Kanton Schaffhausen
31.Mai 1946 Löschung des Zusatzvornamen „Israel“ beim Standesamt Petershagen
November 1946 Antrag auf Wiedereinstellung
1947 Landesgerichtsrat
Juli 1947 Landgericht Wiesbaden
7.9.1949 Ernennung zum Oberlandesgerichtsrat
1950 Richter am OLG Frankfurt
1953 Mitglied im Deutschen Richterbund
August 1962 auf eigenen Antrag vorzeitig in den Ruhestand versetzt
1964 in Frankfurt Nassauer Straße 36, Oberlandesgerichtsrat; Sohn Karl-Wilhelm als Studienrat hat dieselbe Adresse (Telefonbuch von 1964)
Tod 27.8.1993 in Eltville am Rhein
Quellen
Stadtarchiv Minden Geburtsurkunde
Stadtarchiv Recklinghausen, Hausstandsbuch Bochumer Straße Nr. 75
Stadtarchiv Witten, Meldekartei der Stadt Witten, Buchst. P, Nr. 1260-040, 1260-041
ITS Arolsen
Telefonbuch Frankfurt von 1964
Veröffentlichung der Historischen Kommission für Hessen, Band 86
Georg D. Falk, Entnazifizierung und Kontinuität. Der Wiederaufbau der hessischen Justiz am Beispiel des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main, 531 S., Marburg 2017, Seiten 166-168.
<https://www.neuerichter.de/fileadmin/user_upload/NRV_Hessen_Info_2018_final_web.pdf> nrv Neue Richtervereinigung, Landesverband Hessen, Seite 26f
Archivnachrichten aus Hessen, Landesarchiv Hessen, Heft 18/1. 2018, Seiten 15-17, mit Foto v. Walter Poli, 1947
Hausbuch Recklinghausen, Bochumer Straße
Vielen Dank für den interessanten Eintrag. Ich bin Historiker und war früher Kustos in der Gedenkstätte Buchenwald. Eine Ergänzung:
Inhaftierung im Konzentrationslager Buchenwald, 11.11.1938 bis 08.12.1938
Freundliche Grüße
Harry Stein