Regina Rahel Harf
*8.1.1920 in Wickrath, Mönchengladbach; ✡ ?
Staatsangehörigkeit polnisch
Vater Moritz Moshe Harf *2011.1885 in Wickrath; ✡ 26.3.1942 in Riga
Mutter Klara Broria Marx *16.12.1887 in Wevelinghoven; ✡12.1.1930 in Wickrath
Zweite Ehe des Vaters 1931 mit Helene Franken *12.1.1892 in Friesheim
Geschwister
Siegfried Harf *18.11.1914 in Wickrath; ✡11.7.1948 in Israel (Schlacht bei Biru)
Beruf landwirtschaftliche Praktikantin; Näherin
Adressen Wickrath, Rheindahlener Straße 46; Hamburg; Hattenhof;
Heirat
15.9.1946 Heirat in Stockholm mit dem paläst. Staatsbürger Stephen Neuland
18.11.1947 in Israel Haim Karl Brimer aus Hamburg; ✡März 1987 in Israel; Abteilungsleiter im Finanzamt Tel Aviv, 1976 pensioniert, dann Steuerberater tätig;
Kinder ?
Weiterer Lebensweg
Vater war von Beruf Retuscheur
1926 -1934 Besuch der evangelischen Volksschule in Wickrath
Dezember 1932 Umzug in den vom Vater gebauten Neubau
1934 Bruder Siegfried zur Hachschara nach Hamburg
1935-36 Haustochter bei der Familie Max Reinemann in München- Gladbach
7.9.1936 Ankunft von Bruder Siegfried auf der SS JERUSALEM in Haifa
1936-1939 Kindermädchen im Haushalt von Dr. med. Julius Ochs in Köln; später wohl auch Assistentin in der Arztpraxis
10.11.1938 Verwüstung des elterlichen Wohnhauses in der Pogromnacht
1939 Ausbildung von Regina Harf als Näherin in Hamburg Grindel vermutlich in der Jüdischen Fachschule für Schneiderinnen; Internatsschule des Mädchenwaisenhauses im Laufgraben;
1.8. – 29.10.1939 bei den Eltern
Das jüdische Umschulungslager Gehringshof
30.10.1939 Anmeldung von Regina Harf zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Gehringshof in Hattenhof bei Fulda; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD.
Der Gehringshof wurde 1929 erworben von der Kibbuz-Haddati-Bewegung, Mitglied im Bachad, zuvor in Betzenrod und Rodges, ab April 1934 auch Kibbuz Hag Shamash
Die Ausbildung erfolgte auch auf den umliegenden Bauernhöfen. Neben dem Gehringshof bestanden in Hessen Hachscharalager in Grüsen, Külte bei Volkmarsen und Lohnberghütte bei Weilburg.
Sie lernt dort hebräisch, was in Riga sie ins „Kommando Rosenberg“ bringt
Die Auflösung des Gehringshofes
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennungen in „Jüdisches Arbeitseinsatzlager“ oder „Forst-und Ernteeinsatzlager“; der Einsatz erfolgte auf Weisung lokaler Behörden/Arbeitsämter.
Juli -September 1941 Auflösung der Hachscharalager z.B von Ahrensdorf, Gut Winkel. Havelberg; Verlegungen in das Landwerk Neuendorf und Steckelsdorf oder in Westfalen die Arbeitseinsatzlager Paderborn und Bielefeld.
Die Auflösung des Gehringshofs erfolgte im Verlauf des Sommers 1941 auf Druck der Behörden.
24.8.1941 Regina Harf abgemeldet aus dem Gehringshof, Hattenhof nach Wickrath
Die letzten Chaluzim zumeist Madrichim wurden am 5. Oktober 1941 abgemeldet
September – Dezember 1941 Zwangsarbeit als Näherin (Herstellung Herrenbekleidung, Wehrmachtsuniformen)
Die Deportation der Familie Harf nach Riga
November 1941 Deportationsbefehl der Gestapo für 22 Mitglieder der Familie Harf
Verbringung aus Wickrath in das Sammellager Viehhallen Schlachthof Düsseldorf
11.12.1941 10.30 Uhr deportiert mit Vater und Stiefmutter mit 1007 Juden, ab Güterbahnhof Düsseldorf-Derendorf in Richtung Wuppertal über Berlin-Anhalter-Bahnhof nach Riga
13.12.1941 kurz vor Mitternacht Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Laderampe vereist
14.12.1941 morgens Fußmarsch ins Ghetto Riga
Regina zunächst mit Schneeräumen beschäftigt; dann im „Kommando (Alfred) Rosenberg“ (Sortieren der von den Häftlingen mitgebrachten Bücher)
März 1942 beide Eltern ermordet im Hochwald von Bikernieki in der „Dünamünde-Aktion Cousin Siegmund Harf ist Polizist der Gruppe Düsseldorf im Ghetto, später Judenältester in Libau
Seine Frau Emma Harf geb. Zander ist Sekretärin des Ghetto-Kommandanten Krause
Der angeheiratete Cousin des Vaters Friedrich Frankenberg ist Leiter der Ghettopolizei
Blinddarm-OP im Ghetto-Lazarett
November 1943 als Näherin ins Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung;
eingesetzt in Spilve beim Bau des Flughafens; in Mühlgraben bei der AEG zum Batterierecycling
Ende Juli 1944 wegen Knieverletzung ins Krankenrevier des KL Kaiserwald, sie entgeht so der Selektion
28.7.1944 Selektion in Strasdenhof: Alle Personen unter 15 und über 50 Jahren werden selektiert und in „Gas-Lastern“ erstickt.
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
Sie kommt ins wieder ABA 701
Verlegung nach Libau
30.9.1944 Zwangsarbeiter des ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland
1.10.1944 Ankunft Libau, SS-Sonderlager in Lettland, Arbeit im Hafen
22.12. 1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 14 Lagerinhaftierte kommen um
19. 2. 1945 200 Häftlinge von Libau auf einem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachter „Balkan“ über die Ostsee erst Richtung Lübeck, wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg
27.2.1945 Ankunft in Hamburg, von der Gestapo in Gefängniswagen vom Hafen nach Fuhlsbüttel
27.2.1945 – 11.4.1945 Polizeigefängnis Fuhlsbüttel „Kola-Fu“, Zuchthaus und Konzentrationslager
12.-15.4.1945 86 km Fußmarsch nach Kiel, ins „Arbeitserziehungslager“ (AEL) „Nordmark“ in Hassee, Außenlager des KL Neuengamme in Kiel.
Rettungsaktion „Graf Bernadotte“ durch das Schwedische Rote Kreuz
Nach Verhandlungen des schwedischen Graf Bernadotte und Norbert Masur vom World Jewish Congress, Stockholm mit Heinrich Himmler nahe Berlin werden unter anderem 153 jüdische Häftlinge und ihre Kinder aus dem AEL Nordmark nach Schweden freigelassen.
1.5.1945 153 Juden mit weißen Bussen des Roten Kreuz nach Pattburg, Dänemark, Entlausung in der Quarantänestation; dort kommen sie mit dem Rot-Kreuz Rettungszug-Frauen aus Ravensbrück zusammen; weiter mit dem Zug nach Kopenhagen
2.5.1945 mit der Fähre nach Malmö; erste Quarantäne ca. 10 Tage
3.5.1945 Mellersta Förstadsskolan Malmö
13.5.1945 in Smålandsstenar, Schweden in Quarantäne
4.5.1945 Befreiung des AEL Nordmark Hassee durch britische „Royal Army“
13.5.1945 nach Smålandsstenar in Quarantäne in Landskrona
8.6.1945 IRC-Recreation-Camp, Holsbybrunn Lidingo Schweden
16.7.1945 laut ärztlichem Attest: gesund
23.8.1945 wohnt sie Filvägen 8, Midsommarkransen, Stockholm. c/o Aronson.
in der Familie als Kindermädchen und Dienstmädchen. 100 Kronen per Monat.
Dez. 1945 nach Ryds Brunn Camp
30.3.1946 Näherin in der Fabrik Lundin & Co für Konfektionskleidung, für 65 Kronen/ Woche. Wohnadresse ist der Arbeitgeber ,Ramhammarsvägen 28, Ulvsunda, Stockholm.
15.9.1946 Heirat in Stockholm mit dem paläst. Staatsbürger Stephen Neuland
4.11.1946 Antrag auf Visum, ihr Mann ist Stefan Neuland in Palästina
27.11.1946 Infolge der „Scheineheschließung“ bekommt sie ein Einreisezertifikat für Palästina, das es ihr ermöglicht, legal als Ehefrau bis zum 31.3.1947 nach Palästina einzureisen. Der Seemann Stephen Neuland hat dies gegen Bezahlung wiederholt so praktiziert
9.2.1947 Emigration nach Palästina
18.11.1947 in Israel Haim Karl Brimer aus Hamburg;
März 1987 Tod des Mannes Haim Karl Brimer in Israel
26.7.1981 Interview mit Regina Brimer
1995 wohnt sie in Rishon Le Zion
Gedenken
1995 Pages of Testimony für den Vater und die Stiefmutter von Regina Brimer
Quellen
Interview mit Regina Brimer 26.7.1981
Collections Search – United States Holocaust Memorial Museum (ushmm.org)
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1006456
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1006582
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411211-16.jpg
http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/78790374
Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316
BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf