Mendel Willi

Willi Zeev Mendel

*13.6.1920 in Wronke Samter, Posen; ✡ 30.1.2007 in Naharija

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Simon Mendel *1.9.1875 in Mogilno, Posen; ✡1943 in Auschwitz

Mutter Johanna Cohn *10.11.1892 in Wronke; ✡ 1943 in Auschwitz

Geschwister

Günter Mordechai Mendel *8.2.1915 in Wronke; ✡ 7.8.2009 in Israel; oo Gerda Hochbaum

Halbbrüder aus 1.Ehe des Vaters 1903 mit Fanny Dobrin (*8.11.1879- ?)

Herbert Mendel *15.3.1904 in Stralkowo; ✡ 1943 in Auschwitz; oo Ruth Singer

Kurt Mendel *1909; ✡2000

Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Berlin; Havelberg; Urfeld

Heirat Rachel Rosel Jäger *25.1.1922 in Essen; ✡22.5.2015 in Naharija

Kinder –

Weiterer Lebensweg

29.7.1936 Einschiffung von Bruder Günther in Triest

3.8.1936 Einreise von Bruder Günther in Haifa mit Arbeiterzertifikat C/LS; er hatte in Berlin eine Tischlerlehre absolviert

Hachschara im Landwerk Halbe

Willi Mendel zur Hachschara ins Landwerk Halbe; von dort Wechsel in das Hachscharalager Urfeld bei Bonn

31.1.1934 wird Friedrich Perlstein in einem Geheimbericht des Regierungspräsidenten erwähnt als Leiter des zuvor von Martin Gerson gegründetem Siedlungsprojekt in Großglagow „Jüdische Landarbeit GmbH“

1935 will die Reichsvertretung der Juden in Deutschland das Anwesen des früheren jüdischen Siedlungsprojektes Halbe zurückkaufen und beauftragt damit den Diplomlandwirt Friedrich Perlstein er schreibt dazu in einem Brief an Walter Peters vom 1. April 1967:

„Dieses Grundstück wurde von mir mit Hilfe der Reichsvertretung der Juden in Deutschland im Frühjahr 1935 angekauft und wurde auf meinen Namen im Grundbuch des Kreises Teltow, Mark, in Wendis[c]h Buchholz eingetragen. Zu dieser Zeit wurden Grundstücke im jüdischen öffentlichen Besitz als Erstes konfisziert und natürlich keine Genehmigung zum Ankauf von Gütern gegeben. So musste privater landwirtschaftlicher Grundbesitz gefunden werden, um jüd. landwirtschaftliche Ausbildungsstellen zu schaffen. Als Diplomlandwirt bekam ich die Genehmigung, den Grundbesitz in Halbe zu kaufen. Nach dem Ankauf stellte ich dieses Grundstück der Reichsvertretung zwecks landwirtschaftlicher Ausbildung zur Verfügung und unter dem Namen ‚Landwerk Halbe‘ begann die erste Ausbildungsstätte der ‚Mittleren Hachscharah‘.“

25.5.1935 -10.11.1938 Perlstein Leiter des Hachschara-Landwerks Halbe

Perlstein bleibt Leiter des Landwerks Halbe bei Berlin bis zu seiner Zerstörung im Novemberpogrom am 10.11.1938

Friedrich Perlstein in einem Brief an das Ausgleichsamt des Kreises Bergstraße vom 7. 2. 1973

„Am 9. November 1938 erschienen Lastautos, gefüllt mit schwarz uniformierten Sturmtruppen. Sie stürmten in die Gebäude und befahlen uns hinter dem Gebäude anzutreten. Es war stock dunkel und wir wurden mit starken Scheinwerfern geblendet. Untermischt mit Schimpfwörtern wurde uns erklärt, dass wir erschossen würden, aber vor der Hinrichtung sollten wir zusehen, wie sie das ‚Judennest‘ vollständig zerstören würden. Sie stohlen, was sie für sich haben wollten und zertrümmerten alles was in bestialischer Weise zerstört werden konnte.
Zum Schluss gaben sie den Befehl das Landwerk Halbe zu verlassen und erklärten mit grausamen Drohungen dass sie morgen zurückkommen wuerden, um sich zu versichern, dass ihr Befehl ausgeführt wurde. Dann bestiegen sie ihre Lastwagen und verschwanden in der Nacht. Das war das Ende des Landwerk Halbe.“

Hachschara in Urfeld

Willi Mendel wechselt von Halbe in das Hachscharalager Urfeld bei Bonn auf dem Dietkirchener Hof zwischen Bonn und Köln-Wesseling, Besitzer war der mit Arthur Stern befreundete nichtjüdische Architekt Albrecht Doering aus Urfeld.

Von 1933 bis 1938/39 war der Dietkirchener Hof als Kibbuz/Beth Chaluz ein Zentrum der Vorbereitung auf die Alija nach Palästina für ca 60 Jugendliche über 18 Jahren.  Das Zentrum des Hechaluz hieß auch Kibbuz Bamaaleh („Bamaaleh“=im Aufstieg), finanziert von dem jüdischen Textilfabrikanten und Architekten Arthur Stern – zu Beginn noch gemeinsam mit der Reichsregierung! Die landwirtschaftliche Ausbildung erfolgte auf Urfelder Bauernhöfen.

Anfang 1938 auch mittlere Hachschara für 15–17-Jährige Chaluzim.

Polenaktion 1938

Die Familie von Rosel Jäger wurde am 28.10.1938 aus Essen nach Zbaszyn abgeschoben.

Minderheitenzählung

17.5.1939 Bruder Herbert mit Frau Ruth und Sohn Peter (*8.9.1936) in Berlin-Mitte, Blumenstraße 20 bei Minderheiten-Volkszählung

17.5.1939 Eltern in Berlin Prenzlauer Berg, Treskowstraße 21 bei Minderheiten-Volkszählung

1.9.1939 Überfall der Wehrmacht auf Polen

Die DORA Alija beth der Urfelder Chaluzim

Juli 1939 mit 10 Chaluzim von Urfeld kommend auf mit Planen gedecktem Lastwagen nach Antwerpen u.a. mit Willi Mendel (*13.6.1920 in Wronke)

16.7.1939 Boarding von 183 Chaluzim in Amsterdam auf der zur Alija Beth von den Mossad-Agenten Jehuda Berginski, Gideon Ruffer und Shmarya Tzameret gekauften SS DORA nach Palästina

17.7.1939 Zustieg von Charlotte Ständig mit den Urfeldern in Antwerpen auf das Alija Beth Schiff SS DORA mit etwa 200 weiteren Chaluzim

17.-19.7.1939 Verzug in Vlissingen (Flushing)

12.8.1939 Ankunft der SS DORA in Palästina; die Chaluzim werden am Strand von Shefayim in der Nähe von Tel Aviv mit Booten illegal ins Land gebracht.

Charlotte Ständig erinnert sich:

„After a month of sailing on the Dora, problems with the foreign crew, on the way we saw a ship from afar with a yellow flag on which people sang the Hatikva. We reached Shefayim near the beach, walked in the water and went up without being discovered, everything was beautifully organized.“

13.8.1939 Am nächsten Tag weiter nach Givat Haim mit einer Gruppe Chaluzim

Dezember 1939 mit der Gruppe nach Raanana

Fabrikaktion in Berlin

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

1.3.1943 Eltern sowie Bruder Herbert mit Frau Ruth und Sohn Peter auf dem 31. Osttransport (Fabrikaktion) von Berlin nach Auschwitz

Gedenken –

Quellen

Peter W. Lande,  Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

https://de.wikipedia.org/wiki/Landwerk_Halbe

Stefanie Perlstein Collection im Center of Jewish History

Bundesarchiv, Abteilung R (Deutsches Reich), „Liste der jüdischen Einwohner im Deutschen Reich 1933–1945“ (kurz: „Residentenliste“). ID-Nr. 492395

http://danielabraham.net/tree/related/dora/

Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

https://www.mappingthelives.org

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Harald Lordick, Landwerk Neuendorf in Brandenburg, in: Kalonymos, 2017, Heft 2

Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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