Schönholz Walter Kurt

Schönholz Walter Kurt * 23.1.1923 in Recklinghausen; ✡18.3.2016 in Walnut Creek

1929-1933 Israelitische Volksschule

Gymnasium Petrinum Ostern Nr. 5540, von 1933 bis 1937; abgemeldet mit „ausgewandert“

Mit Vater Max und Großvater Lemann Schönholz

Vater  Max Schönholz *4.3.1891 in Borgentreich, Petriner Nr. 3137, ✡ 11.12.1968 Kfar Shmaryahu, Israel

Mutter Anna Karoline Ettlinger *2.9.1897 in Bruchsal Baden; Heirat 23.12.1921, 1935 geschieden, ermordet am 2.9.40 Tötungsanstalt Brandenburg/Havel „Euthanasie“

Großeltern Lemann Schönholz und Bella Rintels

Stiefmutter Ruth Sophie Sternau *24.6.1902, Heirat 24.1.1936

Großcousin Heinz-Ludwig Rhee *19.8.1915 in Recklinghausen, Petriner Nr. 4968

Heirat

1952 in USA mit Ilse Edith Sternberg *4.2.1924 in Bochum; ✡9.6.1994,

Beruf Arzt, Professor für Medizinische Mikrobiologie

Kinder

Naomi Schoenholz *10.12.1956

Michael L Schoenholz *8.8.1959

Daniel F Schoenholz *1.4.1963

Weitere Lebensdaten

1.4.1933 reichsweiter Juden-Boykott

Walter Schönholz erlebte den Boykott-Tag als Zehnjähriger. Großvater Sanitätsrat Schönholz und Vater hatten angesichts der Agitation in den Tagen zuvor die Stadt auf Anraten christlicher Freunde „zur Erholung“ für ein paar Tage verlassen. In der Innenstadt sah er SA-Posten vor dem Textilkaufhaus Alsberg an der Breite Straße und vor anderen Geschäften mit Schildern, „manche mit sehr gemeinem Wortlaut“. 

Vor der Praxis seines Vaters, Martinistr. 30a, standen zwei SA-Männer mit Plakaten:

„Geht nicht zu jüdischen Ärzten“

„Dort war die Haushälterin meines Großvaters, Josefa Bobbert, eine treue christliche Pommeranerin, die seit 1899 die großelterliche Hauswirtschaft führte und uns nicht verließ, bis wir 1937 auswanderten, gerade dabei, den SA-Leuten die Leviten zu lesen wegen der Unverschämtheit , die sie durch ihre Verhalten einem ehrwürdigen Arzt gegenüber an den Tag legten. Kurz nachdem ich kam, gingen die zwei Posten dann mit ihren Schildern weg und kamen nicht zurück.“

Walter Schönholz musste aber auch am Spätnachmittag als Augenzeuge die Misshandlung des Möbelkaufmanns Erich Königsbuch, Springstr. 4a, auf der gegenüberliegenden Straßenseite miterleben:

„Als ich zum Küchenbalkon ging, sah ich, wie ein jüdischer Kaufmann, der hinter uns wohnte, von SA-Leuten trotz des Flehens seiner Frau und Tochter durch die Einfahrt gezerrt und an der Post auf einen Lastwagen geladen wurde. Vom Vorderzimmer konnte ich das Banner lesen, das auf dem Lastwagen montiert war: `Jude, du hast Land und Leute …`. Niemand kam dem Mann zu Hilfe, auch ich nicht. Ich empfinde noch heute die Machtlosigkeit, welche ich da fühlte.“

1937 kurze landwirtschaftliche Ausbildung Hachschara

4.7.1937 Emigration mit dem Vater und der Stiefmutter Ruth Sofie über Triest nach Haifa

12.7.1937 Ankunft in Haifa auf dem Liner SS GALILEA der Lloyd Triestino

Wohnort: Khar Shmaryahu Herzlia Israel
1938 – 1948 Landwirt in Palästina, Untergrundkämpfer
1948 – 1950 Frontoffizier im Befreiungskrieg (israelische Tankbrigade)
1950 – 1951 Medizinstudium in England
12.9.1951 Flug mit KLM von Amsterdam nach New York, Beruf: Farmer

1952 Heirat Ilse Edith Sternberg; getraut von Rabbiner Dr. Selig Auerbach

1952 – 1958 Studium der Naturwissenschaft in den USA
5.2.1957 Einbürgerung USA Berkeley

1960 Professor für medizinische Mikrobiologie in den USA, New Mexico, dann Illinois
seit 1965 Hayward, Kalifornien
1988 emeritiert
Quellen

Heinz Reuter, Die Juden im Vest Recklinghausen, Vestische Zeitschrift Bd. 77/78, 1978/1979

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Jüdische Holocaust-Gedenkstätten und jüdische Einwohner Deutschlands 1939-1945

https://www.legacy.com/us/obituaries/eastbaytimes/name/dr-walter-schoenholz-obituary?id=16200827

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Jüdische Einwohner Recklinghausens, Sta Re III 6520

Gedenkbuch Opfer und Stätten der Herrschaft, der Verfolgung und des Widerstandes in Recklinghausen 1933-1945

Walter Kurt Schönholz, „Klassenkameraden begannen mich zu meiden“, In „Der Unterricht ging pünktlich weiter“ Klartext Verlag 2016

Bundesarchiv Koblenz. Gedenkbuch, Opfer der Verfolgung unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933 –1945. Stand: 28.2.2020 (www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/)

Ellis Island und andere New York Passagierlisten, 1820-1957

Index to Naturalization in U.S. District Court for the Northern District of California, 1852 – 1989

US-Einbürgerungsregister, Nordkalifornien, 1852-1989

U.S. Sterbe-Verzeichnis der Sozialversicherung (SSDI)

U.S. Behördendaten Verzeichnis

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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