Manfred Perlstein
* 13.5.1924 in Gelsenkirchen; Tod vor dem 8.5.1945
Staatsangehörigkeit deutsch
Buchenwald – Häftlingsnummer 82399
Vater Max Perlstein * 18.9.1891 in Dorsten; Metzger, Taxator; Shanghai; ✡ 30.6.1974 Bad Nauheim
Mutter Rosa Kiwi *24.2.1894 in Posen; Riga; ✡ 1944 in Stutthof
Geschwister
Edith Perlstein *10.5.1920 in Gelsenkirchen; oo Abraham Lipschin; Riga; nach dem 22.11.1944 Tod in Stutthof
Beruf Landarbeiter
Adressen Gelsenkirchen, Schalker Straße 92, Kaiserstraße 39
Heirat –
Kinder –
Weiterer Lebensweg
17.5.1939 in Gelsenkirchen mit den Eltern und Schwester Edith bei Minderheiten-Volkszählung

Manfred Perlstein 1940 zur landwirtschaftlichen Ausbildung in das Hachschara-Lager Havelberg; Hachscharalager auf dem Jagdgehöft Barella, Waldgehöft in Havelberg, Damlacker Weg (Jagdgehöft Barella im Besitz von Rechtsanwalt Siegfried Freund aus Berlin; bestand von 1935 -Sommer 1941) Leiter Artur Posnanski

Havelberg 1940 hinten Artur Posnanski (2.v.l.), Horst Buchholz, Manfred Perlstein, Kurt Ingwer, Siegbert Dralek, Harry Skurnik, Hermann Pelikan, Leo Wolf; außerdem Lilo Rothenstein, Liddi Pauline Gerechter, Uschi Abrahams, Margot Josephs, Gustel Hartogsohn, Leo Wolf, Fred Overländer (vorn; die Namensangaben sind fraglich, Zahl stimmt nicht)
Dezember 1941 Ankündigung der „Umsiedlung in den Osten“
24.-27.1.1942 Sammellager Wildenbruchhalle, Gelsenkirchen
27.1.1942 Transport Gelsenkirchen über Dortmund nach Skirotawa; Riga, Ghetto
1.2.1942 Ankunft Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto
30.3.1942 2. Dünamünde-Aktion im Ghetto Riga;
Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung

2.11.1943 Große Selektion bei Auflösung des Ghetto
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga und seiner Außenlager
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
6.8-9.8.1944 1. Großer Transport mit der „Bremerhaven“ von Riga nach Danzig
9.8.1944 Ankunft Stutthof

13.8.1944 Deportation von 1300 Männern aus Stutthof
16.8.1944 Ankunft von Manfred mit 1300 Männern aus Stutthoff in Buchenwald
4 Wochen im Quarantänelager im KL Buchenwald, Unterbringung in Wehrmachtspferdeställen und Zelten
16.9.1944 Deportation in das Außenlager des KL Buchenwald an der Brüllstraße in Bochum, angegliedert der Geschossfabrik des Bochumer Verein; mit dem Zug von Buchenwald nach Bochum; 18.9.1944 Unterbringung in Baracken auf der Brüllstraße nahe dem Bochumer Verein; 88 mm Panzer-Granatenhülsen-Produktion

16.9.1944 Deportation in das Außenlager Bochumer Verein, Brüllstraße, Bochum
18.3.1945 wurden die beiden Bochumer Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald, das AL Bochumer Verein und das AL Eisen- und Hüttenwerke AG geräumt
18.3.1945 Auflösung des Außenlagers Brüllstraße, Rücktransport von 1361 Häftlingen nach Buchenwald
21.3.1945 Ankunft von 1326 Häftlingen im KL Buchenwald, zunächst alle in „Kleine Lager“, Perlstein in der Baracke 51
3.4.1945 (Ostern) ins Arbeitskommando „53“, Kalksteinbruch der SS

Dann offensichtlich in den Block 22 für jüdische Jugendliche gewechselt
Artur Posnanski, Blockschreiber in Block 57, berichtet:
„In Buchenwald traf ich noch Manfred Perlstein und Friedrich Diamant, die beide auf Hachschara mit uns waren. Ich bat sie dringend, mit mir ins sogenannte kleine Lager zu kommen, wo ich Blockschreiber für einen Block von 2000 Häftlingen war. Aber beide haben meinen Rat nicht befolgt und ich habe sie nicht wiedergefunden.“
Das Ende des KL Buchenwald
5.4.1945 Himmlers Befehl zur Evakuierung von Buchenwald (47500 Häftlinge);
6.-10.4.1945 Die SS beginnt mit der Evakuierung des Konzentrationslagers; etwa 28.000 Häftlinge des Stammlagers und mindestens 10.000 Häftlinge der Außenlager werden auf insgesamt 60 Marschrouten – meist zu Fuß – auf die Todesmärsche getrieben, 12000 (Schätzung) kommen auf diesen Märschen um.
6.4. 1945 von den ca. 6000 Juden im Lager, können etwa 3000 versteckt werden; 3105 Juden werden im Lager zusammengetrieben, in den Werkshallen der DAW (Deutsche Ausrüstungswerke) eingesperrt und Richtung Flossenburg in Marsch gesetzt
7.4.1945 Todeszug nach Dachau verlässt Weimar mit ca. 7000 Häftlingen
10.4.1945 9.280 Insassen haben an diesem Tag Buchenwald in zwei Kolonnen verlassen. Die SS kündigt für den folgenden Tag die vollständige Räumung des Lagers an.
Evakuierung des KL Buchenwald in Güterwaggons nach Theresienstadt, Flossenbürg und Dachau
11.4.1945 Befreiung von Buchenwald durch das 37. Panzerbataillon der 4. US-Panzerdivision
Todesdatum und Ort von Manfred Perlstein sind unbekannt, vermutlich auf einem Todesmarsch umgekommen
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Artur Posnanski, Ein Nach-Auschwitz-Bericht, autobiografischer Bericht für die UNO, 1985; in: Träume und Hoffnungen Heft 5, Ahrensdorf, undatiert
https://collections.arolsen-archives.org/archive/6799837/?p=1&s=Perlstein%20%201924&doc_id=6799838
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de943470
http://www.dorsten-unterm-hakenkreuz.de/
Jüdische Bürger – Dorstener wie andere auch. Doch ihr Schicksal bestimmten die anderen
Gedenkbuch der Opfer der Shoa aus Bochum und Wattenscheid, 2000
Manfred Keller, Spuren im Stein, ein Bochumer Friedhof als Spiegel jüdischer Geschichte, 1997
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_420127.html
Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Vermutlich auf Hachschara, landwirtschaftliche Ausbildung
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984