Perlstein Friedrich

Friedrich Perlstein

*28.3.1904 in Kassel; ✡ 17.3.1979 in Hollywood, Florida

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Juda Julius Perlstein *14.6.1874 in Meimbressen; ✡4.3.1930 in Oberwesel

Mutter Emma Mayer *17.10.1880 in Oberwesel; ✡ September 1962 in New Jersey

Julius und Emma Perlstein am Rhein

Geschwister

Sara Flora Perlstein *27.11.1901 in Kassel; ✡10.4.1966 in Beit Jizchak;

Schwester Flora oo Alfred Weis (*22.9.1903 in Berlin)

Beruf Diplom-Landwirt, Farmer

Adressen Kassel; Berlin; Ahrensdorf; Halbe, Teupitzer Straße 13

Heirat 12.10.1947 in Philadelphia Stefanie Freimark aus Bochum; *17.7.1920 in Würzburg; ✡1.7.2015 in Rosenhayn

Kinder

Leah Perlstein

Ruth Perlstein oo Robin Adair Cole

Jules Perlstein

Weiterer Lebensweg

1919 bis 1922 Gärtnerlehre an der „Israelitische Gartenbauschule Ahlem“

Ausbildung zum Diplom-Landwirt, vermutlich an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin

1928 als Diplom-Landwirt in der Gartenbauschule Ahlem für ein halbes Jahr

31.1.1934 wird Perlstein in einem Geheimbericht des Regierungspräsidenten erwähnt als Leiter des zuvor von Martin Gerson gegründetem Siedlungsprojekt in Großgaglow „Jüdische Landarbeit GmbH“

1935 will die Reichsvertretung der Juden in Deutschland das Anwesen des früheren jüdischen Siedlungsprojektes Halbe zurückkaufen und beauftragt damit den Diplomlandwirt Friedrich Perlstein; er schreibt dazu in einem Brief an Walter Peters vom 1. April 1967:

„Dieses Grundstück wurde von mir mit Hilfe der Reichsvertretung der Juden in Deutschland im Frühjahr 1935 angekauft und wurde auf meinen Namen im Grundbuch des Kreises Teltow, Mark, in Wendis[c]h Buchholz eingetragen. (Zu dieser Zeit wurden Grundstücke im jüdischen öffentlichen Besitz als Erstes konfisziert und natürlich keine Genehmigung zum Ankauf von Gütern gegeben. So musste privater landwirtschaftlicher Grundbesitz gefunden werden, um jüd. landwirtschaftliche Ausbildungsstellen zu schaffen. Als Diplomlandwirt bekam ich die Genehmigung, den Grundbesitz in Halbe zu kaufen. Nach dem Ankauf stellte ich dieses Grundstück der Reichsvertretung zwecks landwirtschaftlicher Ausbildung zur Verfügung und unter dem Namen ‚Landwerk Halbe‘ begann die erste Ausbildungsstätte der ‚Mittleren Hachscharah‘.“

Der Kauf erfolgt weitgehend über Kredite: 6.480 RM (Reichsvertretung RVJD), 4.300 RM (Friedrich Jolowicz, Berliner Makler, 4000 RM (Mutter Emma Perlstein), 3.000 RM (lsraelitische Gartenbauschule Ahlem)

25.5.1935- 10.11.1938 Leiter des Hachschara-Landwerks Halbe, Träger Makkabi Hazair

Seine Mutter Emma Perlstein ist auch unter der Adresse Halbe, Teuplitzer Straße gemeldet

Der zukünftige Schwager Alfred Weis war vermutlich in leitender Funktion in Halbe tätig.

4.-10.12.1936 Perlstein als Dozent für Landwirtschaft eine Woche in Ahrensdorf; Eintrag von Heinz Klebe in seinem Berichtsheft

„In der Woche vom 4.-10. Dezember haben wir fast nicht draußen gearbeitet, da wir theoretischen Unterricht bei Herrn Perlstein hatten.“

Perlstein bleibt Leiter des Landwerks Halbe bei Berlin bis zu seiner Zerstörung im Novemberpogrom am 10.11.1938;

Friedrich Perlstein in einem Brief an das Ausgleichsamt des Kreises Bergstraße vom 7. 2. 1973

„Am 9. November 1938 erschienen Lastautos, gefüllt mit schwarz uniformierten Sturmtruppen. Sie stürmten in die Gebäude und befahlen uns hinter dem Gebäude anzutreten. Es war stock dunkel und wir wurden mit starken Scheinwerfern geblendet. Untermischt mit Schimpfwörtern wurde uns erklärt, dass wir erschossen würden, aber vor der Hinrichtung sollten wir zusehen, wie sie das ‚Judennest‘ vollständig zerstören würden. Sie stohlen, was sie für sich haben wollten und zertrümmerten alles was in bestialischer Weise zerstört werden konnte.
Zum Schluss gaben sie den Befehl das Landwerk Halbe zu verlassen und erklärten mit grausamen Drohungen dass sie morgen zurückkommen wuerden, um sich zu versichern, dass ihr Befehl ausgeführt wurde. Dann bestiegen sie ihre Lastwagen und verschwanden in der Nacht. Das war das Ende des Landwerk Halbe.“

25.1.1939 Bescheinigung des Bürgermeisters von Halbe

„Hiermit bescheinige ich dem Diplomlandwirt Herrn Friedrich Perlstein aus Halbe, Teupitzerstr. 13, dass er seit dem 27. Mai 1935 bis zum 10. November 1938 sowohl die landwirtschaftliche Schule des Landwerks Halbe wie auch den dazugehörenden landwirtschaftlichen und gärtnerischen Lehrbetrieb mit ausgezeichnetem Fachwissen und ordnungsgemäss geführt hat.
Wir bestätigen gern, dass Herr Perlstein insbesondere es verstanden hat, dass zum Landwerk gehörende brachliegende Land zu bester Kultur zu bringen.“

Verkauf des Landwerks Halbe für 21000 RM

6.4.1939 Flucht nach England

8.-17.4.1939 auf der SS SAMARIA von Liverpool nach Boston; Heimatadresse Mutter Emma in Halbe; Zieladresse Onkel Hermann Perlstein in Portsmouth

17.5.1939 Schwester Flora mit Ehemann Alfred und Tochter Tana in Halbe bei Minderheiten-Volkszählung

24.8.1939 Ankunft von Schwester Flora mit Ehemann Alfred und Tochter Tana in Haifa

1939 (vermutlich) Flucht der Mutter in die Dominikanische Republik

Dezember 1939 in die Dominikanische Republik im Auftrag der Dominican Settlement Association DORSA und Besuch der Mutter: Perlstein fungiert dort zunächst als Stelvertretender, nach Erkrankung des Leiters Rosen als Direktor der Colonidad in Sousa bei Puerto Plata

13.-18.11.1940 Friedrich Perlstein auf der SS BORINQUEN von Ciudad Trujillo nach New York

Letzter Wohnort New York, Kontaktadresse Dominican Settlement Association;

erfolgreicher Aufbau eines landwirtschaftlichen Siedlungsprojekt in Sousa ; Dominican Republik Settlement Association (DORSA) in der Dominikanische Republik, Sosua Settlement in Puerto Plata

4.-10.3.1941 Mutter Emma auf der SS BORINQUEN von Ciudad Trujillo nach New York

Ab 1944 ist David Stern Direktor in Sousa

Nach 1945 kauft er in Deerfield, bei Bridgeton, New Jersey die verlassene Baron Dettirsh Farm, wo er mit der Familie lebt; die Familie führt die Farm nach seinem Tode weiter

12.10.1947 Heirat in Philadelphia Stefanie Freimark aus Bochum

1947 Schwester Flora mit Tochter Tana auf der SS MARINE CARP von Haifa nach New York

Heimatadresse Kfar Beit Jizchak

Zieladresse Bruder Friedrich in Bridgeton

Gedenken

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Peter W. Lande,  Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

https://www.tributearchive.com/obituaries/19284433/Stefanie-Perlstein

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

https://de.wikipedia.org/wiki/Landwerk_Halbe

Stefanie Perlstein Collection im Center of Jewish History

U.S. Sterbe-Verzeichnis der Sozialversicherung (SSDI)

Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 6509); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 6530); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7294); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85

Herbert Fiedler, Eine Geschichte der Hachschara; Verein Internationale Begegnungsstätte Hachschara-Landwerk Ahrensdorf e.V

Herbert und Ruth Fiedler, Hachschara, Hentrich & Hentrich 2004

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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