Herman Koritschoner, später Korycan
*6.8.1915 in Brno, Brünn Tschechien; +10.8.2009 in Akron, Ohio
Staatsangehörigkeit tschechisch, staatenlos; 1973 USA
Vater Hugo Koritschoner *7.1.1883 in Ober Wisternitz, Haus Nr. 43
Heirat der Eltern 1911 in Wien
Mutter Adela Koritschonerova geb. Lustig *10.11.1883 in Humpolec; + 9.9.1943 in Auschwitz
Geschwister
Ilse Koritschoner *12.10.1912 in Brno; oo Walter Rooz(1913-1997); +10.5.2013 in Florida
Herta Koritschonerova, Zwillingsschwester*6.8.1915 in Brno; + 9.9.1943 in Auschwitz
Beruf ?
Adressen Brno
Heirat 25.11.1941 in Brünn Cäcilie Miriam Guttmann *23.4.1919 in Smilno; Verkäuferin;+19.3.2011 in Akron, Ohio
Kinder
Peter Korycan; *29.8.1948; oo Susan Vegso
George Korycan *29.8.1948; oo Theresa
Weiterer Lebensweg
12.12.1941 Transport H/G, Nr. 126 von Brno -> Theresienstadt mit Mutter (Nr.124) und Zwillingsschwester Herta (Nr.125)
Heirat in Theresienstadt mit Cäcilie Guttmann, nyni (=jetzt) Koritschonerova
9.1.1942 Fußmarsch von Theresienstadt zur Bahnstation Bauschowitz
9.1.1942 Bahnstation Bauschowitz, Leitmeritz Transport O, Nr. 129 in 3. Klasse -Wagen nach Riga
15.1.1942 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga
6.9.1943 Schwester Herta und Mutter Adela Transport Dl von Theresienstadt->Auschwitz
Juli-November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung
November 1943 im Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
?-15.4.1945 Herman in KL Bergen-Belsen
29.9.- 3.10.1944 140 Zwangsarbeiter ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland
13.-14.10. 1944 Die letzten 50 Männer, 10 junge Frauen mit der „Drechtdijk“ auch „Drächtig“ nach Libau
SS-Sonderlager Libau in Lettland, Arbeit im Hafen, Be- und Entladen von Schiffen
22.10.1944 Fliegerangriff auf Libau mit zwei Toten unter den Häftlingen
22.12.1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 14 Lagerinhaftierte kommen um
19. 2. 1945 Ehefrau Cäcilie von Libau auf dem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachter „Balkan“ über die Ostsee erst Richtung Lübeck, wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg
27.2.1945 Ankunft in Hamburg, von der Gestapo in Gefängniswagen vom Hafen nach Fuhlsbüttel
27.2.1945 – 11.4.1945 Polizeigefängnis Fuhlsbüttel „Kola-Fu“, Zuchthaus und Konzentrationslager
Deportation aus dem KoLaFu Hamburg nach Bergen Belsen
März 1945 Herbert Schultz (zuvor Leiter des „Arbeitsamtes“ in Riga muss) Transporte der im KoLaFu gefangenen Männer zusammenstellen). Die ersten 27 Männer bestimmt Schultz nach dem Alphabet von A-H, aber auch einzelne andere) zum Transport nach Bergen-Belsen
Es fanden zwei Transporte statt, wohl am 17.3 und 27.3 1945 mit 27 bzw. 28 Männern per LKW
Bertold Kohn (selbst nicht in Bergen-Belsen) schreibt:
„„Eines Tages begann die Leitung des Gefängnisses, die Leute unserer Gruppe zu einem Marsch nach Bergen Belsen zu schicken. Sie begannen nach dem Alphabet. Adler Georg war einer der ersten, der nach Bergen Belsen geschickt wurde. Der zweite, an den ich mich erinnere, war Ardow, Eleazar. Ardow sind auf dem Marsch seine Füße erfroren“.
Zeugenaussage von Alfred Cohnen im Prozess gegen SS-Obersturmführer Maywald:
„Dort (Fuhlsbüttel) blieb ich bis zum 16. März und kam dann mit noch 27 Männer Bergen-Belsen, 10 Tage später folgten weitere 28 Männer von uns. Zum Glück hatten wir unterwegs eine Autopanne, sonst wären unsre Frauen und die Übrigen alle auch nach Bergen-Belsen gekommen. So kam der Rest von unseren Leuten nach ein 4-tägigen Fußmarsch am 15. April in das KZ-Lager Kiel-Hassee. Von den 56 in Bergen-Belsen sind innerhalb weniger Tage 22 gestorben. Wir bekam täglich ½ Ltr. Wassersuppe (Steckrüben) und kein Brot. Am 15 April würde Bergen-Belsen durch die englische Armee befreit.“
Für den 2. Transport von KoLaFu nach Bergen Belsen sucht Herbert Schultz auch ihm missliebige Männer aus, die in Opposition zu ihm standen; der LKW bleibt auf der Fahrt nach Bergen Belsen liegen. Deshalb konnten keine weiteren Transporte der Libau-Gruppe erfolgen.
In Bergen-Belsen grassieren wegen der katastrophalen Bedingungen Fleckfieber und andere Endemien.
April 1945 Fleckfieberepidemie im KL Bergen-Belsen verhindert „Evakuierung“ des Lagers
12. /13. 4.1945 lokales Waffenstillstandsabkommen zwischen Wehrmacht und der Royal Army
15.4.1945 die 11. Panzerdivision übernimmt das zur neutralen Zone erklärte KL Buchenwald
12.-15.4.1945 Cäcilie auf 86 km Fußmarsch nach Kiel, ins „Arbeitserziehungslager“ (AEL) „Nordmark“ in Hassee, Außenlager des KL Neuengamme in Kiel
Rettungsaktion „Graf Bernadotte“ durch das Schwedische Rote Kreuz
Nach Verhandlungen des schwedischen Graf Bernadotte und Norbert Masur vom World Jewish Congress, Stockholm mit Heinrich Himmler nahe Berlin werden unter anderen 153 jüdische Häftlinge und ihre Kinder nach Schweden freigelassen.
1.5.1945 Cäcilie mit 153 Juden mit weißen Bussen des Roten Kreuz nach Pattburg, Dänemark, Entlausung in der Quarantänestation; weiter mit dem Zug nach Kopenhagen
2.5.1945 mit der Fähre nach Malmö; erste Quarantäne ca. 10 Tage
4.6.1945 Cäcilie in Varnamo
12.10.1945 Cäcilie in Hvita korset, Almhult
1945/1946 in Brno, Tschechien
1967 Erlaubnis in den USA zu wohnen
18.7.1972 US-Einbürgerung von Cäcilie
11.9.1973 US-Einbürgerung in Chicago
10.8.2009 Tod in Akron, Ohio
Gedenken
1995 Pages of Testimony für Mutter Adele und Schwester Herta von Schwester Ilse Rooz
Quellen
https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/101901-adela-koritschonerova/
U.S. Sterbe-Verzeichnis der Sozialversicherung (SSDI)
U.S. Behördendaten Verzeichnis
Auskunft des Stadtarchiv von Brno
Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984
Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945
Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020
Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick (Hrsg.), Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020
Mein besonderer Dank gebührt Fred Zimmak für die großzügige Unterstützung meiner Recherchen.
Hallo Herr Dr. Wittstamm,
ich bin ja nach wie vor mit der Familie Koritschoner aus Oberwisternitz beschäftigt.
Im Rahmen meiner Recherchen hat mir das Stadtarchiv von Brno mitgeteilt, dass Hermann Koritschoner und Cäcilie Guttmann am 25.11.1941 in Brünn (also nicht in Theresienstadt) geheiratet haben.
Mit freundlichem Gruß
Jürgen Schad