Hannelore Zydower
*17.1.1924 in Münster; +7.2.1975 in Schweden
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Vater Simon Zydower *20.3.1885 in Gnesen; Tod in Riga
Mutter Clara Mendel *5.4.1891 in Coesfeld; 4.5.1905 zur Ausbildung nach Gelsenkirchen; +20.2.1942 in Hannover, am ehesten im jüdischen Krankenhaus Ellernstraße
Geschwister
keine
Beruf „Arbeiterin“
Adressen Münster; Hannover, Wißmannstraße 11; Vetlanda, Kullgatan 12 B
Heirat 29.12.1945 (amtlich) Gösta Gustav Wilhelm Strand *7.4.1911 in Nora; Tapezierer; +7.2.1993 in Vetlanda
Kinder
Tochter Strand; oo Vernerson
Weiterer Lebensweg
4 Jahr Volkschule und 4 Jahre Mittelschule. 2 Jahre Anstellung als Hausgehilfe.
17.5.1939 mit den Eltern in Hannover Wißmannstraße 11 bei Minderheiten-Volkszählung
Dort wohnte auch der Leiter der jüdischen Ghettopolizei in Riga, Sektion L Herbert Perl
September 1941 Zwangsumzug mit dem Vater nach Hannover-Ahlem Gartenbauschule, Wunstorfer Straße 16 a
15.12.1941 Transport Hannover nach Skirotawa, Riga
1.2.1942 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga
Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung
November 1943 im Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
29.9.- 3.10.1944 140 Zwangsarbeiter ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland
13.-14.10. 1944 Die letzten 50 Männer, 10 junge Frauen mit der „Drechtdijk“ auch „Drächtig“ nach Libau
SS-Sonderlager Libau in Lettland, Arbeit im Hafen, Be- und Entladen von Schiffen
22.10.1944 Fliegerangriff auf Libau mit zwei Toten unter den Häftlingen
22.12.1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 14 Lagerinhaftierte kommen um
19. 2. 1945 200 Häftlinge von Libau auf dem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachter „Balkan“ über die Ostsee erst Richtung Lübeck, wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg;
10 junge Männer bleiben bei der SS in Libau zurück und werden am 9.5.1945 in Libau befreit
27.2.1945 Ankunft in Hamburg, von der Gestapo in Gefängniswagen vom Hafen nach Fuhlsbüttel
27.2.1945 – 11.4.1945 Polizeigefängnis Fuhlsbüttel „Kola-Fu“, Zuchthaus und Konzentrationslager
12.-15.4.1945 86 km Fußmarsch nach Kiel, ins „Arbeitserziehungslager“ (AEL) „Nordmark“ in Hassee, Außenlager des KL Neuengamme in Kiel.
Rettungsaktion „Graf Bernadotte“ durch das Schwedische Rote Kreuz
Nach Verhandlungen des schwedischen Graf Bernadotte und Norbert Masur vom World Jewish Congress, Stockholm mit Heinrich Himmler nahe Berlin werden 168 jüdische Häftlinge und ihre Kinder nach Schweden freigelassen.
1.5.1945 153 Juden mit weißen Bussen des Roten Kreuz nach Pattburg, Dänemark, Entlausung in der Quarantänestation; weiter mit dem Zug nach Kopenhagen
2.5.1945 mit der Fähre nach Malmö; erste Quarantäne ca. 10 Tage
4.5.1945 Befreiung des AEL Nordmark Hassee durch britische „Royal Army“
2.5. – 16.5.1945 in Malmö.
16.5 – 15.6.1945 war sie in Krankenhaus in Norrköping
15.6.1945 in Holsbybrunn, Ausländerheim. Spricht ein bisschen englisch
Sie möchte in die USA auswandern, wo sie eine Cousine hat: Agnes von Potter, 610 West 110th Street, New York.
2. und 23.7.1945 schreibt Leonhard Cohn, Drömstigen 29, Smedslätten, Stockholm an die Staatliche Ausländerkommission, dass er sie als Hausgehilfe anstellen will, aber sie braucht Legitimation. Unklar, ob es wird.
1.10.1945 Antrag Arbeitserlaubnis in Helsingborg Gummifabrik
1 – 7.11.1945 Aufenthalt in Göteborg, amerikanische Botschaft
Letzte Wohnadresse, Kullgatan 12 B, Vetlanda
7.2.1975 in Schweden
Gedenken
20.10.2010 Stolperstein für Vater Simon Zydower in der Wißmannstraße 11, Hannover
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939 https://www.mappingthelives.org/
Anita Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017
https://www.wikiwand.com/de/Liste_der_Stolpersteine_in_Hannover#/S%C3%BCdstadt-Bult
http://hallolinden-db.de/files/2010.06.01_Namen_der_Opfer_aus_der_Wssmannstrasse.pdf
Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011
Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984
Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945
Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020
Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick (Hrsg.), Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020
Mein besonderer Dank gebührt Fred Zimmak für die großzügige Unterstützung meiner Recherchen.