Heinemann Hugo

Heinemann Hugo, Mutter Emma Stern und Halbbruder Max Stern; ca 1928/29

* 10.9.1924 als uneheliches Kind in Bochum; ✡30.1.2022 in Rheda

Staatsangehörigkeit deutsch, „Mischling ersten Grades“

Häftlingsnummer Auschwitz Nr.104946; Flossenbürg Nr.46567;

Vater Ferdinand Dolio (auch Dolga); katholisch

Mutter Emma Heinemann *26.7.1897 in Rheda; Haushälterin; Tod in Riga; 1. Ehe mit Joseph Stern;

Ehe der Mutter mit Joseph Max Stern; Trennung ca. 1922 (Scheidung?)

Großeltern Julius und Berta Heinemann, Rheda

Onkel Hugo Heinemann *26.10.1893 in Rheda; Schlosser; 1916 Kriegsgefangenschaft; Dortmund; ✡ in Riga

Tante Frieda Rosalie Heinemann *2.4.1900 in Rheda oo Heinrich Wehner

Geschwister

Halbbruder Max Stern *25.2.1922 in Dortmund; Kellner; Tod wohl in Auschwitz

Beruf Pflasterer; Schlosser

Adressen Bochum; Setterich, Geilenkirchen Hauptstraße 70; Dortmund, I. Bickestr. 9, Papengarten 14; Rheda-Wiedenbrück

Heirat in Rheda 1950 standesamtlich, 1953 kirchlich mit Margaretha Leineweber *9.7.1929; ✡26.9.2020

Kinder zwei Töchter

Weiterer Lebensweg

Als Kind katholisch getauft

8 Jahre Volksschule

10.11.1938 verhaftet im Novemberpogrom; in Schutzhaft in Sachsenhausen

Geldkarte Buchenwald Onkel Hugo Heinemann

12.11.-12.12.1938 Onkel Hugo Heinemann im Novemberpogrom in Schutzhaft in Buchenwald, Schwester Frieda Wehner aus Rheda schickt Geld

17.5.1939 in Dortmund bei Minderheitenzählung

17.5.1939 Mutter und Halbbruder Max Stern in Dortmund-Hörde, I. Bickestr. 9 bei Minderheitenzählung

19.11. 1941 auf von der Dortmunder Gestapo an den Oberbürgermeister verschickten Liste der zur Deportation vorgesehenen Dortmunder Juden stehen neben Hugo Heinemann auch noch seine Mutter und der Halbbruder Max Stern, der sich später durch Flucht in die Niederlande vor der Deportation entzogen hat.

13.12.1941 Onkel Hugo Heinemann (*1893) über Bielefeld nach Riga (nicht auf den Transportlisten; Schwager Heinrich Wehner berichtet, dass Hugo sich am 10.12.1942 (wohl 1941) in Bielefeld melden musste

24.1.1942 Bruder Max bringt seine Mutter noch zur Meldestelle; Emma Stern in den großen Saal der Gaststätte Börse, nahe HBF Dortmund

1938 und 1942 Bruder Max zweimal für einige Monate verhaftet wegen „Missachtung der Ausgangssperre“, er kam zu spät aus dem Luftschutzbunker (1938 Überschreiten der Sperrstunde) (1942 Abreissen des gelben Sterns, um unerkannt in den Luftschutzbunker zu gelangen).

20.-24.10.1942 Deportation aus Dortmund nach Mauthausen

27.1.1942 Mutter Emma auf dem Transport Dortmund -> Riga

1.2.1942 Mutter Emma Ankunft Riga-Skirotawa; Fußmarsch ins Ghetto

27.2.1943 Hugo verhaftet in Dortmund in der deutschlandweiten „Fabrikaktion“

1.3.1943 deutschlandweite „Fabrikaktion“; der Saal der Gastwirtschaft Gerold am Brackeler Hellweg war in Dortmund die Sammelstelle für die etwa 300 zur Deportation bestimmten jüdischen Arbeiter und ihre Familienangehörigen aus dem Regierungsbezirk Arnsberg

Transport 2.3.1943 ab Dortmund

2.3.1943 vom Dortmunder Südbahnhof über Bielefeld nach Auschwitz

3.3.1943 eingeliefert in Auschwitz, bekommt Auschwitz Nr.104946

3.8.1943 Halbbruder Max von Mauthausen nach Auschwitz deportiert

März 1943 Ankunft in Auschwitz Monowitz, Block 10 ; Aufbau der BUNA-Anlagen im „Zementkommando“ mit Isi Philipp, später Elektrikerkommando; hier wohl zusammen mit Leo Diament

18.1.1945 Beginn der „Evakuierung“ von Auschwitz, Todesmarsch nach Gleiwitz; in offenen Güterwaggons durch Tschechien, ursprüngliches Ziel Mauthausen in Österreich, Irrfahrt über 10-12 Tage, dann umgeleitet über Dresden nach Sachsenhausen;

Quarantäne, untergebracht in den Holzbaracken des Sachsenhausen-Außenlagers auf dem Gelände der Heinkel-Werke in Oranienburg

6.2.1945 von Oranienburg nach Flossenbürg deportiert u.a. mit einer Gruppe

Erich Kempner, Überlebender; Rosa Kywi geb. Kempner, Recklinghausen ist eine Großtante;

dem ebenfalls aus Dortmund stammenden Norbert Schweitzer

der Ungar Heilbronn, Henryk
Zeitzeuge Justin Sonder, Bericht auf BR, https://www.youtube.com/watch?v=xb7Twu2RQeI

6.2.1945 Ankunft im KL Flossenbürg;

Messerschmidt-Fertigungshalle Gedenkstätte Flossenbürg

Arbeit in verschiedenen Kommandos als angeblicher Schlosser u.a. in der Produktion des Jagdflugzeugs Messerschmidt Bf 109

16.4.1945 die SS- Wachmannschaft zieht ab und stellt das Lager unter die Verwaltung des Bürgermeisters von Flossenbürg. Eine weiße Fahne auf dem Dach der Kommandantur gehisst

17.4.1945 Rückkehr der SS in das KL Flossenbürg , Vernichtung der Akten

20.4.1945 14.000 Häftlinge in vier Marschsäulen nach Dachau

1526 im Lager zurückgelassen, 350 Tote an Flecktyphus und ca. 400 an TBC und Entkräftung

17.4.1945 Verladung von 2000 Männern in Güterwagons der Reichsbahn Richtung Dachau;

Beschuss der Lokomotive in Floss, nach Lokwechsel Weiterfahrt

Bombardement von Schwandorf und Zerstörung der Gleise

Der Häftlingszug bleibt bei Nabburg stehen

Weiterfahrt nach Schwarzenfeld

erneut irrtümlicher Beschuss durch amerikanische Kampfflugzeuge –

133 Häftlinge in Schwarzenfeld von der SS erschossen

weiter zu Fuß Richtung Dachau über Neunburg vorm Wald, Neukirchen-Balbini, Stamsried, Pösing, Wetterfeld

Neunburg vorm Walde 160 Tote im Wald verscharrt

23.4.1945 Massaker von Pösing, 52 Männer SS im Gemeindehölzl von Wetterfeld erschossen oder erschlagen

23.4.1945 Befreiung, die US Army erreicht Wetterfeld und Flossenbürg;

Über Alzenau, Warburg zu Fuß nach Rheda zur Familie Heinemann

1.6.1945 Ankunft in Rheda bei seiner Tante Frieda Wehner

1950 standesamtliche Heirat

1953 kirchliche Heirat nach Konvertierung zum katholischen Glauben

35 Jahre in der Verlagsgemeinschaft Rheda; Betriebsrat; aktives SPD-Mitglied

1.5.2005 erstmals bereit zu Interview mit Marion Pokorra-Brockschmidt

2013 Erster Preisträger des Dr. Lüning-Preis durch die SPD Rheda

30.1.2022 Tod in Rheda

Gedenken

21.8.1980 Page of Testimony von Hugo Heinemann für Halbbruder Max und seine Mutter Emma

Stolperstein für Mutter Emma Heinemann in Rheda, Kleine Straße

31.1.2022 Nachruf in der „Neuen Westfäischen“ Lokalteil Rheda- Wiedenbrück von Marion Pokorra-Brockschmidt

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Sterberegister 1870-1940 Deutschland, Nordrhein-Westfalen (Arnsberg, Detmold und Münster)

Filmdoku auf BR 23.4.2015; www.youtube.com/watch?v=xb7Twu2RQeI

https://www.statistik-des-holocaust.de/HPB_Heinemann%20Hugo.jpg

https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/10884959?s=Heinemann%20Hugo&t=225056&p=1

https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/6079176?s=Heynemann%20Hugo&t=0&p=1

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=en&s_id=&s_lastName=Heinemann&s_firstName=&s_place=Rheda&s_dateOfBirth=&cluster=true

https://www.westfalen-blatt.de/owl/kreis-guetersloh/rheda-wiedenbrueck/rhedaer-auschwitz-uberlebender-97-jahrig-gestorben-2527970

Preußische Verlustlisten vom 1.11.1915 Seite 9779

Preußische Verlustlisten vom 16.12.1916 Seite 16851

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302_9.jpg

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de976391

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de977190

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1006985

https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=11518496&ind=1

https://www.rheda-wiedenbrueck.de/dateien/downloads/broschuere-stolpersteine-rw-web-261018.pdf?cid=f8w

Hubert Schneider, Die Entjudung des Wohnraums: Judenhäuser in Bochum; Münster, 2010

Gedenkbuch der Opfer der Shoa aus Bochum und Wattenscheid, 2000

Manfred Keller, Spuren im Stein, ein Bochumer Friedhof als Spiegel jüdischer Geschichte, 1997

Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420127_Dortmund20.jpg

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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